Tiefer Wasserpegel im Rhein: Folgt jetzt der Benzinpreis-Schock?

Wer Auto fährt, hat schon lange Grund zum Klagen. Der Ukraine-Krieg hat den Preis an der Zapfsäule in diesem Jahr um über einen Viertel in die Höhe getrieben, der Liter Bleifrei 98 kostet aktuell 2.36 Franken laut dem TCS. Nun führt der Rhein, auf dem ungefähr ein Drittel des Mineralöls (Benzin, Heizöl, Kerosin, Diesel) in die Schweiz gelangt, gefährlich wenig Wasser. Das könnte den Preis für Benzin – in geringem Umfang – weiter in die Höhe treiben. Und auch andere Warenkosten verteuern, denn über den Rhein werden auch viele andere Güter in die Schweiz verschifft, von Getreide über Spielzeuge aus China bis hin zu Dünger. Etwa 8 Prozent des Schweizer Aussenhandels werden über die Rheinhäfen abgewickelt. Grundsätzlich wird der tiefe Wasserstand an den Schweizer Preisen sehr wenig ändern. Dennoch ist er ein weiteres kostentreibendes Teilchen im Puzzle, welches die Schweizer Nationalbank lösen muss: wie sich die Inflation eindämmen lässt. Und immerhin: Um einige Rappen hat sich der Benzinpreis wegen der höheren Transportkosten auf dem Rhein bereits erhöht nach Schätzung des Branchenverbands der Brenn- und Treibstoffhändler, Avenergy. Die Prognose ist allerdings sehr grob. Die Rheinschiffe sind halbleer im Einsatz Derzeit fliesst der Rhein bei der deutschen Messstation Kaub etwas mehr als 70 Zentimeter hoch. Es ist der niedrigste Stand an diesem Nadelöhr seit 2007. Bereits ab einem Pegel von 1,5 Meter (bei Kaub) können Schiffe nicht mehr voll beladen werden. Das heisst: Derzeit tuckern die Schiffe mehr als halbleer dem Ozean entgegen. Wofür vorher ein Boot reichte, sind jetzt bis zu vier nötig. Dadurch steigen natürlich die Transportkosten. Diese liegen aber ohnehin auf einem hohen Niveau und haben sich seit Russlands Invasion in die Ukraine im Februar mehr als vervierfacht (beim Mineralöl). Denn auch der Diesel für die Rheinschiffe ist teurer geworden. Dazu kommen weitere kostensteigernde Effekte. «Weil Deutschland stärker auf Kohlestrom setzt, hat etwa das Kraftwerk Mannheim 250’000 Tonnen Schiffskapazitäten aufgekauft, um zusätzlich Kohle zu transportieren», sagt Christoph Adam, Geschäftsleitungsmitglied beim Basler Logistiker Ultra-Brag. Der Warenverkehr ist nicht gefährdet Der Schiffstransport auf dem Rhein dürfte diesen Sommer trotz allem gut funktionieren – auch wenn jetzt noch länger kein Regen vom Himmel kommt. Der Pegelstand bei Kaub könnte auf bis zu 40 Zentimeter fallen, bevor der Schiffsverkehr eingestellt wird. Und schon in den letzten Jahren gab es ähnliche Situationen wie aktuell: Im Sommer 2018 stand der Rhein noch niedriger. Sollte nun aber eine Dürre folgen, kommen die Pflichtlager ins Spiel: Die Lager für wichtige Güter stellen sicher, dass der Schweiz in Krisen nicht die Vorräte ausgehen – sogar für Kaffee sind bekanntlich Reserven angelegt. Sollte der Transport auf dem Rhein ausfallen oder zu teuer werden, bieten sich überdies die Bahn oder die Strasse als Alternativen an. Aktuell ist es allerdings viel zu teuer, Schiffsgüter mit dem Camion ins Land zu bringen. «Es braucht etwa siebzig Lastwagen, um die gleiche Menge wie mit einem voll beladenen Schiff zu transportieren», sagt André Auderset, Geschäftsführer der Vereinigung für Schifffahrt und Hafenwirtschaft. Und die Bahn habe derzeit wenig Kapazität. «Die sind ausgelastet», sagt Auderset.Der Preisüberwacher nimmt den Benzinpreis unter die Lupe Der Benzinpreis geht durch die Decke, Autofahren ist teuer wie lange nicht. Das macht Preisbeobachter und Kartellwächter wachsam. ABO

Tiefer Wasserpegel im Rhein: Folgt jetzt der Benzinpreis-Schock?

Wie der tiefe Wasserstand des Rheins den Benzinpreis nach oben treibt