Die US-Wirtschaft ist zum Jahresstart wegen stark gestiegener Einfuhren geschrumpft. Im ersten Quartal sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zum Vorquartal um annualisiert 0,3 Prozent, wie das Handelsministerium am Mittwoch in Washington nach einer ersten Schätzung mitteilte. Im vierten Quartal hatte die grösste Volkswirtschaft der Welt noch um 2,4 Prozent zugelegt. Volkswirte hatten für die Monate Januar bis Ende März im Schnitt eine Schrumpfung von 0,2 Prozent erwartet.

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US-Präsident Donald Trump hatte zwar erst Anfang April seine Zölle gegenüber fast allen Ländern dieser Welt angekündigt und sie dann teilweise wieder zurückgenommen. Die Importe sind aber schon vor der Zollentscheidung im März deutlich gestiegen. US-Unternehmen wollten sich offenbar nochmal mit ausländischen Produkten eindecken. Dies belastete das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal. So sind die Importe im ersten Quartal um 41 Prozent gestiegen. Der Aussenhandel belastete das Wirtschaftswachstum um fast fünf Prozentpunkte. Dies ist ein Rekordwert.

Trump: «Habt Geduld!»

Die Konsumausgaben stiegen mit annualisierten 1,8 Prozent so wenig wie seit Mitte 2023 nicht mehr. Der Konsum ist für zwei Drittel der Wirtschaftsleistung in den USA verantwortlich. Positiv entwickelten sich die Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen. Sie stiegen so stark wie seit 2020 nicht mehr.

Wegen der schrumpfenden US-Wirtschaft zum Jahresbeginn hat Trump zur Geduld aufgerufen. Der Abschwung der US-Wirtschaft habe nichts mit seinen Zollkriegen zu tun, erklärte Trump am Mittwoch in einem Beitrag in den sozialen Medien. Der Republikaner prognostizierte vielmehr einen Aufschwung in den USA: «Wenn der Boom beginnt, wird er beispiellos sein. HABT GEDULD!!!»

Die Wall Street reagiert auf die neusten Zahlen nervös. Die US-Börse ist am Mittwoch mit einem deutlichen Minus in den Tag gestartet. Der Leitindex Dow Jones, der breiter angelegte S&P 500 und die Tech-Börse Nasdaq verloren zwischen 1 und 2,3 Prozent. Damit ist der Aufwärtstrend der letzten sechs Tage gestoppt.

Rezession noch nicht auf sicher

Commerzbank-Analyst Christoph Balz sagt zu den Zahlen «Das schwache erste Quartal war vor allem ein Resultat verschiedener Sondereffekte und als solches noch kein Vorbote einer drastischen Wachstumsabschwächung, was auch durch die nach wie vor robuste inländische Nachfrage bestätigt wird.» Und weiter: «Wir gehen daher weiterhin davon aus, dass die US-Wirtschaft trotz des Zollschocks eine Rezession vermeiden kann, auch wenn die Abwärtsrisiken spürbar zugenommen haben.»

«Das von Trump ausgerufene goldene Zeitalter beginnt mit einem klaren Fehlstart», sagte Analyst Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. «Für die Vollbremsung des Wirtschaftswachstums muss Trump sich den Schuh anziehen.» Stephan Bales von der KfW-Bank erklärte: «Die ungeschönte Bremswirkung von Trumps Wirtschaftspolitik dürfte sich ab Mitte des Jahres noch viel deutlicher zeigen.»

US-Wachstumszahlen werden annualisiert, also auf das Jahr hochgerechnet. Sie geben an, wie stark die Wirtschaft wachsen würde, wenn das Tempo ein Jahr lang anhielte. In Europa wird auf diese Methode verzichtet, weshalb die Zahlen nicht direkt miteinander vergleichbar sind. Um auf eine mit Europa vergleichbare Wachstumsrate zu kommen, müsste man die US-Rate durch vier teilen.

(awp/reuters/dob)