Das Corona-Jahr 2020 verschiebt die Nachfrage im Immobilienmarkt: Mehr Menschen dürften Wohnungen und Häuser in Gegenden suchen, die etwas weiter entfernt von den grossen Städten liegen – und wo Preise und Mieten tiefer sind. Diese Prognose macht die UBS in einer neuen Analyse.

Die Begründung lässt sich mit einem geflügelten Wort umschreiben: Home Office.

Seit dieser Woche arbeitet ein schöner Teil der Bevölkerung wieder von zuhause aus. Und auch in der ferneren Zukunft dürften viele Büroangestellte zumindest gelegentlich einen Arbeitstag im Home Office verbringen: Bis in fünf Jahren sollten das doppelt so viele wie heute sein, so die Einschätzung der Bank.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Mehr Platz für das Geld

Falls das alltägliche Pendeln ins Büro entfällt, spielt die Nähe zum Arbeitsplatz eine kleinere Rolle. Und dadurch werden Wohnorte attraktiver: Städte und Gegenden, wo Mieter und Hauskäuferinnen mehr Platz für ihr Geld erhalten – das Churer Rheintal beispielsweise, die Region um den Bodensee oder das Unterwallis.

«Home Office wird zum Game Changer im Immobilienmarkt», glaubt UBS-Experte Claudio Saputelli.

Auch in Ferienorten dürfte die Nachfrage steigen: Mehr Menschen leisten sich eine Immobilie in den Bergen, weil sie gelegentlich von der Ferienwohnung oder vom Chalet aus arbeiten wollen. In den wichtigsten Bergregionen stiegen die Preise letztes Jahr bereits so stark wie seit 2012 nicht mehr.

Dass neue Regionen populär werden, heisst allerdings nicht, dass das Wohnen in den Zentren plötzlich viel günstiger wird: Vielmehr sollten die Preise und Mieten dort lediglich etwas weniger stark steigen als bisher.

Sofaecke und Stehtische statt Grossraumbüro

Auch im Büromarkt wird die Verbreitung von Home Office viel in Bewegung bringen.

Die UBS sagt hier drei Entwicklungen voraus:

  • Die Lage des Büros wird noch wichtiger, weil mehr Mitarbeitende einen längeren Arbeitsweg auf sich nehmen. Dies steigert die Nachfrage nach gut erreichbaren Flächen in den Zentren – und sorgt für noch mehr leere Büroflächen in der Peripherie.
  • Unternehmen werden kurzfristig zusätzlich Räume mieten wollen für die Tage, an denen besonders viele Mitarbeitende in die Büros kommen – in der Branche spricht man von «Flex Office».
  • Die Qualität der Räumlichkeiten spielt künftig eine noch grössere Rolle. Das Büro dient verstärkt als Ort, wo sich die Mitarbeitende treffen und austauschen.
  • Unattraktive Grossraumbüros werden seltener, ansehnliche Räumlichkeiten mit Stehtischen, Lounges, Sofas und Kaffeeecken häufiger anzutreffen sein.

«Die Unternehmen müssen ihren Angestellten künftig etwas bieten», glaubt UBS-Experte Claudio Saputelli.

Lunch Topics: Scharfe Business-News
Ihnen gefällt diese Artikel-Auswahl? Abonnieren Sie den Newsletter der «Handelszeitung»-Chefredaktion, werktags zur Mittagszeit.