Der Schweizer Aktienmarkt steht am Montagvormittag wie schon zu Handelsbeginn im Minus. Die Zollankündigung aus den USA für Waren aus der EU drückt auf die Kurse. Insgesamt sind die Abschläge der Blue Chips in der Schweiz allerdings relativ moderat, was in Marktkreisen auf die zurückhaltende Reaktion der EU sowie auf den Gewöhnungseffekt der Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump zurückgeführt wird.
Dennoch sorgt die Eskalation in einer Zeit, in der die Nachfrage nach Aktien aufgrund des Vertrauens in die US-Wirtschaft und der positiven Stimmung hinsichtlich der Berichtssaison hoch war, für neue Unsicherheit, wie es die Zürcher Kantonalbank in einer Einschätzung schreibt. Zum Verhandlungsstand zwischen den USA und der Schweiz gibt es weiterhin keine Informationen.
Trump habe zwar die Türe für weitere Verhandlungen mit der EU offen gelassen. Angesichts der in der vergangenen Woche angekündigten Zolltarife sei es aber fraglich, ob es die Zeit und Mühe lohne, mit einer Regierung zu verhandeln, die anscheinend den Überblick verloren habe, meint dazu die Onlinebank Swissquote in einem Kommentar.
Der Vermögensverwalter Amundi spricht die wachsende Besorgnis über das hohe Haushaltsdefizit der USA an, sowie die Inflationserwartungen der Konsumenten. Nachdem sich die Aktien bislang relativ widerstandsfähig gezeigt hätten, könnte es in nächster Zeit zu einer Abschwächung kommen, so Amundi.
SMI leicht im Minus
Der SMI bewegt sich seit Handelsstart in einer relativ engen Bandbreite um die Marke von 11'900 Punkten. Gegen 10.55 weist der Leitindex ein Minus von 0,22 Prozent auf und steht bei 11'910,25. Der aktuell 31 Titel umfassende SLI verliert 0,34 Prozent auf 1966,98 Punkte und der breite SPI 0,25 Prozent auf 16'587,08 Punkte. Im SLI geben 25 Titel nach und 6 legen zu.
Mit die grössten Abgaben verzeichnen weiterhin Swatch (-1,8%) und Richemont (-1,4%), dies im Vorfeld der Halbjahreszahlen dieser Woche, wobei bei Swatch der genaue Termin nicht feststeht. Trotz eigentlich starker Aussenhandelszahlen aus China überwiege bei den Luxusgüteraktien angesichts der Zoll-Eskalation die Vorsicht, heisst es im Handel.
Ähnlich hoch sind noch die Abgaben bei VAT (-1,7%). Weitere konjunktursensitive Aktien wie Logitech (-0,9%), Kühne+Nagel (-1,0%), SIG (-0,8%) oder Schindler (-0,7%) büssen ebenfalls etwas deutlicher ein.
Etwas besser halten sich Holcim (-0,2%). Für diese hat die Citigroup das Kursziel auf 65 von zuvor 48,27 Franken deutlich erhöht, bei einem unveränderten Rating "Neutral". Nach dem Abschluss der Ausgliederung des Nordamerika-Geschäfts sei der Baustoffhersteller immer noch einer der beiden führenden Anbieter auf dem Markt ausserhalb Chinas, heisst es bei der US-Bank unter anderem zur Begründung.
Die Unsicherheit wegen der globalen Handelsstreitigkeiten begünstigt dagegen die hiesigen defensiven Titel. Nestlé, Roche (beide +0,2%) und Novartis (+0,1%) stehen allesamt im Plus. Am Freitag hatten Novartis 3 Prozent und damit ungewöhnlich deutlich an Terrain eingebüsst, nachdem das Unternehmen vor einem Bezirksgericht in Delaware eine Niederlage in einem Patentstreit um das Herzmedikament Entresto hinnehmen musste. An diesem Donnerstag sind die Basler einer der der insgesamt fünf Blue Chips, die in dieser Woche Zahlen vorlegen.
Bester Blue Chip sind derzeit Swisscom (+0,5%).
Im breiten Markt rücken Barry Callebaut um 1,3 Prozent vor und knüpfen damit an den Erholungsversuch vom Freitag an. Am Donnerstag waren die Titel nach einer Gewinnwarnung zweistellig eingebrochen.
Auch Sulzer (+0,6% auf 144,80 Fr.) ziehen gegen den Trend etwas an, wobei das Tageshoch bei 145,40 Franken nicht gehalten werden konnte. Unterstützung kommt von einer Kurszielerhöhung durch ODDO BHF auf 200 von 170 Franken und der Bestätigung "Outperform". Die Auftragssituation dürfte sich im zweiten Quartal kaum verbessert haben, heisst es zur Begründung mit Blick auf die Halbjahreszahlen von kommender Woche, dank dem hohen Auftragsbestand aus dem Vorjahr dürfte der Umsatz dennoch solide wachsen.
(awp/dob)