Damit geht bei der Gesellschaft eine Ära zu Ende. Der einer koptischen Unternehmerfamilie entstammende Samih Sawiris hatte Orascom DH 1996 gegründet. Das Geschäftsmodell blieb seither das gleiche: Der Kauf von grossen unbebauten Landreserven zu einem sehr tiefen Preis, verbunden mit der Verpflichtung, das Brachland durch den Bau von Wohn- und Gewerbeliegenschaften sowie Hotels zu einer Stadt zu entwickeln.

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Als erstes Projekt baute Sawiris im ägyptischen El Gouna am Roten Meer ein Ressort auf, das dem Unternehmen nun als Vorzeigestadt und "Flagship-Destination" dient.

Ehrenbürger des Kantons Uri

2005 gab Sawiris seine Absicht bekannt, in die Schweiz zu expandieren und in Europa Fuss zu fassen. Er baute auf dem ehemaligen Waffenplatz die Tourismusdestination in Andermatt mit Hotels, Ferienwohnungen und Chalets auf. Das Urner Dorf hatte davor wegen des Wegzugs des Militärs vor einer ungewissen Zukunft gestanden.

Der Bau neuer Hotels im oberen Preissegment und Ferienwohnungen ab 2009 löste eine Erneuerungswelle in Andermatt aus. Sawiris baute auch einen Golfplatz, ein Hallenbad und eine Konzerthalle. Das Skigebiet wurde modernisiert, erweitert und mit demjenigen von Sedrun GR zusammengeschlossen. Insgesamt investierte Sawiris 1,1 Milliarden Franken und schuf 700 zusätzliche Arbeitsplätze.

Für seine Leistungen wurde Sawiris im Juni vom Kanton Uri zum Ehrenbürger ernannt. Er ist der erste Ausländer, der diese Auszeichnung erhielt.

Krisenerprobter Manager

Im Zuge des Engagements in Andermatt wurden die Aktien von Orascom DH im Jahr 2008 an der Schweizer Börse kotiert, mit einem Emissionspreis von 152 Franken die Aktie. Im Zuge der eskalierenden Finanzkrise brach der Aktienkurs in der Folge aber regelrecht ein und erreichte nie mehr dieses Niveau.

Zur Ruhe kam das Unternehmen in den darauf folgenden Jahren nur selten. Die Unruhen um den arabischen Frühling und die Machtwechsel im Heimmarkt Ägypten belasteten die Geschäftsentwicklung des Konzerns stark. Mit dem Ausbruch der Coronapandemie brachen im Jahr 2020 auch die Erträge aus dem Hotelgeschäft völlig weg, was das Unternehmen nur teilweise mit dem Verkauf von Immobilien auffangen konnte.

In diesen schwierigen Phasen griff Mehrheitsaktionär Samih Sawiris dem Unternehmen mehrfach mit seinem Privatvermögen unter die Arme. Er bürgte für Kredite, beteiligte sich an Kapitalerhöhungen und übernahm auch eine Mehrheit von 51 Prozent am Andermatt-Projekt, um die Muttergesellschaft finanziell zu entlasten.

Nach dem tragischen Unfalltod von CEO Khaled Bichara Anfang 2020 übernahm Sawiris noch einmal die operative Leitung des Unternehmens, unterstützt von einem Komitee des Verwaltungsrats, dem auch sein Sohn Naguib angehörte.

Mittlerweile an 7 Destinationen

Naguib Sawiris soll nun das Erbe seines Vaters antreten und die Gesellschaft zusammen mit dem seit 2020 amtierenden CEO Omar El Hamamsy in die Zukunft zu führen. Orascom DH betreibt derzeit 33 Hotels in sieben Destinationen in Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten, im Oman, in Montenegro und der Schweiz. In der Planungsphase sind zudem Projekte in Grossbritannien und in Marokko. Auch das Erstwohnungsprojekt O-West in Kairo wird mit Hochdruck vorangetrieben.

Die Stabübergabe inmitten dieser Baustellen scheint auf den ersten Blick überraschend. Die Kontinuität bleibt aber gewahrt, zumal Naguib Sawiris bereits seit 2016 dem Verwaltungsrat angehört und seit letztem Jahr als Vizepräsident amtiert. Auch mit Blick auf die Geschäftszahlen zeichnete sich in diesem Jahr bislang bereits eine deutliche Erholung von der Coronapandemie ab.

So stieg in den ersten neun Monaten der Umsatz auch dank einem boomenden Immobiliengeschäft um mehr als 43 Prozent mit 372 Millionen Franken. Unter dem Strich resultierte ein Reingewinn von 9,0 Millionen Franken.

Es bleibt abzuwarten, ob die Geschäftszahlen nach dem Abtreten von Samih Sawiris im schwarzen Bereich bleiben werden. Mit Verweis auf die langfristige Ausrichtung seines Unternehmens trug er die häufigen und zum Teil horrenden Verluste der vergangenen Jahre jeweils mit Fassung.