SNB-Thomas Jordan bleibt stoisch: Auch wenn bei der Medienkonferenz zur Geldpolitik Journalistinnen und Journalisten immer und immer wieder nach möglichen Zinssenkungen fragen, jetzt, wo die Inflation doch gebannt zu sein scheint, blieb er cool: Nein, Zinssenkungen waren bei der jüngsten geldpolitischen Lagebeurteilungen kein Thema. «Wenn Sie unsere Inflationsprognose anschauen, dann sehen Sie, dass die monetären Bedingungen angemessen sind», dozierte er.

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Die Schweizerische Nationalbank (SNB) und ihr Direktoriumspräsident sind keine Freunde von abrupten Kurswechseln. Daher hat die SNB ihre Zinspause verlängert und der Leitzins wird zum zweiten Mal 1,75 Prozent belassen - wie erwartet.

Die US-Notenbank Fed hatte dagegen am Mittwochabend für ein Feuerwerk an den Weltbörsen gesorgt. Denn die US-Notenbanker haben zum ersten Mal  ganz klar sinkende Leitzinsen für das kommende Jahr in Aussicht gestellt. Das trieb den deutschen Aktienindex Dax über die Marke von 17'000 Punkten.  

SNB will keine Devisen mehr verkaufen

Neben den Leitzinsen ist für die SNB aber der Wechselkurs des Franken ein wichtiger Hebel der Geldpolitik. Und hier gab es eine wichtige Änderung in der Kommunikation: So stellt die SNB «Devisenverkäufe nicht mehr in den Vordergrund», wie Jordan erklärte. Im Klartext: Die SNB will den Franken zu Euro nicht weiter aufwerten lassen.

Diese Ankündigung liess den Euro zum Franken aufwerten, er kostete am Donnerstagvormittag rund 95 Rappen. Zuletzt hatte der Franken zum Euro an Wert gewonnen, auch unter Einbeziehung der unterschiedlichen Inflationsraten. Die Frankenaufwertung dämpft den Preisanstieg in der Schweiz, weil aus der Eurozone importierte Waren in Franken gerechnet günstiger werden. 

In Sachen Die SNB bleibt bei ihrer vorsichtigen Linie, rüstet aber verbal etwas ab: Im September hatte die Notenbank noch weitere Zinserhöhungen für möglich gehalten, davon ist nun keine Rede mehr. «Der zugrundeliegende Inflationsdruck hat im Vergleich zu September weiter leicht abgenommen, und unsere bedingte Inflationsprognose liegt nun erstmals seit längerem wieder über den gesamten Prognosezeitraum innerhalb des Bereichs der Preisstabilität», begründete Jordan.

Die Teuerung war zuletzt auf noch 1,4 Prozent gefallen und liegt damit wieder im Zielband einer Inflation von unter 2 Prozent, den die SNB als Geldwertstabilität definiert. Doch die Notenbank traut dem Frieden aber noch nicht und hält die Inflation für noch nicht besiegt. «Für die kommenden Monate ist zu erwarten, dass die Inflation aufgrund von höheren Strompreisen und Mieten sowie der Anhebung der Mehrwertsteuer wieder etwas zunehmen wird», heisst es. 

Dennoch senkte die SNB ihre Inflationsprognose: Für das Gesamtjahr rechnet sie neu mit einer Teuerung von noch 2,1 Prozent, im September hatte sie noch 2,2 Prozent erwartet. 

Für die kommenden Jahre rechnet die Notenbank dann mit deutlich tieferen Inflationsraten. Für das Jahr 2024 erwartet sie 1,9 Prozent – die alte Prognose ging noch von 2,2 Prozent aus. 2025 sollte dann die Inflation auf 1,6 Prozent sinken (alte Prognose: 1,9 Prozent).

 

Unverändert liess die Notenbank ihrer Wachstumsprognose für 2023: Für dieses Jahr stellt sie ein BIP-Wachstum von 1 Prozent in Aussicht. «In den kommenden Quartalen dürfte das Wachstum schwach ausfallen», hiess es. Für das kommende Jahr erwartet die SNB dann nur noch ein Wachstum «zwischen 0,5 und 1 Prozent». 

Jordan schloss nicht aus, dass auch die Schweiz in eine Rezession abgleiten könnte; dies sei zu befürchten, wenn die Wirtschaft im Ausland - vor allem in Europa - sich noch stärker abkühlen sollte. 

Volkswirtinnen kommentierten den SNB-Entscheid als wenig überraschend, unter dem Strich seien «die Ausführungen recht zurückhaltend», wie Nadia Gharbi, Senior Economist bei Pictet Wealth Management in einem Kommentar schrieb. Die Experten der Migrosbank rechnen nun mit einem «längerem Verharren des Leitzinses auf dem aktuellen Niveau.»

EZB wird die Füsse ebenfalls stillhalten

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) berät an diesem Vormittag in Frankfurt auf ihrer letzten geldpolitischen Sitzung in diesem Jahr über eine erneute Zinspause.

Experten halten es für ausgemacht, dass sie auch diesmal den Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, und der am Finanzmarkt der massgebliche Zins ist, auf dem Rekordniveau von 4,0 Prozent belassen.

(mit Agenturmaterial)

Holger Alich
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