Thematisches Investieren ist ein Ansatz, nach dem man sein Geld an den Finanzmärkten entlang eines langfristigen Trends investiert. Die angesagten Megatrends bilden die Grundlage für die derzeit rund 500 Themenfonds, die in der Schweiz für das breite Publikum zugelassen sind. Die Auswahl ist gross, Anlegende können sich eines von circa 150 Themen aussuchen. Derzeit besonders beliebte Trends sind unter anderem «Nachhaltigkeit/Klimawandel», «Biotechnologie», «Technologie» und eben auch «Cyber Security». In diesen Bereich fallen sowohl Unternehmen, die Hard- und Software zum Schutz vor Angriffen entwickeln, als auch Firmen, die entsprechende Dienstleistungen zum Schutz vor Angriffen und zur Behebung bereits entstandener Schäden anbieten.

In der Schweiz gibt es acht Fonds (siehe Tabelle unten), die auf Aktien von Unternehmen setzen, deren Geschäftszweck hauptsächlich dem Thema Cyber Security dient. Die Strategie dahinter ist einfach: Ausgaben für und Investitionen in die Cybersicherheit werden aufgrund der Digitalisierung weiter wachsen und den entsprechenden Firmen die Auftragsbücher füllen.

ETF als beliebtes Vehikel

Die in der Schweiz zugelassenen Anlagevehikel sind fast alle sogenannte Exchange Traded Funds (ETF), die als Aktienkorb einen bestimmten Index nachbilden. Dabei wird die Indexzusammensetzung regelmässig vom Emittenten überprüft und angepasst. Meist werden die nach Marktkapitalisierung grössten Unterrnehmen in den Index aufgenommen. Der L&G-Cyber-Security-ETF ist der älteste in der Schweiz zugelassene ETF und hat mittlerweile ein Volumen von 2846,46 Millionen Dollar erreicht. Potenzial verspricht sich L&G vor allem aus der aktuellen Unterbewertung des Sektors und dem steigenden Bedarf. Laut L&G betragen die jährlichen Schäden, die durch Cyberkriminalität verursacht werden, mehr als das Zwanzigfache der Investitionen in Cyber Security. Der zugrunde liegende Index wird vierteljährlich angepasst und umfasst die wichtigsten Unternehmen aus den Bereichen Cybersicherheitstechnologie und -dienstleistungen. Beide Gruppen werden nach Marktkapitalisierung gewichtet, wobei alle Firmen innerhalb einer Gruppe das gleiche Gewicht im Index haben.

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«Cyber-Security-Fonds fristen bei Anlegenden ein Satellitendasein.»

Robert Leitner, Leiter Research des VZ Vermögenszentrums

«Eigentlich ist Cyber Security, ebenso wie künstliche Intelligenz, letztlich doch nur ein Subthema des Bereichs Informationstechnologie›, erklärt Robert Leitner, Leiter Research des VZ Vermögenszentrums in Zürich. Aufgrund des grösseren Diversifikationseffektes würde er daher eher eine Investition in den gesamten Technologiesektor in Betracht ziehen, statt mit Cyber Security nur auf einen Subsektor mit einem deutlich kleineren Anlageuniversum zu setzen. Wäre da nicht das zumindest theoretische vorhandene Potenzial, dass solche Themenfonds eben aufgrund ihrer Spezialisierung am Ende doch den Gesamtmarkt schlagen und eine höhere Rendite abwerfen könnten.

Der derzeit grösste ETF-Emittent iShares, der zu Blackrock gehört, dem weltweit grössten Vermögensverwalter, hat im September 2018 den iShares-Digital-Security-ETF aufgelegt, einmal in einer ausschüttenden Variante und einmal thesaurierend. Der Index umfasst aktuell 102 Positionen, die gleich gewichtet sind. Die Anpassung des Index erfolgt einmal jährlich. Mehr als 65 Prozent des zugrunde liegenden Index entfallen auf Firmen mit Sitz in den USA, gefolgt von Japan mit knapp 13 Prozent. Firmen aus Europa sind mit Deutschland, UK, Schweden und Finnland mit rund 7 Prozent im Index vertreten. Das mit dem ETF einhergehende Währungsrisiko müssten Schweizer Anlegerinnen und Anleger im Blick haben und die gesamte Portfoliostruktur entsprechend angleichen. «Die IT-Security-Fonds sind alle sehr USA-lastig, sodass Währungseffekte die Rendite belasten können», erklärt Leitner.

Benchmark bleibt ungeschlagen

Der einzig aktiv gemanagte Fonds unter den in der Schweiz erhältlichen ist der Allianz-Cyber-Security-Fonds, der vom Allianz-Partnerunternehmen Voya Investment gemanagt wird. Im Vergleich zu einem ETF sind hier die jährlichen Kosten mit 2,1 Prozent deutlich höher. Dem Allianz-Fonds dient der MSCI-All-Countries-World-Index als Benchmark. Seit der Auflage des Fonds im März 2021 ist es den aktiven Fondsmanagern jedoch nicht gelungen, die Benchmark zu schlagen. Der Fonds blieb mit einem Plus von 12,56 Prozent deutlich hinter der Entwicklung des Index von 47,47 Prozent zurück.

«Auf eine Sicht von drei Jahren schneiden alle Cyber-Security-Fonds schlechter ab als der MSCI World», sagt Robert Leitner. Seiner Erfahrung nach fristen Themenfonds wie diejenigen zum Thema Cyber Security bei professionellen Anlegern daher auch nur ein Dasein als Satelliten. «Vermögensverwalter setzen einen kleinen Anteil des Portfolios auf schnell wachsende Trends, die im Erfolgsfall als Renditetreiber dienen und im Misserfolgsfall nicht dramatisch ins Gewicht fallen», erklärt der Profi. Der Rest sei Marketing, weil sich Themenfonds mit ihren Wachstumsgeschichten besser verkaufen liessen als eine passive Geldanlage, die völlig unspektakulär einen breiten Index wie den MSCI World abbildet – auch wenn Letztere in den meisten Fällen besser abschneiden.

Dieser Beitrag erschien erstmals am 29. Februar 2024 in der Handelszeitung im Spezial Cyber Risk.