Die Spannung steigt, am Sonntagabend wird die wichtigste Auszeichnung der Filmwelt vergeben. Welcher Film staubt die Trophäe als Best Picture ab? Die grössten Chancen hat wohl das Musical «La La Land», das bereits zahlreiche Filmpreise einheimsen konnte. Doch die Konkurrenz ist stark. Acht weitere Filme von bekannten Regisseuren und mit beliebten Schauspielern dürfen auf das goldene Oscar-Männchen hoffen.

Wer auch immer das Rennen macht, ein Trend wird sich auch dieses Jahr fortsetzen: Oscar-Gewinner sind keine teuren Blockbuster. Ganz im Gegenteil: Ein Sieg ist zurzeit so günstig, wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. In den letzten acht Jahren lagen die Produktionskosten eines Siegerfilms durchschnittlich bei nur 21,6 Millionen Dollar. Das hat das Rabattportal Cuponation berechnet.

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Weit weg vom Titanic-Rekord

Der günstigste Film unter den diesjährigen Anwärtern, «Moonlight», hatte ein Budget von nur 5 Millionen Dollar. Und auch «Arrival» am anderen Ende der Skala hat nicht mehr als 47 Millionen Dollar gekostet. Ein hochpreisiger Siegerfilm wie «Titanic» 1997, der heute umgerechnet rund 300 Millionen Dollar verschlungen hätte, ist weit und breit nicht in Sicht.

Wie ein Blick auf die Oscar-Gewinner der Vergangenheit und ihre Kosten zeigt, war die begehrte Goldstatue während zweier Phasen besonders teuer. In der ersten Zeitspanne von 1959 bis 1970 siegten fünfmal Filme mit einem Budget von über 69 Millionen Dollar und gar zweimal solche, die über 100 Millionen Dollar gekostet hatten.

Wirtschaftskrisen auch im Filmgeschäft

Noch kostspieliger wurde die goldene Trophäe für den besten Film Mitte der 90er Jahre. In den zwölf Jahren von 1994 bis 2006 knackten sieben Filme die 69-Millionen-Dollar-Grenze und fünf verfügten gar über ein Budget von mehr als 100 Millionen Dollar.

Wie Cuponation feststellt, fallen beide Zeitfenster mit historischen Perioden des wirtschaftlichen Aufschwungs und anschliessender Wirtschaftskrisen zusammen. Perfekt ist die Korrelation aber nicht, denn das Platzen der Dotcom-Blase liess die Produktionsbudgets unangetastet.

Favorit passt zum Trend

Wie stehen nun die Chancen für die neun Nominierten in diesem Jahr? Setzt sich der Trend der letzten Jahre fort, muss das Team von «Arrival» keine Dankesrede vorbereiten. Der Film über die Kommunikation mit Ausserirdischen liegt bei den Kosten deutlich über dem Schnitt der letzten Jahre. Zudem wurde seit neun Jahren nie mehr der teuerste Film gekürt.

Cuponation setzt auf «La La Land» oder «Hidden Figures» – ihre Budgets kommen dem Durchschnitt am nächsten.

Folgenreicher Sieg

Doch was ist ein Oscar-Gewinn überhaupt wert? Lässt die Trophäe auch die Kinokassen klingeln?

Eine Analyse von Reuters aus dem Jahr 2013 hat errechnet, dass ein Gewinn das Einspielergebnis durchschnittlich um 3 Millionen Dollar erhöht. Andere Analysen kommen aber zu deutlich hören Effekten, wie etwa die Studie von IBIS World. Laut dem Forschungsunternehmen führt ein Oscar im Schnitt zur Mehreinnahmen von 34 Millionen Dollar.

Das Problem solcher Studien: Es kommt schnell zu Verzerrungen, vor allem wenn erfolgreiche Blockbuster im Datensatz mit berücksichtigt werden. Die finanziellen Auswirkungen eines Oscar-Gewinns lassen sich also nicht genau bestimmen.

Alle Blicke auf sich ziehen

Der Gewinn allein ist aber auch nicht entscheidend. Allein die Nominierung entfaltet schon ihre Wirkung. Denn: Sie bringt Aufmerksamkeit und viel PR, von denen alle Beteiligten von Schauspieler bis Filmverleiher profitieren wollen. Entsprechend werden die Kopien für die Kinos hochgefahren und die Werbetrommeln kräftig gerührt.

So hatte der Hollywoodstreifen «Monster» nur 6 Millionen Dollar eingespielt, bevor Charlize Theron als beste Hauptdarstellerin nominiert wurde. Anschliessend schossen die US-Einnahmen auf 34,5 Millionen Dollar hoch. Theron gewann dann auch tatsächlich die begehrte Trophäe, wodurch ihre Standardgage von unter 3 Millionen auf über 8 Millionen Dollar stieg.

1200 Prozent Plus

Überhaupt sind die Schauspieler die wahren Profiteure des Oscars. Ein weiteres Beispiel ist Halle Berry: Das einstige Bond-Girl kassierte für «Monster’s Ball» noch ein Entgelt im sechsstelligen Bereich. Nach dem Oscar-Gewinn stiegen ihre Gagen mal eben um rund 1200 Prozent auf 8 Millionen Dollar pro Film. Und zusammen mit der hübschen Gehaltserhöhung kommt meist noch ein Qualitätsschub der Rollenangebote daher.