Ich liebe Kino. Doch ein bisschen Nervosität schwingt immer mit, wenn ich mich setze, die Lichter ausgehen und der Film anfängt. Meistens setze ich mich von vornherein an den Rand, nur um sicherzugehen, dass ich im Notfall ohne grossen Aufwand den Saal verlassen kann. Denn je länger der Film, desto grösser der psychologische Druck auf meine Blase. Werde ich durchhalten? Oder werde ich mich mitten im Film mühsam durch die Reihen kämpfen, hier und da auf einen Fuss treten und zur Toilette gehen müssen? Und vor allem: werde ich anschliessend noch verstehen, worum es geht und was in der Zwischenzeit passiert ist?

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Probleme, mit denen offenbar nicht nur ich konfrontiert bin. Und für die es jetzt endlich eine Lösung gibt. RunPee setzt sich gemeinsam mit mir ins Kino und sagt mir, wann es am besten ist, aufs Klo zu gehen. Die App (dank der Werbung für ein Mittel gegen Blasenschwäche kostenlos) hat eine beeindruckende Datenbank an aktuellen Filmen - und jede Handlung auf Momente analysiert, in denen nicht allzu viel passiert. Auch wer zu spät kommt, kann hier die ersten Minuten schnell nachlesen. Nie mehr soll die eigene Blase das Filmvergnügen vermiesen. Ich mache den Test mit «The Theory of Everything», dem Film über das Leben und die Liebe des Physikers Stephen Hawking.

Mein iPhone vibriert und ich renne los

Mit einer Länge von 2 Stunden und 3 Minuten bringt der Streifen mich und meine Blase an die Grenze der Belastbarkeit. Aber dank RunPee wird der Film in leicht verdauliche Häppchen aufgeteilt. Ich starte den Timer wie befohlen in dem Moment, als das Logo von «Focus Feature» ausgeblendet wird. Das erste Mal schickt mich die App nach 42 Minuten ins Bad. Diese Pinkelpause empfehle er besonders, schreibt Dan Florio, Macher der App. Die vier Minuten seien leicht zusammengefasst und die Charaktere machten kaum Entwicklungen durch. Mein iPhone vibriert (im Kino lässt es sich schliesslich schlecht auf das Display gucken) und ich renne los. An dieser Stelle sei verraten: Ich mache den Test zu Hause, auf der Couch. Der Weg zum Kinoklo wäre länger, vier Minuten könnten da knapp werden.

Auf dem Rückweg zum Sitz fasst RunPee dann kurz zusammen, was in der Zwischenzeit passiert ist: Steven hat nach bestandener Doktorprüfung Dinner mit seiner Familie, sie lachen, er hat aufgrund seiner Krankheit zunehmend Schwierigkeiten, zu essen. Er steht auf, schleppt sich zur Treppe, blickt seinen Sohn an, bleibt erschöpft am Fuss der Treppe liegen. Cut - nächster Morgen. Jane, seine Frau, rollt einen Rollstuhl heran. Das sei nur vorübergehend, sagt Stephen. Und schon bin ich wieder drin, ohne dass ich mögliche Sitznachbarn mit der Frage nerven muss, ob ich was verpasst habe.

Die Aussicht auf eine dritte Chance beruhigt

«Wenn Du einen Film siehst, der irgendetwas mit Raumschiffen, Superhelden, Zombies, Robotern oder sonstigen fantastischen Gestalten zu tun hat, dann habe ich wahrscheinlich die Pinkelpausen dafür gemacht», schreibt Dan Florio. Die Idee für die App sei ihm gekommen, als er King Kong im Kino sah. Der Film sei so lang gewesen, dass er ihn am Ende vor lauter Druck auf der Blase nicht mehr habe geniessen können. Als der Affe dann endlich starb, habe er nur noch an die Toilette denken können. Dabei habe es eine Szene mit grossen gruseligen Insekten gegeben, die eigentlich nur wenig zum Film beigetragen habe und die er hervorragend hätte nutzen können. Drei Jahre liess er verstreichen, dann endlich machte er sich an die Arbeit. Im Juli 2009 war die App fertig. Lange sammelten ausser ihm nur seine Mutter und seine Schwester Pinkelpausen für die Filme. Inzwischen gibt es vier weitere freiwillige Helfer.

Nächste Pause (für den Notfall, sagt die App): Nach 59 Minuten. Wieder gibt RunPee mir vier Minuten, doch diese Runde sitze ich aus. Die Aussicht auf eine mögliche dritte Chance nach 1 Stunde und 26 Minuten beruhigt, auch wenn es da nur drei Minuten gibt, bis es im Film wieder ernst wird, weil Hawking sich gerade an das Leben nach dem Luftröhrenschnitt gewöhnt. «Es kommt eine dramatische Szene direkt nach der Pinkelpause, also nicht zu spät kommen», mahnt die App.

Ausgedehnte Toilettenpausen bei «Fifty Shades of Grey»

Nach 2 Stunden und 3 Minuten ist es geschafft. Allerdings sollte ich noch zwei Minuten sitzen bleiben, denn der Abspann lohne sich, sagt Dan. Schöne Grafiken aus dem All, dann wird die Galaxie zur Pupille, es folgt eine «subtile und grossartige Szene», die an dieser Stelle nicht verraten wird. Die restlichen vier Minuten könne man sich dann getrost sparen. Ich bleibe noch ein bisschen sitzen. Schliesslich habe ich es nicht besonders eilig.

Den S&M-Blockbuster «Fifty Shades of Grey» hat sich das RunPee-Team auch schon angeschaut. Gute Nachrichten für schwache Blasen: Ab Minute 53 kann man getrost ausgedehnte Toilettenpausen einlegen. «Es gibt nur sehr wenig Handlungen und keinen Sex», fasst RunPee zusammen.

 

Dieser Artikel erschien zuerst auf Bold Economy – das umfassende Nachrichtenportal zur digitalen Revolution.