Weil die chinesische Profi-Tennisspielerin Peng Shuai verschwunden ist, droht ein China-Boykott vonseiten des Welttennisverbandes der Frauen. WTA-Chef Steve Simon sagte, dem Reich der Mitte solle die Lizenz für WTA-Turniere entzogen werden.

Peng Shuai (35) war einst Weltranglistenerste im Doppel. Sie hat Anfang des Monats im Twitter-ähnlichen Medium Weibo geschrieben, vom ehemaligen Vizepremier Zhang Gaoli (75) sexuell missbraucht worden zu sein. Der Eintrag im sozialen Medium wurde gelöscht und Shuai scheint seit Tagen verschwunden. 

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WTA priorisiert wirtschaftliche Interessen weniger

Die WTA will mit der Boykottdrohung den Druck auf China erhöhen. Geschätzt könnte die WTA dadurch mehrere hundert Millionen Dollar Geschäftsvolumen verlieren. Aber die Sorgen um die Tennisspielerin seien grösser, so WTA-Chef Simon

Eine lobenswerte Einstellung im Tennisverband. Dies in einer Welt, in der andere Sportverbände wie etwa im Fussball die Fifa wirtschaftliche Kriterien so weit oben priorisieren, dass Weltmeisterschaften nach Katar vergeben werden.

Die Welttennisverbände zeichneten sich auch schon vorher mit einer Aktion aus, die Vorbildcharakter für die Wirtschaft haben könnte, wenn es darum geht, die bisweilen auch überhandnehmende «The Winner Takes it All»-Mentalität etwas in Grenzen zu halten. Wie in der Wirtschaft hatte sich diese auch im Tennis verstärkt. Die Unterschiede zwischen oben und unten, zwischen den Grossverdienern und den Tieflöhnern wurden grösser. 

Löhne der Tennis-Champions gesenkt

Aber im Tennis haben die grössten Turniere, die Grand Slams, gehandelt. Sie haben die Löhne ganz oben etwas gesenkt und jene ganz unten etwas erhöht. Es ist ein symbolischer Akt, der in Wimbledon so aussieht: Während Novak Djokovic als Sieger im Jahr 2019 noch 2,35 Millionen Pfund (knapp 3 Millionen Franken) erhielt, waren es dieses Jahr noch 1,7 Millionen Pfund. Dafür haben die Spieler auf den hinteren Rängen, die früh aus dem Turnier geflogen sind, etwas mehr Preisgeld erhalten. Zudem hat das Wimbledon-Turnier auch die Kosten für die Unterkunft dieser Spieler übernommen. 

Im hoch kompetitiven Tennis scheinen sie etwas begriffen zu haben, das auch in der Wirtschaft Platz haben könnte. Ich bin gespannt, wie sich die Sportschuhfirma On verhält, wenn Peng Shuai verschwunden bleibt. Nimmt die Firma dann irgendwelche Risiken in dem Markt in Kauf, den sie für ihr künftiges Wachstum als absolut ausschlaggebend bezeichnet?