Der Einbruch beim Ölpreis hat Schockwellen durch die Märkte für Hochzins-Anleihen und Energieaktien geschickt. Ein weiteres Opfer: Kunst aus Russland. Die jüngste Verkaufsrunde russischer Kunst bei insgesamt vier Auktionshäusern in London brachte diesen Monat nur 17,2 Millionen Pfund (23,6 Millionen Euro) ein - der niedrigste Wert seit Beginn von Erhebungen im Jahr 2007 und ein Rückgang von 58 Prozent im Vergleich zum Vorjahr laut RussianArtandCulture.com.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Christie’s wird eigenen Angaben zufolge derweil Verkäufe in New York, bei denen es einzig und allein um russische Kunst geht, beenden. Und Mark Moehrke, Chef für Kunst aus Russland bei dem Auktionshaus, verlässt das Unternehmen, wie Bloomberg von einer informierten Person erfuhr.

«Ich befürchte, der Markt ist geschrumpft», sagt William MacDougall, dessen Londoner Firma MacDougall’s sich auf Kunst aus Russland spezialisiert hat. «Russische Sammler kaufen nicht mehr so viel, wie sie es noch vor ein oder zwei Jahren getan haben.»

Vermögen der Millionäre und Milliardäre belastet

Die russische Wirtschaft kämpft mit einem Einbruch beim Ölpreis von mehr als 60 Prozent im Verlaufe der vergangenen zwei Jahre. Hinzu kommen internationale Sanktionen im Zusammenhang mit dem Konflikt um die Ukraine. Beides belastet das Vermögen der Millionäre und Milliardäre, die zu den wichtigsten Käufern russischer Kunst zählen.

«Grossartige Werke finden noch immer Käufer. Aber in Russland herrscht Stillstand», sagt Sonya Bekkerman, die frühere Chefin für russische Gemälde bei Sotheby in New York. «Die Leute machen sich Sorgen um ihre Geschäftsaktivitäten und die Konjunktur.»

Rubel weniger wert

Das russische Bruttoinlandsprodukt hatte sich im dritten Quartal um 4,1 Prozent verringert. Der Rubel verlor gegenüber dem Dollar mehr als 50 Prozent seines Wertes.

«Ich hatte vor kurzem einen ziemlich reichen russischen Kunst-Kunden und er sagte mir, er fühle sich arm wegen der Sanktionen», berichtet Peter Schaffer, Mitbesitzer des Antiquitäten-Ladens A La Vieille Russie in New York. «Eine Menge davon hat wohl etwas mit dem Seelenzustand und nicht der materiellen Lage zu tun. Dieser spezielle Kunde könnte fast ganz Manhattan kaufen.»

Russische Auktionen einst Top-Veranstaltungen

Russische Kunstauktionen von Sotheby’s und Christie’s in New York waren einst Top-Veranstaltungen, welche die Super-Reichen aus Moskau anlockten. Christie’s hatte erstmals 2006 zu einer Auktion in New York geladen, bei der es ausschliesslich um russische Kunst ging. Konkurrent Sotheby’s, der für gewöhnlich zweimal pro Jahr zum Verkauf russischer Kunst nach New York einlud, hat eine solche Veranstaltung seit April 2013 schon nicht mehr abgehalten. Beide Auktionshäuser konsolidieren ihre Aktivitäten rund um russische Kunst nun in London.

«Wenn die Herausforderungen die Erlöse überwiegen, dann hat es einfach keinen Sinn», sagt Bekkerman. «In diesem Geschäft muss man flink sein. Grossartige Kunstwerke werden weiterhin von Amerika nach London geschickt.»

Vom Käufer zum Verkäufer

Doch selbst in der britischen Hauptstadt liegen die Auktionen russischer Kunst 82 Prozent unter dem Hoch von Ende 2007, als noch 96,6 Millionen Pfund an Gemälden und Dekorationsgegenständen bei Christie’s, Sotheby’s, Bonhams und MacDougall’s verkauft worden waren, wie ein Bericht von RussianArtandCulture.com zeigt.

«Viele Käufer, die von 2003 bis 2007 aktiv waren, sind inzwischen zu Verkäufern geworden», sagt Wladimir Owtscharenko, Gründer des Auktionshauses Vladey. Sammler würden zwar noch immer viel Geld für herausragende Kunstwerke ausgeben. Aber sie seien heute abgeneigter, wenn es um aggressive Bewertungen und unterdurchschnittliche Qualität gehe.

(bloomberg/ccr)