100'000 Uhrenbegeisterte strömen in den kommenden acht Tagen nach Basel. Glanz und Glamour, wohin das Auge reicht. Doch dem Gros der Besucher und Aussteller ist an der Baselworld, der weltgrössten Uhren- und Schmuckmesse, kaum zum Feiern zumute. Zu schwer wiegen die Hiobsbotschaften der vergangenen Monate. Gleich am ersten Tag bestimmen Durchhalteparolen den Ton der Verantwortlichen: «Die letzten zwei Jahre waren nicht einfach, aber die meisten Hersteller bleiben kämpferisch», sagt etwa René Kamm, Chef des Messebetreibers MCH Group.

Weder die vielen neuen Modelle der Hersteller noch die Schar an Hostessen oder die gigantischen Stände der Luxusanbieter in Halle 1 das Basler Messegeländes können über die schweren Probleme der Uhrenbranche hinwegtäuschen: Die Baselworld schrumpft in diesem Jahr merklich. Die Zahl der Aussteller sinkt von 1500 auf 1300, es gibt 7000 Quadratmeter weniger Ausstellungsfläche. Vielen Anbietern scheinen die Kosten zu hoch – immerhin schlägt ein kleiner Stand am Rand in Halle 2 bereits mit 10'000 Franken in der Woche zu Buche. Den Veranstaltern gehen Millionen verloren.

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Baselworld-Jubiläum als «Zeichen des Optimismus»

Die Herausforderungen der Baselworld stehen stellvertretend für die grossen Schwierigkeiten, in denen die ganze Branche steckt. Die Erfolgsgeschichten sind vergessen. Zuletzt sanken die Schweizer Uhrenexporte den 20. Monat in Folge. Die hiesigen Hersteller verkaufen im Ausland nur noch so viele Uhren wie zuletzt vor sechs Jahren. Da kann der für die kommenden Jahre erhoffte Boom von Smartwatches nur wenig trösten.

Bundesrat Alain Berset, der die Baselworld feierlich eröffnete, bemühte denn auch den Blick auf die vergangenen Jahrzehnte, um Mut für die Zukunft zu machen: «Die Uhrenindustrie hat Höhen und Tiefen überlebt. Von der Krise in den 1970er Jahren bis zum Höhenflug in den 1990ern», sagte er. Dass die Baselworld nun ihr 100-jähriges Jubiläum feiere, sei sehr wichtig und «ein starkes Zeichen des Optimismus in einer unsicheren Zeit». Immerhin werde kein anderes Produkt im Ausland so sehr mit der Schweiz verbunden, wie die Uhren.

«Die Baselworld muss sich verändern»

Immerhin deuten sich in der Branche tatsächlich erste zaghafte Zeichen der Erholung an. Zuletzt betonte Swatch-Chef Nick Hayek Zuversicht, als er an der Bilanzmedienkonferenz von möglichen Umsatzzuwächsen von bis zu 10 Prozent in diesem Jahr sprach. Auch der Präsident des Schweizerischen Uhrenverbands (FH), Jean-Daniel Pasche, glaubt, dass einige Marken im laufenden Jahr die Verkäufe steigern werden. Die Schweizer Uhrenexporte gesamthaft dürften hingegen verzögert auf die steigende Nachfrage reagieren, sagte er zur Nachrichtenagentur AWP.

Dass nun ausgerechnet die Jubiläumsmesse zur Neufindung der ganzen Branche beitragen soll, lässt sich an dem einen oder anderen Stand vernehmen. Sylvie Ritter, Managing Director der Baselworld, sieht die Veranstalter in der Pflicht, für die Zukunft vorzusorgen: «Die Baselworld muss sich verändern, um den globalen Markt weiterhin abzubilden», sagt sie. Das Motto scheint trotz der Malaise klar: Stillstand ist Rückschritt.