Raphael Schmid: Die künstliche Intelligenz ist derzeit ein hochaktuelles Thema in der Geschäftswelt. Die rasante Entwicklung der Generativen KI, einer Variante der künstlichen Intelligenz, die in der Lage ist, Bilder, Musik oder Texte zu erzeugen, zeigt bereits jetzt ihr Potenzial, den Geschäftsbetrieb in allen Branchen und Prozessen zu verändern. Auch wenn diese Technologie noch in den Kinderschuhen steckt und viele Anwendungsfälle erst in der Identifikationsphase sind, kann das Verständnis ihrer Möglichkeiten, ihrer potenziellen Risiken und ihres grundlegenden Risikomanagements den Unternehmensleitern helfen, bessere Entscheidungen zu treffen.
Die Generative KI-Technologie hat das Potenzial, die Art und Weise zu revolutionieren, wie Organisationen arbeiten und ihre Kunden bedienen - aber damit entstehen auch neue Risiken, die man handhaben muss.
Einige Szenarien für die Implementierung von KI sind bereits verfügbar, andere befinden sich in der Entwicklung oder sind im Aufbau. So geht es in der Fertigungsindustrie um die Erkennung von Anlagenfehlern, bevor Ausfälle eintreten. Im Bankwesen steht die Integration von Biometrie und Computer-Vision zur Authentifizierung von Benutzeridentitäten und Verarbeitung von Dokumenten im Fokus. Bei Dienstleistern können Computer-Mensch-Interaktionen durch Messaging und sprachgesteuerte Anwendungen automatisiert werden (Konversations-KI). Im Gesundheitswesen geht es um das Erfassen und Aufzeichnen von Patienteninteraktionen bei Untersuchungen mittels neurolinguistischer Programmierung (NLP). Generell ermöglicht KI die Erstellung von automatisierten Inhalten: Das umfasst die Erstellung von Blogbeiträgen, Beiträgen für soziale Medien, gezielten E-Mail-Kampagnen und Videoskripten, Musik und Grafiken. Diese können einige Aufgaben von Wissensarbeitern, wie zum Beispiel Schriftstellern, Buchhaltern und Architekten sowohl ergänzen als auch ersetzen.
Die Generative KI ist aber nur so gut wie die Informationen, auf denen sie trainiert wurde. Die Risiken für Unternehmen, die KI einsetzen, erstrecken sich derzeit unter anderem auf Verstösse gegen Urheberrechte, Patent-, Marken- und Ehrverletzungen bis hin zu Diskriminierung.
Raphael Schmid ist Chief Specialty Officer und Mitglied des Executive Committee bei Aon Schweiz. Er und sein Team beraten Unternehmen bei der Entwicklung von innovativen und nachhaltigen Lösungen für den Risikotransferprozess von Finanz- und Technologierisiken. Mit mehr als einem Jahrzehnt Erfahrung im multinationalen Spezialitätengeschäft verfügt Raphael Schmid über ein umfassendes Know-how im Versicherungs-, Makler- und Beratermarkt.
Beim Risikomanagement betrachten wir in der Regel die Häufigkeit und das Ausmass der Risiken. In Bezug auf die Risiken der künstlichen Intelligenz sollten wir die Geschwindigkeiten der sich entwickelnden Risikoprofile hinzufügen, die auf dem explosiven Wachstum und der Annahme dieser Technologie basieren. Die Zunahme der Anwendungsfälle bedeutet auch, dass die Technologie für eine grössere Gruppe von Bedrohungsakteuren zugänglicher wird und die Zugangskosten für sie sinken. Die Risikoauswirkungen auf Cloud-Umgebungen untermauern die Besorgnis über systemische Gefährdungen.
Gleichzeitig erhalten die Cybersicherheitsteams ein neues Instrumentarium, das sie zum Aufbau und zur Aufrechterhaltung der Widerstandsfähigkeit einsetzen können. Zu den Risiken für die Cybersicherheit gehören zum Beispiel Datenschutzverletzungen. KI- und maschinelle Lern- (ML) Systeme sind in hohem Masse auf Daten angewiesen, einschliesslich persönlicher und sensibler Informationen, wie beispielsweise Gesundheitsdaten von Patienten, die für die Unternehmen, die diese Technologie nutzen, essentiell sind. Weitere Risiken umfassen die Erstellung von Phishing-E-Mail-Inhalten, die Möglichkeit, Malware-Code zu schreiben, inklusive dynamischer Malware, mit der Sicherheitstools umgangen werden können, sowie Hacking und Sabotage.
Das Risiko geht über die betriebliche Seite hinaus, es muss eine Priorität der Unternehmensleitung sein. Sich zu sehr auf KI zu verlassen oder zu stark darauf zu setzen, könnte zu problematischen Geschäftsentscheidungen führen oder Wettbewerbsnachteile nach sich ziehen. Gleichzeitig kann auch unentschlossenes Handeln dem Unternehmen schaden. Geschäftsleitungsmitglieder und Geschäftsführer sollten sich des erhöhten Risikos bewusst sein, das die Generative KI für ihr Unternehmen mit sich bringt. Die Sicherstellung eines Deckungsschutzes im Rahmen von D&O-Policen ist von entscheidender Bedeutung. Damit kann man den Personen, die diese Rollen innehaben, genügend Sicherheit geben, damit sie ihre Führungsaufgaben wahrnehmen können.
