Seit Universitäten und Fachhochschulen hierzulande gleichermassen Master-Studiengänge anbieten, herrscht eine gewisse Verwirrung: Welcher Master darf es denn sein? Entscheidend dafür sind sowohl Vorbildung als auch Qualifikation, aber ebenso die persönliche fachliche Zielsetzung.

Man wird den Eindruck nicht los, dass das akademische Leben immer komplizierter wird. Es ist noch nicht lange her, als es nur eine Himmelsleiter gab, und die führte an einer Universität zum Lizenziat. In den letzten 20 Jahren wurde die höhere Bildung in der Schweiz kräftig durchgeschüttelt. Die Zeichen stehen auf Harmonisierung, geprägt durch die Bologna-Reform und das damit verbundene ECTS-Punktesystem. Europaweit harmonisiert lassen sich – wenigstens theoretisch – alle Studiengänge miteinander vergleichen. Mit der Bologna-Reform wurde auch der Inbegriff des Universitätsabschlusses hinfällig: Das Lizenziat. Es wurde abgelöst durch den neudeutschen Master.

Doch nicht überall, wo Master draufsteht, steckt dasselbe drin. Die Bezeichnung gilt für verschiedene Programmtypen, sodass erst die begriffliche Spezifikation Aufschluss über Art und Ausgestaltung eines Studiengangs gibt.

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Für höhere Aufgaben qualifizieren

Zeit also, etwas Ordnung zu schaffen: Was früher das Lizenziat, ist heute für geisteswissenschaftliche Disziplinen der Master of Arts (MA) bzw. der Master of Science (MSc) für Naturwissenschaften und Wirtschaft. Andere Disziplinen haben eigene Titel (MLaw oder MMed). Doch alle bezeichnen konsekutive Master-Studiengänge, die direkt an das Bachelor-Studium anschliessen, zur akademischen Grundausbildung zählen und staatlich subventioniert sind. Ein konsekutiver Master hat vor allem zum Ziel, die wissenschaftlich ausgerichtete Grundausbildung zu vertiefen. Fachhochschulen und Universitäten bieten solche Programme an. Studierende von Universitäten schliessen in der Regel mit dem entsprechenden Master ab, während die meisten Studierenden von Fachhochschulen diese bereits nach dem abgeschlossenen Bachelor-Studium verlassen. Allerdings kehren viele Fachhochschulabsolventen nach einigen Jahren im Berufsleben zurück, um sich durch einen Master of Advanced Studies (MAS) für höhere Aufgaben zu qualifizieren. Auch der MAS ist ein eidgenössisch und international anerkannter Abschluss, der den Bologna-Richtlinien entspricht.

Er ist als berufsbegleitender Weiterbildungsstudiengang für gestandene Fachleute konzipiert. Die Studiengebühren sind deutlich höher als bei einem konsekutiven MA oder MSc, da ein MAS nicht subventioniert wird. Zwar bieten auch Universitäten MAS-Studiengänge an, doch der hohe Praxisbezug entspricht ideal dem Charakter von Fachhochschulen, wo Anwendungsorientierung vorherrscht.

Daher übersteigt die Zahl der dort angebotenen MAS diejenige der konsekutiven Studiengänge meist um ein Vielfaches: Womit wir beim nächsten Master angelangt sind, der allerdings nur für Wirtschaftshochschulen relevant ist, dem (Executive) Master of Business Administration, kurz (E)MBA. Dieser anspruchsvolle und intensive Lehrgang vermittelt in erster Linie Management- und Führungswissen, vertieft anhand realer Praxisfälle. Aufgrund der hohen beruflichen Qualifikation der Teilnehmenden geniesst auch das Knüpfen persönlicher Kontakte einen grossen Stellenwert. Viele Fachhochschulen und Universitäten haben ein (E)MBA, wobei der Studiengang meist das Flaggschiff der angebotenen Wirtschaftslehrgänge ist. Das liegt auch am hohen Renommee, das der Titel weltweit geniesst.

Es gibt beim Titel nur ein «anders»

Wer einen Master-Abschluss anstrebt, sollte sich also genau informieren. Bezüglich Titel gibt es kein «besser» oder «schlechter», sondern nur ein «anders». Und letztlich ist nicht der angestrebte Titel entscheidend, wichtiger sind Inhalt und Aufbau des Studiengangs sowie die Qualität des Instituts und der Dozierenden.

Adrian Sulzer ist stv. Leiter Kommunikation an der ZHAW School of Management and Law in Winterthur.