Der heftige Zinsanstieg sowie die explodierenden Energiekosten haben bei Anleihen zu steigenden Risikoprämien und Kursverlusten geführt. Dies gilt für die Industriestaaten und die Emerging Markets gleichermassen. Inzwischen bieten die breiten Anleihenmärkte für Anleger wieder sehr attraktive Renditen – vor allem in den Emerging Markets.

Gemessen am Bloomberg Emerging Markets Hard Currency Aggregate Index, der im Durchschnitt noch ein Investment-Grade-Rating von Baa3 aufweist, sind wieder Renditen für Anleihen in US-Dollar von durchschnittlich 7,2 Prozent möglich. Gegenüber US-Staatsanleihen als Vergleichsmassstab sind so 4,1 Prozentpunkte mehr Rendite zu erzielen. Anlegerinnen und Anleger sollten bei der Auswahl von Emerging-Markets-Anleihen jedoch genau hinsehen, da in einem solchen Index auch viele Krisenstaaten (zum Beispiel Ukraine, Libanon) vertreten sind.

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Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine hat die Energie- und Rohstoffpreise steigen lassen. Deshalb sind aktuell Länder zu bevorzugen, die geopolitisch weniger betroffen sind und von der Preisentwicklung profitieren. Dazu zählen Südamerika mit Brasilien, Chile und Mexiko als stabilste Vertreter, sowie Anleihen aus dem Nahen Osten, zum Beispiel Oman und den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Über den Autor

Alexander Posthoff ist Senior Portfolio Manager beim Asset Manager Bantleon.  

Aus dem südlichen Afrika sind vor allem die Emittenten Südafrika und Namibia zu empfehlen: Beide Staaten müssen zwar Erdöl importieren, können aber die gestiegenen Preise durch die Mehreinnahmen aus der eigenen Rohstoffproduktion kompensieren.

In Asien sind Indonesien, die Philippinen und Vietnam attraktiv. Obwohl eine Konjunkturabkühlung in Europa auch diese exportorientierten Länder treffen würde, bleiben sie innerhalb Asiens konkurrenzfähig. 

Je nach Laufzeit und Bonität sind somit für Anlegerinnen und Anleger wieder auskömmliche Renditen möglich: Während Südafrika beispielsweise bei drei Jahren Laufzeit und einem High-Yield-Rating von BB– knapp 6 Prozent Rendite bietet, sind in Indonesien bei gleicher Laufzeit und mit einem Investment-Grade-Rating von BBB noch etwa 4 Prozent Rendite pro Jahr möglich.    

Osteuropa und Mittelasien eher meiden  

Staaten aus Osteuropa und Mittelasien hingegen sollten risikobewusste Anleger zunächst meiden. Das wirtschaftliche Anlagerisiko wurde dort schon länger nicht mehr adäquat bezahlt. Nun kommen politische Risiken hinzu. Es ist für Investoren zudem kaum abzuschätzen, ob nicht noch andere Staaten aus der Region direkt in den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine hineingezogen werden.

Jeder Staat, der sich dem russischen oder dem westlichen Einflussbereich anschliesst, muss entweder mit Sanktionen (betrifft auch Investorinnen und Investoren) oder aber mit steigenden Energie- und Rohstoffpreisen rechnen. Beide Möglichkeiten dürften die wirtschaftliche Entwicklung stark dämpfen.    

Auch Staaten, die sowohl stark von Rohstoffimporten als auch von der Konjunkturentwicklung in Europa und den USA abhängig sind, weil sie dorthin exportieren, sollten umgangen werden. Prominentestes Beispiel ist derzeit Sri Lanka, wo steigende Preise für Energie und Nahrungsmittel auf eine sehr instabile Haushaltslage treffen. Politische Unruhen und Zahlungsausfälle sind die Folge.

Aber auch Nord-, West- und Ostafrika (Ghana, Kenia, Tunesien) sowie Mittelamerika könnten aus denselben Gründen mittelfristig sehr negativ beeinflusst werden.    

Fazit: Emerging-Markets-Anleihen bleiben eine sehr interessante Anlageklasse. Die Auswahl der Emittenten ist derzeit aber noch wichtiger als in den vergangenen Jahren. Anlegerinnen und Anleger müssen sich der aktuell hohen Volatilität und Risiken bewusst sein, sollten aber die mittelfristigen Chancen nicht aus den Augen verlieren.      

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