Viele Gäste waren sichtlich beeindruckt – und filmten per Smartphone mit: Eben hatte der Digitalchef der UBS, Andreas Kubli, auf der Konferenz Finance 2.0 in Zürich die neue Bezahl-App Paymit vorgestellt. Nun zeigte der Werbeclip, was die Anwendung können soll: In wenigen Schritten Geld an Freunde und Bekannte senden – etwa wenn sie im Ausgang die Pizza oder die Kinokarte bezahlt haben. So einfach wie SMS, verspricht der Anbieter.

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Noch in diesem Monat soll die App zu haben sein. Vorbei also die Zeiten, in denen sich Münzgeld im Portemonnaie ansammelte, bis es schwer in der Hosentasche wog? Geht es nach Kubli ist die Antwort klar: «Die Anwendung soll einen viralen Effekt haben und dazu beitragen, dass im Alltag weniger Bargeld gebraucht wird», sagt er. Der Banker verweist auf das «erfolgsversprechende» Vorbild Dänemark.

UBS Paymit hat Dänemark als Vorbild

Dort lancierte die Danske Bank vor gut anderthalb Jahren eine Bezahl-App. Binnen kurzer Zeit wurde Mobile Pay ein durchschlagender Erfolg: Heute nutzen laut Anbieter 1.6 Millionen Menschen in dem nordeuropäischen Land das Angebot – bei insgesamt rund 5.6 Millionen Einwohnern. Fast jeder dritte Däne hat die Anwendung inzwischen auf seinem Smartphone installiert, im Bereich digitales Zahlen hat die Bank damit eine marktbeherrschende Stellung.

Im Gegensatz zum dänischen Vorbild soll UBS Paymit zunächst nur als direkte Verbindung zwischen zwei Nutzern verfügbar sein – in Restaurants und Geschäften selbst kann man vorerst damit nicht bezahlen. Damit verfolgt die UBS einen diametral verschiedenen Ansatz als andere Bezahl-Apps in der Schweiz. Erst soll sich die Anwendung in der Gesellschaft verbreiten – dann wird es auch für Geschäfte und Restaurants interessant, ihre Kassensysteme auf das Bezahlsystem einzurichten, lautet die Strategie.

Drei Erfolgsfaktoren

Denn noch kristallisiert sich keine App heraus, die sich am Ende klar gegen die Konkurrenten durchsetzen kann. Tapit der Swisscom oder Twint von Postfinance sind nur zwei von mehreren am Markt vertretenen Anwendungen prominenter Anbieter. Mobiles Bezahlen per App ist auch bei der Migros Thema: In der zweiten Jahreshälfte will der Anbieter die Migros Bank als Bezahlkanal in die hauseigene App integrieren.

Und weshalb gelang Mobile Pay in Dänemark in so kurzer Zeit ein so durchschlagender Erfolg? «Bei unserer Analyse des Vorbilds Dänemark haben wir im Grunde drei Erfolgsfaktoren ausgemacht», sagt UBS-Mann Kubli. Zum einen müsse die App für jeden zugänglich sein – also auch für Kunden, die ihr Konto bei einer anderen Bank als der UBS haben. «Und das Produkt sollte günstig für den Kunden sein – im Idealfall also kostenlos.» Entsprechend trägt die Bank die Transaktionskosten für die Überweisungen.

UBS arbeitete mit dänischer Designagentur zusammen

Als dritten Erfolgsfaktor hat die UBS die Benutzeroberfläche der Anwendung identifiziert. Sie muss sehr leicht und intuitiv zu bedienen sein, so Kubli. Entsprechend stark ähnelt das Design der UBS-Paymit-App der Benutzeroberfläche des dänischen Vorbilds. Das kommt nicht von ungefähr. Hier folgte die Bank offenbar dem Motto «gut kopiert ist besser als schlecht erfunden» und überliess nichts dem Zufall: Die UBS arbeitete mit dem gleichen dänischen Designbüro zusammen, das auch schon die Oberfläche für die Danske Bank entwickelte. 

Kubli allerdings will die Erwartungen bremsen. Bei der UBS rechnet man mit einer geringeren Marktdurchdringung als dem vergleichbaren Produkt in Dänemark. Denn das nordeuropäische Land ist «in Sachen Digitalisierung etwas weiter als die Schweiz», sagt der Experte. Tatsächlich werden in Dänemark bereits heute selbst Kleinstbeträge im Supermarkt bargeldlos bezahlt – das gilt auch für andere nordische Länder wie Finnland, Schweden, Norwegen oder Island. Im Gegensatz dazu werden in Südeuropa, etwa in Italien, noch immer drei Viertel der kleineren Einkäufe bar erledigt.

Dänemark will Bargeld abschaffen

Einen beeindruckenden Beleg für das Ausmass der Digitalisierung lieferte Dänemarks Regierung erst in der vergangenen Woche: Kopenhagen will kleinere Geschäfte nun gänzlich von den Kosten der Bargeldhaltung befreien. Wer will, soll künftig kein Bargeld mehr annehmen müssen. Davon ist die Schweiz heute noch weit entfernt.