Zu den Zielen der Green Bond Principles der International Capital Market Association (ICMA) zählt, Emittenten bei der Finanzierung umweltfreundlicher Projekte zu unterstützen und mehr Kapital zur Unterstützung einer nachhaltigen Entwicklung anzuziehen. Mit zunehmender Marktreife betrachten Anleger und politische Entscheidungsträger den Markt für grüne Anleihen zunehmend als ein zusätzliches Mittel, um auf systemische Umweltrisiken wie Klimawandel und Verknappung von Naturressourcen zu reagieren. Erzielen Green Bonds aber wirklich die angepeilten Resultate?

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Der Markt für Green Bonds ist in den letzten zehn Jahren exponentiell gewachsen und erreichte im Jahr 2021 ein Rekordvolumen von 517 Milliarden Dollar. McKinsey schätzt aber in einem kürzlich erschienenen Bericht («A net-zero economy: the impact of decarbonisation») einen Finanzierungsbedarf von 9,2 Billionen Dollar pro Jahr von 2021 bis 2050 allein für den Klimaschutz in den Bereichen Energie und Bodennutzung. Davon sollten allein etwa 3,5 Billionen Dollar neue Investitionen sein. Entscheidend ist, dass die aufgebrachten Mittel effektiv eingesetzt werden.

Rhys Petheram ist Head of Environmental Solutions bei Jupiter.

Bevor Rhys Petheram zu Jupiter kam, arbeitete er als Analyst bei Towers Perrin Australia. Davor war er Kreditanalyst bei Moody’s Investor Services mit Schwerpunkt auf Versorgungsunternehmen. Seine Karriere im Investmentsektor startete er 2001.

Rhys Petheram hat einen Hochschulabschluss in Handel (Finanzen) und ein Diplom in modernen Sprachen (Indonesisch). Er ist CFA-Charterholder.

Den irreführenden Eindruck zu erwecken, dass die Produkte und Dienstleistungen eines Unternehmens grössere ökologische Vorteile bieten, als dies der Fall ist, ist ein Hauptproblem bei der Bewältigung systemischer Umweltrisiken. Will man die Lücke bei den grünen Investitionen allerdings schliessen, muss einerseits Greenwashing unterbunden und anderseits ein deutlicher Anstieg der echten grünen Ausgaben erzielt werden. Als Kapitalgeber ist es dabei unerlässlich, die Wirkungen der eigenen Investitionen zu überwachen. Ziel ist es, eine nachhaltigere Welt zu verwirklichen und gleichzeitig gut funktionierende Finanzmärkte zu gewährleisten.

Robustes Prüfungsverfahren

Im Vereinigten Königreich beispielsweise legt der vom Financial Reporting Council veröffentlichte UK Stewardship Code Standards für diejenigen fest, die Geld im Namen britischer Sparer und Rentner anlegen. In Grundsatz 4 dieses Kodex werden die Unterzeichner aufgefordert, nicht nur systemische Risiken zu erkennen und auf sie zu reagieren, sondern auch die Wirksamkeit der Massnahmen zu bewerten.

Um sicherzustellen, dass Investitionen in Green Bonds die beabsichtigten Ergebnisse erzielen, muss ein belastbares Prüfverfahren angewendet werden, das sowohl den Emittenten als auch die Rahmenbedingungen berücksichtigt. Bei der Bewertung der Rahmenbedingungen stehen demnach zwei Elemente im Vordergrund:

Ist es ein zusätzliches Projekt? Handelt es sich bei dem Projekt um eine einmalige Aktivität im Rahmen des üblichen Geschäftsbetriebs oder ist es Teil einer schrittweisen Änderung der Umweltstrategie und damit der angestrebten Ergebnisse auf der Ebene des Emittenten?

Trägt es zu umweltfreundlichen Ergebnissen bei? Leisten die unterstützten Projekte einen positiven Nettobeitrag zur Lösung von Umweltproblemen? Oder halten sie an veralteten Technologien fest, für die es bereits praktikable Ersatzlösungen gibt? Oder steigern sie lediglich die Effizienz, ohne den Einfluss auf Klima und Natur zu berücksichtigen?

Effektive, zusätzliche Ausgaben sind entscheidend

Die Erlöse aus Green Bonds können direkt oder indirekt zur Finanzierung oder Refinanzierung neuer und bestehender grüner Projekte im Rahmen der Green Bond Principles der ICMA verwendet werden. Meistens wird der indirekte Weg gewählt: eine virtuelle Bindung eines gleichwertigen Betrags an bestehende Projekte, wodurch die Emissionserlöse für die allgemeine Unternehmensfinanzierung frei werden.

Aus diesem Grund müssen Anleger bei der Evaluierung der Eignung unbesicherter Green Bonds auf Emittenten und Rahmenbedingungen achten, die auf zusätzliche Ausgaben für grüne Projekte abzielen. Genauso wichtig ist die Qualität der zusätzlichen Investitionen. Eine externe Überprüfung – auch Second Party Opinion (SPO) genannt – ist eine Empfehlung für mehr Transparenz. Es gibt ein breites Spektrum an externen Gutachtern, und dementsprechend gibt es Qualitätsunterschiede. Die Anleger müssen sich auch mit potenziellen Interessenkonflikten auseinandersetzen, da SPO-Dienstleister von den Emittenten bezahlt werden.

Ermutigende Entwicklungen

Die Green-Bond-Investoren sollten sich darüber im Klaren sein, dass beispielsweise die ICMA-Grundsätze eher eine Orientierungshilfe als ein Standard sind. Anleger müssen daher ihre eigenen Überprüfungsrahmen entwickeln, um eine effiziente Kapitalallokation auf dem Green-Bond-Markt sicherzustellen. Dies erfordert eine Methodik, die über den einfachen Anlageprozess hinausgeht und die Folgen der Investments berücksichtigt.

Es gibt einige ermutigende Entwicklungen. So können beispielsweise die von der Climate-Bonds-Initiative festgelegten Standards und Leitlinien sowie die Aufmerksamkeit, die die Europäische Kommission den Anbietern externer Prüfungen widmet, dazu beitragen, eine grössere Standardisierung in allen Bereichen zu erreichen. Dies verbessert die Wirkung und führt zu besseren Ergebnissen bei Anlagen in Green Bonds.

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