Der schweizerische Sportrechtehändler Infront Sports & Media steht Insidern zufolge wieder zum Verkauf. Der chinesische Mischkonzern Dalian Wanda, der vor acht Jahren 1,05 Milliarden Euro für Infront gezahlt hatte, habe die Deutsche Bank damit beauftragt, einen neuen Eigentümer zu finden, sagten vier mit den Plänen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. 

Dalian Wanda gehört Wang Jianlin, dem einstmals reichsten Chinesen, leidet aber als grösster Gewerbeimmobilien-Entwickler des Landes unter der Branchenkrise und steht deshalb unter finanziellem Druck.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Langwieriger Prozess

Bis zu einem Verkauf von Infront könne es aber noch Monate dauern, der Prozess habe gerade erst angefangen, sagten drei Insider. Vor allem Finanzinvestoren hätten ein Auge auf Infront geworfen. Der neue Eigentümer brauche tiefe Taschen, weil die Sportverbände und Rechteinhaber normalerweise Garantiesummen für die Rechte verlangen. 

Wanda und die Deutsche Bank wollten sich zu den Informationen nicht äussern. Infront mit Sitz in Zug war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Rechte an Serie A und Premier League

Infront vermarktet unter anderem die internationalen Rechte an der ersten italienischen Fussball-Liga Serie A und an der englischen Premier League. Für die Weltmeisterschaft in Katar im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen die Fernsehrechte für Asien erworben. Im Juni bekam Infront den Zuschlag für die Übertragungsrechte an den Olympischen Spielen von 2026 bis 2032 in 22 Ländern in Zentral- und Südostasien.

Infront ist eine ehemalige Kirch-Tochter und war 2002 von der Unternehmerin Nicole Junkermann und dem ehemaligen Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus aus dem zerfallenden Medienimperium von Leo Kirch herausgekauft worden. Später hielt der Kaffee-Erbe Andreas Jacobs die Mehrheit der Anteile, von 2011 bis 2015 gehörte Infront dem Finanzinvestor Bridgepoint, ehe Dalian Wanda einstieg.

Wanda hat Geldprobleme

In den vergangenen Monaten waren bei Wanda Geldprobleme offenbar geworden. Im Juli stand eine 400 Millionen Dollar schwere Anleihe zur Rückzahlung an. Dalian Wanda brachte das Geld auf, indem das Unternehmen für 320 Millionen Euro einen Anteil an seiner Entertainment-Sparte Beijing Wanda Cultural Industry verkaufte. 

Ein im Juni fälliger Zinskupon von 22 Millionen Dollar auf eine Dollar-Anleihe wurde erst mit Verzögerung gezahlt. Auch die Sportrechtebranche kämpfte in der Corona-Pandemie mit Problemen. Die spanische Mediapro, die die Auslandsrechte an der spanischen Fussball-Liga hält, musste im vergangenen Jahr 900 Millionen Euro Verbindlichkeiten umschulden.

(reuters/mbü)