Der Vorschlag von Multimilliardär Bill Gates hat weltweit für Schlagzeilen gesorgt: Der Microsoft-Gründer kann sich vorstellen, Roboter zu besteuern. Solche Abgaben auf intelligenten Maschinen könnten dazu dienen, die wachsende ökonomische Ungleichheit zu bekämpfen, die wegen der Automatisierung in der Industrie droht.

Der reichste Mann der Welt sieht eine Robotersteuer als Möglichkeit, um sinnstiftende Tätigkeiten für Menschen zu finanzieren. Es gehe darum, Angestellten, die wegen der Automatisierung ihren Jobs verlieren, neue Aufgaben zu ermöglichen – etwa in der Alterspflege oder im Erziehungswesen.

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«Es wird sicherlich Steuern geben, die mit der Automatisierung zusammenhängen», sagte Gates in dem Interview mit dem US-Videoportal Quartz. «Ich glaube nicht, dass die Roboterhersteller empört sein werden, dass es eine Steuer geben könnte», ergänzte er.

Roboter und Wohlstand sind verknüpft

Bei einem der bekanntesten Roboterhersteller weltweit stösst der Vorschlag des US-Milliardärs allerdings auf keine Gegenliebe: ABB-Chef Ulrich Spiesshofer hält wenig davon, Robotik zu besteuern, wie er gegenüber dem US-TV-Sender CNBC erklärte: «Robotik zu besteuern ist in etwa so intelligent, wie Software zu besteuern, es sind beides Werkzeuge zur Produktivitätssteigerung. Man sollte nicht Werkzeuge besteuern, sondern das damit erzielte Resultat.»

Für Spiesshofer sind Roboter und Automatisierung mit Wohlstand und wirtschaftlichem Erfolg verknüpft. «Deutschland, Japan, Südkorea haben den höchsten Grad an Automatisierung mit mehr als 300 Robotern pro 10'000 Arbeitskräften. Und sie haben die tiefsten Arbeitslosenraten», so Spiesshofer. Robotik fördere Wettbewerb und Produktivität und schaffe Jobs.

Robotik sticht bei ABB heraus

Der ABB-Chef glaubt nicht, dass Roboter den Menschen die Arbeit wegnehmen. «Weltweit haben heute mehr Leute Arbeit als jemals zuvor. Weniger Leute leben unter der Armutsgrenze als jemals zuvor. Und Roboter und Automatisierung haben wesentlich dazu beigetragen», sagte er in dem Interview.

Ulrich Spiesshofers Karriere ist eng mit Robotik verknüpft: Vor seinem Auftstieg zum Chef war er bei ABB für die Robotik-Division zuständig. Ihm gelang es, die zuvor kriselnde Division wieder zum Erfolg zu führen. Auch als ABB-Chef setzt Spiesshofer grosse Hoffnungen auf die Robotik: Er bezeichnet sie als «Rock Star» unter den Aktivitäten des Elektrokonzerns.

Thema im französischen Wahlkampf

Es läuft derzeit eine weltweite Debatte über neuartige Steuern auf Maschinen. In der Schweiz macht sich etwa der Genfer Rechtsprofessor Xavier Oberson für das Konzept stark. Der französische Präsidentschaftsbewerber Benoît Hamon sieht Steuern auf Robotern als Weg, um ein bedingungsloses Grundeinkommen zu finanzieren. Auch im EU-Parlament war eine Robotiksteuer kürzlich Thema – die Abgeordneten verwarfen den Vorschlag allerdings.