Es ist der grösste Zukauf, den Sika je tätigte: Für 5,5 Milliarden Franken schnallte sie sich die MBCC an, die ehemalige Bauchemie-Sparte des deutschen Chemieriesen BASF. Die Vorschusslorbeeren waren enorm: Der Sika-Börsenkurs sprang bei der Bekanntgabe Mitte November um zehn Prozent, Sika-CEO Thomas Hasler sprach von einer «hochkomplementären» Übernahme, sowohl punkto Regionalmärkten als auch Produktpalette.

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Doch es könnte das erste Mal sein, dass sich die Akquisitionsmaschine Sika an einem Neuerwerb verhebt – das zumindest befürchtet Markus Mayer, Analyst der Baader Bank, langjähriger und zugleich einer der besten Sika-Kenner.

Denn Sika fährt normalerweise bei Übernahmen keine Strategie der Totalintegration, sondern holt sich Wissen und Technologie der neuen Einheit jeweils in die Gruppe, doch lässt den Zukauf zwar unter dem Schirm der Gruppe, aber relativ unbehelligt weiterarbeiten und sammelt dann künftige Zusatzumsätze und Synergien genüsslich ein.

Doch bei MBCC liegen die Dinge anders, fürchtet Mayer: Die unter BASF lange Zeit vernachlässigte und performanceschwache Einheit werde einen Kulturwandel benötigen; die Schweizer müssten wohl entgegen ihrer bisherigen Taktik eigene Leute bei MBCC platzieren. Doch selbst dann sei fraglich, ob es Sika gelinge – und wenn, könnte es lange dauern.

Eine hübsche Pointe dieser Akquisition ist, dass sich gemäss einem Insider auch Holcim-CEO Jan Jenisch um MBCC bemühte – Jenisch will erklärtermassen die Wertschöpfungskette des Konzerns verlängern, sich vom Grundstoff Zement emanzipieren. Und Jenisch, das ist ja der ehemalige CEO der Sika, der dort unter Nebengeräuschen abrupt ausschied, um den deutlich besser bezahlten Holcim-Job anzutreten. Doch ihm war der Kaufpreis für MBCC zu hoch.

Tatsächlich sind die Fundamentaldaten wenig beeindruckend. BASF erwarb MBCC 2006 mit einem Umsatz von 1,8 Milliarden Euro und einer Marge (Stufe Ebitda) von 13 Prozent. 2019 übernahm der Finanzinvestor Lone Star für 3,2 Milliarden Euro die Firma, damals dürften es 2,5 Milliarden Umsatz bei einer 10-Prozent-Marge gewesen sein.

Sika gibt für MBCC aktuell eine Marge von 15 Prozent bei 2,9 Milliarden Franken Umsatz an, von dem über 200 Millionen aus Zukäufen unter Lone Star stammen – und die Margenverbesserung, fürchtet die Baader Bank, könnte vor allem auf geringere Rohstoffkosten zurückzuführen, also vorübergehend sein.

Nun liegt es an Sika aufzuzeigen, dass die rund zwei Milliarden Franken Aufpreis, die Sika heute mehr zahlt als Lone Star vor zwei Jahren, ein gutes Investment sind. 

Dirk Ruschmann
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