Fabrikschliessungen bei Ferrari in Italien und in der Europa-Zentrale von Nike in den Niederlanden haben zum grössten Einbruch der Stromnachfrage seit fast 12 Jahren geführt. In ganz Europa ist der Stromverbrauch gegenüber dem Vorjahr um bis zu 30 Prozent gesunken. Mit Ausnahme von Deutschland, wo die Nachfrage Anfang dieses Monats um 13 Prozent niedriger war als im Vorjahr.

«Die deutsche Stromnachfrage hat sich in den letzten Wochen im Vergleich zu anderen europäischen Ländern überraschend gut gehalten», sagt Bruno Brunetti, Leiter Energieplanung bei S&P Global Platts. «Es scheint, dass nicht alle Unternehmen und Produktionsstätten vollständig geschlossen waren.»

 

Diese Beobachtung und die Daten deuten darauf hin, dass die deutsche Energienachfrage - und möglicherweise die gesamte Wirtschaft - den Abschwung besser überstehen könnte als andere europäische Länder wie Italien und Spanien, in denen das Virus und die Auswirkungen auf die Geschäftsaktivität stärker zu spüren sind.

Energieexperten führen den relativ konstanten Verbrauch in Deutschland auf zwei Dinge zurück: Erstens ist der Lockdown nicht so ausgeprägt wie in den meisten anderen europäischen Ländern. Zweitens musste die Schwerindustrie die Produktion nicht im Zuge der sozialen Distanzierung einstellen.

 

So hat beispielsweise BASF in seinem Chemie-Stammwerk in Ludwigshafen - das jedes Jahr ungefähr so viel Strom verbraucht wie ganz London - zahlreiche Änderungen eingeführt, von der Größe der Teams bis zur Art und Weise, wie die Arbeiter ihr Mittagessen abholen. Aber der Chemiekonzern hat die Fabrik nicht geschlossen. Auch die Glashersteller, deren Anlagen viel Strom verbrauchen, produzierten weiter.

Deutschland scheint ein wenig ein Sonderfall zu sein, was auf den ersten Blick keinen Sinn ergibt, da auf die Industrie ein größerer Anteil des Strombedarfs entfällt als in anderen Ländern. Energieintensive Unternehmen wie der Chemiekonzern BASF und der Stahlhersteller Thyssenkrupp und Tausende kleinerer Unternehmen verbrauchen laut dem Branchenverband der energieintensiven Industrien rund 120 Terawattstunden Strom, mehr als ein Fünftel des gesamten deutschen Strombedarfs von 525 Terawattstunden.

«Diese Rohmaterialienkonzerne verfügen über hochautomatisierte Prozesse und die Produktion kann trotz des Coronavirus fortgesetzt werden», sagte Christoph Weber, Professor für Energiewirtschaft an der Universität Duisburg-Essen.

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(bloomberg/gku)