Die Krawalle in England sind scheinbar von einem Tag auf den anderen entstanden. Es waren hauptsächlich Jugendliche, die in den ersten Stunden der Unruhen durch die Strassen von London gezogen sind, randaliert und zerstört haben.

Vernetzt durch moderne Kommunikationsmittel wuchs die Zahl der Randalierer schnell an - so alarmierend schnell, dass der britische Premierminister David Cameron mit der Sperrung vonTwitter und Facebook gedroht hat. Dabei liegt die Quote der jungen Arbeitslosen in Grossbritannien «nur» bei 19.6 Prozent. Der Durchschnitt in den EU-Staaten liegt bei etwa 20 Prozent.

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In Spanien hat die Jugendarbeitslosigkeit im Juni 45,7 Prozent erreicht. Dies bedeutet, dass in einem Land mit über 47 Millionen Einwohnern fast jeder zweite Mensch zwischen 15 und 24 Jahren keine Arbeit hat. Finanzkrise und falsche Politik fordern ihren Tribut.

Griechen die zweitletzten

In Griechenland ist die Lage ähnlich schlimm. Die Griechen sind die zweitletzten auf dieser traurigen Liste. Sie kommen mit ihren 38,5 Prozent gleich nach der Slowakei mit 33,3 Prozent Jugendarbeitslosigkeit.  Die Jugend dort hat keine Perspektiven und keine erbauende Zukunft vor Augen. 

In der Schweiz hatten gemäss dem Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) in der gleichen Zeit nur 2.5 Prozent der Jugenlichen keine Arbeit. Diese Zahl ist verglichen mit den Zahlen aus der EU eine Spitzenleistung sondergleichen. Aber kann man diese Zahlen überhaupt miteinander vergleichen?  

George Sheldon, Professor für Arbeitsmarkt- und Industrieökonomie an der Uni Basel sagt: Im allgemeinen könne man das. Allerdings gäbe es einige Punkte zu beachten. «Ein Grund dafür, dass die Arbeitslosigkeit der Jugendlichen in der Schweiz im internationalen Vergleich so niedrig ist, ist, dass  Lehrlinge als Erwerbspersonen gezählt werden, aber während der  Lehrzeit praktisch nicht kündbar sind.», sagt Sheldon. Damit blähen sie die den Nenner der Arbeitslosenquote (=Arbeitslosenzahl/Erwerbspersonenzahl) auf und senken die Arbeitslosenquote.

Höchste Lehrlingsquote der Welt

Dazu habe die Schweiz die höchste Lehrlingsquote der Welt. In Ländern, in denen eine ausgebaute Berufslehre fehlen würde, seien die Jugendlichen entweder erwerbstätig, und würden somit zu den Erwerbspersonen zählen, oder sie seien in der Schule und würden nicht zum Erwerbspersonenbestand gezählt.

Gemäss Sheldon sind die schweizerischen Zahlen also durch die grosse Anzahl an Lehrlingen nicht zu 100 Prozent vergleichbar. Trotzdem, im Juni 2011 hatten gemäss SECO nur 13'934 junge Schweizer gar keine berufliche Beschäftigung, also auch keine Lehre. Vergleicht man dies mit den fünf Millionen europäischen Jugendlichen, die ohne Job da stehen, ist dies eine gute Leistung.

 

EU-27-Durchschnitt im Vergleich zur Schweiz, Stand Juni 2001

 

Quelle: Spiegel/ Statistisches Bundesamt:Eurostat / Staatssekretariat für Wirtschaft SECO

1) Personen in Privathaushalten im Alter von 15 bis 24 Jahren, ohne Wehrpflichtige und Zivildienstleistende
2) für Deutschland, Finnland, Österreich: Trendschätzung
3) für 2011 Berichtsmonat April
4) für 2011 Berichtsmonat März