Richard Branson bereut nichts. Ein Vorteil seiner Position sei doch, dass er alles ausprobieren, erforschen, umsetzen könne, was er wolle, sagt er und lacht. Der Mann mit dem Lausbub-Grinsen ist 66 Jahre alt – und dankt dem Herrn, wenn noch viele weitere Jahre hinzukommen. Erst Ende August war Branson beim Training für einen Triathlon mit dem Velo gestürzt und hatte sich ein blaues Auge geholt. Nur dem Helm sei es zu verdanken gewesen, dass er noch lebe, sagte der Virgin-Gründer.

Einen Monat später ist Branson wieder obenauf – und den Triathlon von der Schweiz nach Sizilien hat er zu einem guten Teil absolviert. Am Ruhetag stellt er sich den Fragen von Gründern und Investoren an der Münchner Startup-Konferenz Bits & Pretzels. Von den Organisatoren in Lederhosen und rote Samtweste gesteckt, gewährt der Vorzeigeunternehmer eine Stunde lang Einblicke in sein Denken, verrät Erfolgsrezepte, plaudert über ein paar «dreckige» Geschäftstricks und sagt, was bei der Auswahl der Mitarbeiter am wichtigsten ist.

Starker Wille

Was macht einen grossen Unternehmer aus? Für Branson ist die Antwort einfach: Man brauche den Willen, das Leben der anderen Menschen zu verbessern. «Das ist es, was einen guten Unternehmer ausmacht.» Vor zu viel Liebe zum Detail warnt er. Und: Ein guter Unternehmer umgebe sich immer mit Menschen, die besser seien als er selbst.

Als Branson vor 50 Jahren startete, habe es in Grossbritannien lediglich zwei Unternehmer gegeben – die meisten Firmen waren in Staatsbesitz. Heute hingegen seien es Tausende. Entsprechend zuversichtlich ist er: Die meisten grossen globalen Probleme könnten Unternehmer in den kommenden 20 Jahren lösen, ist er überzeugt.

Beste Eigenschaft eines Unternehmers

Was ist der beste Tipp, den Branson jungen Firmengründern auf den Weg geben kann? Zum einen dürfe sich der Gründer nicht für unersetzlich halten.

Ein Unternehmer soll es schaffen können, seine eigene Firma innert zwei Jahren zu verlassen, sagt Branson. Denn es gebe mit Sicherheit jemanden, der den eigenen Job besser machen könne. So behalte der Unternehmer das grosse Ganze im Blick – und könne die Firma in eine neue Richtung treiben oder eben ein neues Startup gründen. Sich selbst feuern ist also das Beste? Ja, sagt Branson, und lacht.

Eigenen Nachwuchs züchten

Wichtig für jeden Kader ist die Wahl der richtigen Mitarbeiter. Branson setzt vor allem auf interne Kandidaten – da wisse man, was man bekomme. Entscheidend gemäss dem Briten: Die Person muss sich um andere Menschen kümmern wollen. Ein guter Leader motiviere von der Spitze aus und verdiene sich den Respekt der Kollegen.

Seinen Mitarbeiter zusammenfalten, weil er schlecht gearbeitet hat? Das bringe kaum etwas, sagt Branson. Ein gemeinsames Bier an der Bar sei zielführender. «Das Leben ist sicher besser, wenn man ein guter Motivator ist», sagt er. Und: Wenn die falsche Person ausgewählt werde, die nicht gut mit Menschen umgehen könne, laufe der Unternehmer sogar Gefahr, die Existenz der Firma zu zerstören.

Erfolgreich lustig – und etwas böse

Branson ist berühmt für seinen Humor – den er immer wieder auch im Job auslebte (siehe Bildergalerie oben). Als die Fluglinie British Airways 2012 technische Probleme hatte, das Riesenrad in London aufzurichten, reagierte er morgens um 6 Uhr umgehend. Innert kürzester Zeit war ein Zeppelin in der Luft mit der grossflächigen Aufschrift: «BA can’t get it up!» Die Aufmerksamkeit der aus der ganzen Welt angereisten Presse hatte Virgin damit sicher. «Wir hatten viel Spass mit unserer Luftschiff-Firma.»

Auch bei einem Super-Bowl-Finale: Ein Zeppelin mit der Aufschrift «NBC-Kameramänner sind die heissesten Kerle in Amerika», der über das Stadion flog, sorgte für landesweite mediale Aufmerksamkeit. Die Kameramänner konnten nicht anders, als das Luftschiff zu filmen.

Raumfahrt als Ziel

Mit Virgin Galactic will Branson in die Raumfahrt. Warum? Die Antwort ist einfach: Mindestens neun von zehn Menschen wollen einmal ins Weltall. Lediglich 500 Menschen rund um den Globus haben das bislang geschafft – und für alle, die Branson getroffen hat, hätten sich Leben und die Einstellung dadurch fundamental geändert. «Dieses fragile, schöne Bild tut wohl mehr dafür, den Planeten zu schützen, als etwas anderes.»

Im Rennen um den Flug zum Mars hat SpaceX-Gründer Elon Musk die Nase noch vorn, räumt Branson ein. «Aber ich denke, wir können zu ihm aufschliessen.» Unterm Strich will Virgin es Menschen ermöglichen, zu Astronauten zu werden, damit sie «den Trip ihres Lebens haben.»

Aufs Wasser

War Branson geschäftlich bislang vor allem in der Luft untwegs, begibt sich der Brite künftig auch aufs Wasser. In rund zweieinhalb Jahren soll es soweit sein: Dann will der Ableger Virgin Cruises Kreuzfahrten anbieten. Angesprochen werden vor allem junge Gäste. Das Konzept? «Es wird jung und hart.»

Ethisches Denken und Handeln

In der Vergangenheit war Verantwortungsbewusstsein vor allem die Rolle des sozialen Sektors und von Regierungen, sagt Branson. Das verändere sich: Immer mehr Unternehmer sähen sich inzwischen selbst in der Verantwortung.

Der Vorteil: Unternehmen könnten Probleme aus anderen Perspektiven betrachten als Sozialarbeiter oder Regierungen. Hinzu komme, dass immer mehr Beschäftigte die ethischen Grundsätze der Firma hinterfragten, für die sie arbeiten und mehr Verantwortungsbewusstsein einforderten. Entsprechend müssten sich viele Firmenlenker bewegen und mehr liefern als nur Lippenbekenntnisse oder Scheinzugeständnisse.

Familie und Ehefrau

Jedes Jahr, erzählt Branson, stellten seine Familie und er sich einer Herausforderung, um den Körper fit zu halten und gesund zu bleiben. Gilt es in diesem Jahr, einen Triathlon durch ganz Italien zu absolvieren, hat er mit seinen Kindern in der Vergangenheit schon den Mont Blanc erklommen oder ist durch den Ärmelkanal gekitet.

Seiner Frau komme eine ganz gewichtige Rolle zu, wie er später erklärt. Nichts besseres gebe es als eine grossartige Beziehung, so Branson. «Wenn es funktioniert, ist es Magie.»

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