Der Kampf um den mobilen Bezahlmarkt wird noch heisser: Unter dem Motto «The coolest way to pay» hat Swatch seine Bellamy-Uhr in der Schweiz lanciert. Das nur Tage nachdem bekannt wurde, dass Apple Pay den Schritt ins Alpenland wagt. Nun bringt Swatch die relativ günstige Uhr (105 Franken) in Kooperation mit Visa Europe und der Cornèrbank in die Schweizer Läden. Seit Oktober letzten Jahres ist die Swatch Bellamy in China auf dem Markt – dort jedoch nicht in Kooperation mit Visa.

Schweizer Kunden können die Swatch Bellamy seit gestern in allen Swatch-Läden erstehen – inklusive der benötigen Cornèrcard, die als Prepaid-Kreditkarte der Uhr beigelegt ist. Im Gegensatz zur Apple Watch, mit der via Apple Pay gezahlt werden kann, ist die Swatch Bellamy keine Smartwatch. «Die DNA der Swatch Bellamy besteht aus Einfachheit, Sicherheit und Unabhängigkeit», sagt Carlo Giordanetti, Creative Director bei Swatch, am Launch-Event in Zürich. Die Uhr sei so simpel zu bedienen und sei mit solch einem sicheren System ausgerüstet, dass sogar Kinder sie nutzen könnten. Zudem sei die Swatch Bellamy im Gegensatz zu anderen kontaktlosen Bezahlsystemen nicht von einem Smartphone abhängig und stehe als eigenes Produkt da.

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Halbwertszeit: Zwei Jahre

Die Aktivierung der Uhr ist simpel: Der Kunde muss sich zunächst auf der angegebenen Website einloggen und die beiliegende Prepaid-Kreditkarte aktivieren. Anschliessend kann er Geld per E-Banking oder Einzahlungsschein auf die Karte laden. Es dauert etwa zwei Tage, bis das Guthaben auf der Karte angekommen ist, dann kann der Nutzer auf Shoppingtour gehen.

Insgesamt können pro Jahr 2'500 Franken auf die Cornèrcard der Swatch Bellamy geladen werden. Die Uhr kann dann während zwei Jahren als Zahlungsmittel verwendet werden – danach läuft die dazugehörige Visa-Karte ab und es muss eine neue Uhr gekauft werden. Das abgelaufene Modell kann trotzdem weiter als normale Uhr verwendet werden. Die Zahlungsfunktion der Swatch Bellamy wirkt sich laut Giordanetti von Swatch nicht auf die Laufzeit der Batterie aus. Diese dürfte also wie bei einer normalen Swatch über zwei Jahre betragen. Beim Konkurrenten Apple sieht das anders aus: Die Apple Watch über die mit Apple Pay gezahlt werden kann, muss jeden Tag aufgeladen werden.

Bezahlung wie mit der kontaktlosen Kreditkarte

Die Swatch Bellamy funktioniert über einen Near Field Communications-Chip, der unter dem Display eingebaut ist. So können Kunden an jedem Terminal, das Zahlungen mit kontaktlosen Kreditkarten ermöglicht, auch mit der Uhr zahlen. Anstatt die Karte aus dem Portemonnaie zu nehmen, kann der Kunde einfach für einige Sekunden seine Swatch Bellamy an das Zahlungsgerät halten und die Transaktion wird abgewickelt. Für Zahlungen über 40 Franken muss ein Pincode eingegeben werden. Die Obergrenze für einzelne Transaktionen mit der Swatch Bellamy sind 1000 Franken pro Tag.

In der Schweiz sind mittlerweile etwa 100'000 Kassen mit kontaktlosen Terminals ausgestattet, bis 2020 müssen europaweit alle Visa-Zahlungsterminals das kontaktlose Bezahlen akzeptieren. Die Swatch Bellamy könnte also auch über die Grenzen hinaus zum einfachen Zahlungsmittel werden: Die Bezahlung via Uhr funktioniert global an allen Terminals, die Visa und kontaktlose Transaktionen akzeptieren. Geht eine Swatch Bellamy verloren oder wird gestohlen, kann sie wie eine normale Kreditkarte gesperrt werden.

Schweiz ist kontaktloser Pionier

Die Schweiz als erster Markt für diesen Launch in Europa sei besonders interessant, sagt Stefan Holbein, Schweiz-Manager von Visa Europe, am Launch-Event. Im Mai seien hier bereits 11,3 Prozent aller Visa-Transaktionen kontaktlos getätigt worden. Ein Jahr zuvor sei es noch die Hälfte dieser Zahl gewesen. Man sehe also einen enormen Anstieg von kontaktlosen Zahlungen. 90 Prozent aller Visa-Karten seien hierzulande bereits kontaktlos – in Kombination mit der Uhr werde es jetzt noch einfacher, so zu bezahlen.

Dem stimmt Alessandro Seralvo, Direktor von Cornèrcard, zu: «Wir sind dabei, unser Bezahlverhalten und das Denken darum herum komplett zu verändern: von Bargeld hin zu kontaktlosem Zahlen via Karten, Smartphone oder Wearables. Dieser Prozess geschieht schnell – schneller als wir denken.»

Kreditkarten und smarte Funktionen

Die Swatch Bellamy werde in ihrer Funktionsweise stetig weiterentwickelt, sagte Seralvo von Cornèrcard. Man denke auch darüber nach, Kreditkarten für die Swatch Bellamy zu entwickeln. Das Prepaid-System sei aber für den Beginn ein einfaches System, die Uhr aufzuladen.

Auch bei der Uhr könnte sich noch einiges ändern: Swatch Kreativ-Chef Giordanetti sagte zu handelszeitung.ch, das Bellamy-Konzept werde auch auf Smartwatches übernommen. Es könnte also in Zukunft etwa eine Swatch Touch Zero One mit Zahlungsfunktion geben.

Redaktorin Caroline Freigang
Caroline Freigangschreibt seit 2019 für den Beobachter – am liebsten über Nachhaltigkeit, Greenwashing und Konsumthemen.Mehr erfahren