Hoch über den Dächern von Zürich: Dominik Schiener (25) schaut verlegen in die Kamera. «Wie soll ich hinstehen?», fragt er den Fotografen. Dann wird geknipst. Schiener richtet seine Hornbrille, die an Harry Potter erinnert, und lächelt. «Eine schöne Stadt», sagt er und lässt seinen Blick über das Zürcher Seefeld schweifen.

Schiener ist auf geheimer Mission in der Schweiz. Der Co-Gründer der deutschen Kryptowährung Iota gründet in Zug eine neue Stiftung. Eines der wertvollsten Krypto-Projekte der Welt kommt ins Land. «Die Entwicklung in Deutschland geht in die falsche Richtung», sagt er. «Die Schweiz hingegen ist sehr attraktiv. Es geht für uns nun darum, neue Finanzsysteme aufzubauen. Das Know-how dafür ist bereits hier.»

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Krypto

«Geld bedeutet mir nicht viel»

Auch er selbst reisst für das Projekt seine Zelte in Berlin ab und zieht in die Schweiz. Der gebürtige Tiroler will näher an den Bergen sein. Die wilden Partys in der deutschen Hauptstadt werde er nicht vermissen: «In den Ausgang gehe ich ohnehin nicht. Das sagt mir nichts.» Die meiste Zeit verbringt Schiener an seinen Laptops. Kein Wunder, denn: «Ich arbeite täglich etwa 16 Stunden.»

Dominik Schiener wirkt bodenständig, fast schon zurückhaltend. Dabei hat er in jungen Jahren viel erreicht. Das Krypto-Geschäft machte ihn zum Multimillionär. «Geld bedeutet mir nicht viel», wiegelt er ab. Ausser drei Computerbildschirmen habe er sich nichts geleistet. «Ich besitze nicht einmal das Autobillett», sagt er und lacht.

Spitzenkampf der Kryptos

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Schiener hackte sich an die Spitze

Bevor er im Jahr 2016 mit Iota durchstartete, musste Schiener auch untendurch. Er gründete unter anderem eine Bitcoin-Börse im Krypto-Valley in Zug. Lange gab es sie jedoch nicht. «Da habe ich gemerkt, dass man sich in diesem Business nicht auf andere verlassen kann», sagt Schiener. «Man muss sich selber durchschlagen.»

Schieners Rolle im Krypto-Crash 2017

Als es im Sommer und Herbst 2017 zum grossen Krypto-Hype kommt und jeder am Arbeitsplatz über die Digitalwährungen spricht, mischt Schiener mit Iota vorne mit. In den sozialen Medien veröffentlicht er immer wieder vielversprechende Updates. Szenekenner sagen heute, Schiener habe in dieser Zeit den Stand der Technik seines Krypto-Projekts beschönigt.

Im Winter kommt der grosse Crash. Der Iota-Kurs fällt von über fünf Dollar ins Bodenlose. Zu diesem Zeitpunkt zerstreitet sich auch das Team. In der Stiftung fliegen die Fetzen, viele Entwickler verlassen das Projekt. Schiener bleibt. Und arbeitet akribisch weiter. Das wird ihm in der Szene hoch angerechnet. Die Belohnung: Iota nimmt in der Folge wieder Fahrt auf, kann wichtige Partnerschaften mit Firmen wie Jaguar, Dell oder Intel verkünden.

«Aktien sind mir zu riskant»

Man glaubt Schiener, wenn er sagt: «Es geht mir wirklich ums Projekt. Ich glaube daran.» Kryptowährungen traden tue er nicht, behauptet er. «Dafür fehlt mir die Zeit und das Interesse.» Mit einem Augenzwinkern fügt er an: «Und Aktien sind mir sowieso viel zu riskant.»

Ob er die Finger auch deshalb davon lässt, weil er schon zweimal auf die Schnauze gefallen ist? Schiener hatte schon früh Bitcoins besessen, war vor dem 20. Lebensjahr Multimillionär. Er macht kein Geheimnis daraus: «Ich habe bei den letzten zwei Crashs mein ganzes Vermögen verloren.» An eine Gewinnmitnahme scheint er jetzt trotz steigenden Kursen wieder nicht zu denken. Nichts gelernt? Schiener: «Ich bleibe vollständig investiert, weil ich an Iota glaube.»

Dieser Artikel erschien zuerst im «Blick» unter dem Titel «Er hat Millionen, aber kein Autobillett».