Die erneuten Anleihenkäufe der EZB sind aus Sicht der deutschen Direktoriumskandidatin Isabel Schnabel womöglich nicht notwendig gewesen. «Ich hätte wahrscheinlich mit den Anleihenkäufen gewartet», sagte die Wirtschaftsweise am Dienstag in einer Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments in Brüssel. «Ich bin nicht sicher, dass es absolut notwendig war, die Anleihenkäufe zu diesem Zeitpunkt wieder zu starten.» 

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Schnabel soll im EZB-Direktorium, dem obersten Führungsgremium der Notenbank, die Nachfolge von Sabine Lautenschläger antreten, die Ende Oktober zurückgetreten war. Die Professorin für Finanzmarktökonomie sitzt seit 2014 im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, der die Bundesregierung berät.

Die EZB hatte im September ein umfangreiches Massnahmenbündel zur Stützung der schwächelnden Konjunktur beschlossen. Es umfasste eine Senkung des Einlagenzinses für Banken kombiniert mit Erleichterungen für die Geldhäuser sowie den Neustart der billionenschweren Käufe von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren ab November. Die Wiederauflage der Käufe war im EZB-Rat allerdings umstritten. Rund ein Drittel der Währungshüter scherte aus.

Unmittelbar vor Schnabel wurde auch Italiens Vize-Notenbankchef Fabio Panetta im Ausschuss gehört, der ebenfalls ins EZB-Direktorium einziehen soll. Aus seiner Sicht überwiegen nach wie vor die Vorteile der lockeren Geldpolitik deren Nebenwirkungen. Bei der Abstimmung im Ausschuss sicherten sich Panetta und Schnabel am Nachmittag jeweils die Unterstützung der Abgeordneten für ihre Kandidatur. Es wird erwartet, dass beide nun auf dem EU-Gipfel in der nächsten Woche formell ernannt werden.

Schnabel erwartet keine Rezession im Euroraum

Schnabel zufolge sind die jüngsten Konjunkturdaten nicht ganz so negativ ausgefallen wie befürchtet. Deutschland sei beispielsweise nicht in eine Rezession gerutscht. «Daher kann man optimistisch sein, dass die Euro-Zone nicht in eine Rezession geraten wird,» sagte sie. Sie sei aus diesem Grund auch zuversichtlich, dass sich die Inflation mittelfristig wieder zum EZB-Ziel von knapp zwei Prozent bewege. Die EZB verfehlt diese Marke allerdings bereits seit Jahren.

Zur geplanten Strategieüberprüfung bei der EZB sagte Schnabel die Veränderungen würden am Ende womöglich nicht so gross ausfallen. «Es könnte einige Klarstellungen geben, vielleicht einige kleine Änderungen.» Die neue EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte angekündigt, die Überprüfung werde «in naher Zukunft» eingeleitet.