Die von führenden Ölproduzenten umfangreichste je vereinbarte Förderkürzung könnte ohne grosse Wirkung verpuffen. Ölpreise zeigten am Montag zunächst keine eindeutige Tendenz, da der preissteigernde Impuls einer Angebots-Verknappung von wachsenden Sorgen über einen durch die Corona-Pandemie ausgelösten Nachfrage-Einbruch überschattet wurde.

Die US-Bank Goldman Sachs erklärte, trotz des «historischen Abkommens» könnten die Förderkürzungen die sinkende Nachfrage nicht auffangen.

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Massive Kürzung der Produktion

Die im Verbund Opec+ vereinigten Ölproduzenten hatten sich darauf geeinigt, die Tagesproduktion um 9,7 Millionen Barrel (je 159 Liter) zu senken. Die Kürzung entspricht etwa zehn Prozent des weltweiten Angebots. Die Förderbremse soll für Mai und Juni gelten und den durch die Coronavirus-Krise ausgelösten Preisrutsch aufhalten.

Opec+ strebt zudem an, dass sich weitere Ölproduzenten wie die USA, Kanada, Brasilien und Norwegen der Förderbremse anschliessen.

Sie könnten ihre Produktion um zusätzliche fünf Millionen Barrel pro Tag verringern. Sollten sie zustimmen und andere Länder stärker kürzen als vereinbart, könnte es Opec+-Kreisen zufolge weltweit effektiv auf eine Kürzung der Ölproduktion um 20 Millionen Barrel pro Tag hinauslaufen.

Experten erwarten keine Erholung der Preise

Die Ölpreise legten zunächst zu, um im weiteren Handelsverlauf wieder zu fallen. Öl der Nordsee-Sorte Brent verteuerte sich zu Handelsbeginn in Asien um mehr als vier Prozent und kostete 33,99 Dollar je Barrel, später lag der Preis bei 31,26 Dollar.

Die US-Bank Morgan Stanley geht davon aus, dass erst in der zweiten Jahreshälfte die Bestände in den Öllagern abgebaut werden können. Ähnlich äusserte sich Harry Tchilinguirian von BNP Paribas: «Wir erwarten keine nachhaltige Erholung des Ölpreises, bis die angespannte Nachfrage im dritten Quartal wieder gelockert wird.»

Historische Produktionskürzung

Zu der Staatengruppe Opec+ gehören neben den Mitgliedern des Exportkartells Opec unter Führung von Saudi-Arabien weitere Staaten wie Russland, das sich Anfang März weigerte, die Fördermengen wegen der Coronavirus-Krise weiter zu drosseln.

Das löste den jüngsten Preisverfall aus. Durch die Beschränkungen zur Eindämmung der Pandemie ist der weltweite Rohöl-Bedarf binnen weniger Wochen um etwa ein Drittel pro Tag zurückgegangen.

Die nun vereinbarte Kürzung ist die grösste, die jemals vorgenommen wurde. Sie soll schrittweise innerhalb von zwei Jahren bis April 2022 wieder zurückgenommen werden.

(reuters/mbü)