Für den Schweizer Tourismus zeichnet sich ein guter Winter ab. Das Forschungsinstitut BAK Economics rechnet mit einer kräftigen Zunahme der Logiernächte. Gedämpft wird die gute Stimmung allerdings von Konjunktursorgen.

Für die bevorstehende Wintersaison gehen die BAK-Ökonomen gegenüber dem teils noch von Corona-Restriktionen geprägten letzten Winter von einem Anstieg der Logiernächte um 13 Prozent auf 16,4 Millionen aus, wie sie am Donnerstag mitteilten. In den Schweizer Feriendestinationen werden vermehrt Gäste aus dem Ausland und wiederum viele aus der Schweiz erwartet.

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Die Aussichten von BAK Economics unterstreichen die von der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich bereits vor knapp zwei Wochen gemachten Annahmen. Auch die KOF ist für den Wintertourismus mit knapp 17 Millionen erwarteten Logiernächten zuversichtlich.

Grosse Lust auf Winterferien

Der Winter werde vor allem von Auf- und Nachholeffekten nach der Corona-Pandemie bei ausländischen Gästen und der weiterhin hohen Nachfrage aus dem Inland geprägt sein, sagte Benjamin Studer, Projektleiter Tourismus bei BAK Economics. Den Haushalten stehe mehr an Erspartem für Ferien zur Verfügung. Und die Schweiz werde als Land wahrgenommen, das bei einer Infektionswelle milde Restriktionen beschliesse. Das biete den Reisenden Planungssicherheit.

Doch gibt es auch eine Reihe von Faktoren, welche die Tourismusnachfrage bremsen. Laut BAK Economics zählen die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Energiekrise, die Inflation und die konjunkturelle Abkühlung dazu. Ausserdem verteuere der starke Schweizer Franken den Aufenthalt für Gäste aus dem Ausland, während für Schweizerinnen und Schweizer Ferien im Ausland attraktiver würden.

Kommt hinzu, dass der internationale Tourismus nach wie vor unter den Nachwehen der Corona-Pandemie und unter dem Ukraine-Konflikt leidet. Wie bereits im Sommer dürften daher kaum Touristen aus China oder Russland für den Winterurlaub in die Schweiz reisen, so die BAK-Experten. Und die hohen Flugpreise hemmen die Nachfrage aus anderen Fernmärkten ebenfalls, während sich der Geschäftstourismus nur schleppend erholt.

Vorkrisenniveau in Griffweite

Die zahlreichen negativen Faktoren dürften laut BAK Economics das Reisegeschäft in der Schweiz bis in den Sommer 2023 hinein belasten. Eine Rückkehr der Logiernächte hierzulande auf das Vorkrisenniveau sei daher wohl frühestens im Winter 2023/24 möglich, auch wenn in einzelnen Monaten dies schon früher zu sehen sein werde.

Im vergangenen Sommer sind die Übernachtungszahlen mit 22 Millionen bereits nahe ans Vorkrisenniveau herangerückt. Die Zahl der Logiernächte lag am Ende nur um 3 Prozent unter jener von 2019. Der grösste Wachstumsschub ging von den USA aus. Doch auch die Gästezahlen aus Grossbritannien, Holland, Belgien, Frankreich oder Deutschland kletterten stark in die Höhe.

Bei inländischen Gästen musste die Tourismusbranche dagegen nach dem hervorragenden Sommer 2021 einen Rückgang von 1,1 Millionen Übernachtungen (-8%) hinnehmen. Damit lag die Inlandsnachfrage aber immer noch knapp ein Fünftel höher als 2019. Bei den Fernmärkten wurde mit dem Fehlen chinesischer und russischer Touristen das Vorcoronaniveau um mehr als ein Drittel verfehlt.

Von der Erholung im Tourismus hätten zuletzt die Städte stärker profitiert, da sie auch stärker unter der Corona-Krise litten. Derweil stütze die nach wie vor gute inländische Nachfrage die Logierzahlen in alpinen Gebieten. Insgesamt an Bedeutung gewonnen hat die Parahotellerie: Camping, Ferienwohnungen und Kollektivunterkünfte profitieren laut Studer vom wachsenden Bedürfnis, Ferien in der Natur zu verbringen. Dagegen hoffen die Hotels in Städten unter anderem auf die Rückkehr chinesischer Touristen.

(SDA)