Jedes Unternehmen muss klar definieren, auf welche Weise und zu welchem Zweck es die Technologie für sein Geschäftsmodell nutzen will. Firmen müssen Prinzipien als Teil der übergreifenden Governance-Strategie festlegen, um sicherzustellen, dass der Einsatz von KI fair und ethisch vertretbar, erklärbar und transparent sowie genau und verantwortungsbewusst ist. Dies über ganze Branchen, unterschiedliche Unternehmensgrössen und den gesamten Globus hinweg zu tun, ist ein schwieriger Prozess, den viele Führungskräfte erst einmal in den Griff bekommen müssen.
Mehrere Versicherungssparten sind erforderlich, um KI-Risiken abzudecken. Dazu gehören neben Risikotransferlösungen für die Organhaftung auch solche für Cyber, die treuhänderische Haftung (Sozialpläne) sowie die Haftung aus Beschäftigungspraktiken (Ansprüche aufgrund von Vorurteilen und Diskriminierung bei arbeitnehmerrechtlichen Entscheiden). Weiter zu nennen sind politische Risiken in Zusammenhang mit Lieferketten und die Abdeckung von Kreditausfällen. Für Technologieunternehmen sind Policen rund um die Berufshaftung und Verletzungen des geistigen Eigentums von gesondertem Interesse. Auch müssen die klassischen Sach- und Betriebshaftpflichtversicherungen im Detail analysiert werden. Aktuelle Versicherungen können bestimmte KI-Risiken abdecken. Es gibt jedoch wesentliche Lücken, die sowohl eine Überarbeitung der bestehenden Versicherungen als auch neue kreative Lösungen erfordern. Dies sollte Organisationen dazu veranlassen, die Versicherungsträger dazu zu bewegen, den Versicherungsschutz zu erweitern und zu klären bzw. alternative Methoden des Risikotransfers in Betracht zu ziehen. Aon verfügt zum Beispiel über eine Taskforce für künstliche Intelligenz, in der Versicherungsberater, Risikoexperten und Makler zusammenkommen, um sinnvolle Innovationen in diesem Bereich mit dem Ziel voranzutreiben, den sich ständig ändernden Anforderungen der Kunden auch zukünftig gerecht zu werden.
Auch wenn wir erst am Anfang der Generativen-KI-Reise stehen, können wir die Lehren aus dem Aufkommen von Internet-Cyber-Risiken und -Lösungen nutzen. Dies gilt auch für immaterielle und materielle Risiken des Internets der Dinge. Durch die Generative KI sind neue Risiken für Unternehmen entstanden, mit denen sie umgehen müssen, wenn sie über Risikokapital und Humankapital nachdenken. Die Entwicklung einer ganzheitlichen Risikomanagementstrategie sollte daher im Fokus stehen. So können Unternehmen die grossen Chancen des technologischen Fortschritts wahrnehmen.
Unternehmen sehen sich heute schnell verändernden, immer komplexeren und miteinander verwobenen Herausforderungen gegenüber. Genau da setzt Aon Schweiz als führendes Dienstleistungsunternehmen mit seinen Beratungsdienstleistungen an. Mit Erfahrung, globaler Präsenz und modernsten Analysemethoden unterstützt Aon Schweiz Firmen dabei, Risiken zu meistern und bessere Entscheide zu treffen. Lokal stark verankert bietet Aon Schweiz Lösungen in den Bereichen:
Commercial Risk Solutions/Direktversicherung: Technologische, ökonomische und geopolitische Veränderungen verursachen eine bisher nicht gekannte Volatilität. Aon ist Unternehmen dabei behilflich, ihre Risikoexposition zu identifizieren, zu quantifizieren und zu verwalten.
Reinsurance Solutions/Rückversicherung: Unternehmen und die öffentliche Hand müssen widerstandsfähiger werden. Aon’s Erfahrung und Know-how unterstützt (Rück)-Versicherer dabei, geeignete Lösungen bereitzustellen.
Health: Herausforderungen rund um die Gesundheit nehmen zu. Arbeitnehmer haben heute verschiedene Bedürfnisse. Aon berät Unternehmen dabei, die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden zu verbessern und gleichzeitig die Kosten unter Kontrolle zu halten.
Wealth/berufliche Vorsorge/Investments: Die Führung von globalen Unternehmen ist anspruchsvoller geworden. Aon hilft Arbeitgebern, Treuhändern und Vermögensverwaltern, Ergebnisse zu optimieren und Anspruchsgruppen eine sicherere Zukunft zu bieten.
Mit über 380 Mitarbeitenden an verschiedenen Standorten in der Schweiz vertreten wir sämtliche Landessprachen. Der Hauptsitz befindet sich in Zürich.
Auf globaler Ebene steht Aon plc (NYSE: AON) dafür, Entscheidungen zum Besseren zu gestalten – um das Leben von Menschen auf der ganzen Welt zu schützen und zu bereichern. Durch fundierte Analysen, unsere globale Reichweite in über 120 Ländern und Territorien und umfassende Expertise in den Bereichen Risiko- und Humankapital, bieten unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseren Kunden massgeschneiderte Beratung und Lösungen. Auf diese Weise geben wir ihnen die Kompetenz und das Vertrauen, um bessere Entscheidungen zum Schutz und Wachstum ihres Unternehmens zu treffen.
Folgen Sie Aon auf LinkedIn, X, Facebook und Instagram. Bleiben Sie auf dem Laufenden, besuchen Sie den Aon Newsroom und melden Sie sich für die News Alerts an.