Der Einstieg von Sabic bei Spezialchemieriesen Clariant bringt tiefgreifende Veränderungen mit sich. Auch die Spitze wird neu besetzt: Der bisherige Konzernchef Hariolf Kottmann erfüllt sich seinen Traum und rückt auf den Präsidentenstuhl. Den Chefposten bei Clariant übernimmt dafür am 16. Oktober ein Vertreter des neuen saudischen Grossaktionärs Sabic: Ernesto Occhiello.

 Occhiello ist Italiener, stammt aus Turin und ist dabei einer der wenigen Europäer beim saudischen Konzern und in der Öffentlichkeit ein recht unbeschriebenes Blatt. Der 58-Jährige hat sich dafür intensiv in der Forschung umgetan. Den Angaben von Sabic zufolge hält Occhiello allein 45 Patente, hat zwei Bücher und mehr als 100 wissenschaftliche Aufsätze mit verfasst. Der Chemiker absolvierte sein Studium an der Universität Turin und arbeitete später für Dow Chemical, EniChem und Montedison.

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Die Schweiz ist dabei kein Neuland für Occhielli: In seinen letzten zwei Jahren für Dow, als Leiter der Forschung und Entwicklung für Europa, Indien, den Nahen Osten und Afrika, war er in Horgen am Zürichsee stationiert.

Zu Sabic wechselte er im Jahr 2011 und übernahm für einige Jahre den Geschäftsbereich Technologie und Innovation. Im Rahmen dessen stiess er unter anderem eine Kooperation von Sabic mit der ETH Zürich an. Für einen Zeitraum von zehn Jahren fliesst jährlich mehr als 1 Million Franken in die Forschungsbereiche Funktionswerkstoffe und Nanotechnologie. Occhiello verwies aus diesem Anlass heraus darauf, wie zentral solche Forschungskooperationen für die Entwicklung von Sabic seien.

Hoffnungen auf Wachstumsschub bei Clariant

Heute leitet Occhiello das Specialties-Geschäft von Sabic und hat dem Unternehmen zufolge dessen Profitabilität auf mehr als das Doppelte der marktüblichen Benchmark gesteigert haben. In Zukunft soll er das Geschäft von Clariant mit dem des neuen Grossaktionärs verbinden. Ein Fokus dieser Aufgabe wird sein, das Konzernwachstum voranzubringen: Der Umsatz soll bis 2021 auf 9 Milliarden Franken steigen, bei einer Marge von 20 Prozent. Im vergangenen Jahr erzielte Clariant Einnahmen von 6,4 Milliarden Franken, die Marge lag bei 15 Prozent.

Die Ambitionen von Sabic entsprechen dabei der Staatsstrategie von Saudi-Arabien. Im Rahmen der «Vision 2030» will sich das Land weg vom Rohstoff Öl und hin zu Einnahmen zum Beispiel durch Spezialchemikalien entwickeln. Der Anteil an nicht-ölbasierten Einnahmen im Staat soll in den kommenden Jahren stark wachsen.