Im vergangenen September starb die L’Oréal-Erbin Liliane Bettencourt. Der Tod der reichsten Frau der Welt liegt nun fast sechs Monate zurück – und damit erhalten die Spekulationen über Nestlés Beteiligung an L’Oréal neuen Auftrieb. Denn Nestlé hat mit der Bettencourt-Familie einen Deal abgeschlossen, der ein halbes Jahr nach dem Ableben der Matriarchin ausläuft. Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern hat sich verpflichtet, seinen Anteil an L’Oréal nicht aufzustocken.

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Ab dem 21. März sind die Waadtländer nicht mehr an das Versprechen gebunden. Doch offenbar möchte die französische Erbenfamilie ihren Pakt mit Nestlé erneuern, wie die französische Zeitung «Le Figaro» erfahren hat. Der einzigen Tochter von Liliane Bettencourt, Françoise Bettencourt-Meyers, liege L’Oréal wie ihrer Mutter sehr am Herzen – die neue Vereinbarung solle weiterhin eine Übernahme des Kosmetikkonzerns durch Nestlé verhindern. Schon am kommenden Mittwoch könnte der Deal in Vevey diskutiert werden, wenn die Nestlé-Konzernführung laut dem «Figaro» zusammenkommt.

Die zwei Sitze stehen auf dem Spiel

Auf den ersten Blick spricht nichts für einen neuen Deal, der die Optionen der Nestlé-Führung beschneidet. Die Zeitung bringt aber ein Argument ins Spiel, weshalb die Schweizer dennoch ihre Partnerschaft mit den Bettencourts verlängern könnten. In der aktuellen Vereinbarung garantieren die Bettencourts Nestlé zwei Sitze im Verwaltungsrat von L’Oréal. Läuft der Vertrag aus, riskiert der Nahrungsmittelkonzern aber diese Sitze – und läuft somit Gefahr, seinen Einfluss bei der Beteiligung zu verlieren. Schon Mitte April könnten die Schweizer Vertreter an der L’Oréal-Generalversammlung aus dem Verwaltungsrat gedrängt werden, spekuliert der «Figaro».

Nestlés neuer unbequemer Investor Daniel Loeb fordert seit Monaten, dass Nestlé seine Beteiligung an L’Oréal verkauft. Bislang ist die Forderung von Loeb und seinem Hedgefonds «Third Point» an der Nestlé-Führung abgeprallt. Sollte Nestlé aber bei L’Oréal plötzlich nichts mehr zu sagen haben, könnte Loeb erneut auf einen Verkauf drängen.

Einen Käufer müssten die Schweizer nicht lange suchen: L’Oréal möchte die Aktien gerne übernehmen – zuletzt hat Konzernchef Jean-Paul Agon  im Februar sein Interesse bekräftigt.

Eine sehr lukrative Investition

Doch der neue Nestlé-Chef Mark Schneider hat bislang keine Absicht gezeigt, sich von den L’Oréal-Aktien zu trennen oder die Beteiligung aufzustocken. In der Konzernzentrale in Vevey wird die 23-Prozent-Beteiligung am französischen Kosmetikkonzern seit Jahren als «rein finanziell» bezeichnet – an dieser Haltung scheint Schneider nichts ändern zu wollen. Mit der Investition sei Nestlé «ausgesprochen gut gefahren», sagte Schneider vor einiger Zeit dem «Manager Magazin».

(mbü)