Wo stecken die grössten Risiken für die Konjunktur? Problemfeld Nummer eins ist der Handelsstreit zwischen den USA und China. Problemzone zwei: der Wechselkurs des Frankens zum Euro. Problemfeld drei: Europas Schuldenkrise – und dabei insbesondere das Sorgenkind Italien, wo nächstes Jahr 250 Milliarden Euro an Staatsschulden zur Rückzahlung fällig werden.

Dies besagt eine Umfrage, die Economiesuisse-Chefökonom Rudolf Minsch unter bei Mitgliedern des Vorstands und bei den Branchen des Wirtschaftsverbandes erarbeitet hat. Ebenfalls häufig genannt als Risikofaktor wurde die Beziehung der Schweiz zur Europäischen Union und Gefahren durch die Regulierung.

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Rudolf Minsch präsentierte die kleine Umfrage im Rahmen des Economiesuisse-Wachstumsausblicks für 2019. Sein Fazit: Die Schweizer Wirtschaftsführer sichten die Hälfte der Risiken in Europa. Knapp ein Drittel der ernsthaften Gefahren lauern auf einer globaleren Ebene – und etwa zwanzig Prozent sind hausgemacht, so zum Beispiel auch gewisse Initiativen oder die Entwicklung auf dem Immobilienmarkt

Optimistische Exportbranchen

Insgesamt erwartet Economiesuisse, dass das helvetische Wirtschaftswachstum nächstes Jahr nur noch 1,4 Prozent betragen wird; nach dem BIP-Plus 2018 von etwa 2,7 Prozent wäre dies also fast eine Halbierung. Eine weitere Branchenbefragung des Dachverbandes ergab zum Beispiel, dass die Investitionen 2019 in etwa gleich bleiben dürften (im letzten Jahr hatte ein vergleichbares Panel noch sehr positive Investitionserwartungen geäussert). Deutlich höher erwartet werden indes die Nominallöhne: Im Schnitt der Prognosen sollten die Saläre 2019 um 1,2 Prozent zulegen.

Im Hintergrund steht dabei, dass sich die Beschäftigung in der Schweiz auch nächstes Jahr höher liegen sollte. Denn trotz allem rechnen die grössten Exportbranchen (wie Pharma, Medtech, MEM, Textil, Uhren) mit einer guten Entwicklung 2019. Dasselbe erwarten exportorientierte Dienstleister wie Banken und Hotellerie, dennoch sollte hier die Beschäftigung stagnieren oder gar sinken (Banken). 

Rudolf Minsch, Chefoekonom und Mitglied der Geschaeftsleitung von Economiesuisse an der Medienkonferenz Wirtschaftslage und konjunktureller Ausblick 2019 in Zuerich am Dienstag, 4. Dezember 2018. (KEYSTONE/Walter Bieri)

Weiter aufwärts bei der Beschäftigung: Rudolf Minsch, Chefökonom von Economiesuisse.

Quelle: © KEYSTONE / WALTER BIERI

Dass die Wachstumsprognose von Economiesuisse am Ende trotzdem so ausfällt, liegt unter anderem an einer gewissen Verunsicherung durch die aufgelisteten Risiken. Diese wiederum sorgt dafür, dass die Ausrüstungsinvestitionen zurückgehen werden. Ähnliches gilt für die Bauinvestitionen in der Schweiz: «Während das Ausbaugewerbe immerhin noch leicht zulegen kann, rechnet das Bauhauptgewerbe 2019 mit einem Rückgang», meldet Economiesuisse.

Teuerung? Welche Teuerung?

Unverändert ruhig sollte es an der Inflationsfront bleiben. Rudolf Minsch erinnerte an das Phänomen, dass die Bevölkerung in der Schweiz nicht mit Teuerung rechnet und sie nicht befürchtet – was wiederum dazu beiträgt, dass die Teuerung dann auch tatsächlich in engen Grenzen bleibt. Hinzu kommt, dass die Erdölpreise eher unter Druck sind und der Franken sich wieder etwas aufgewertet hat. 

Das heisst unterm Strich: Die Inflation sollte 2018 knapp unter der Ein-Prozent-Marke verharren, so Economiesuisse. Und sie dürfte auch 2019 lediglich rund 0,8 Prozent betragen. 

Rudolf Minsch äusserte bei der Präsentation in Zürich die Hoffnung, dass die Nationalbank nächstes Jahr aus der ultraexpansiven Geldpolitik aussteigen kann. Leicht steigende Zinsen seien aber frühestens gegen Ende 2019 zu erwarten. 

(rap)