Lautstark verschaffen sich Commerzbank-Beschäftigte vor der Halle Gehör. «Nein zu Unicredit» und «Allein sind wir besser dran» steht auf Plakaten. «Wir wollen, dass die Aktionäre ihre Anteile behalten und nicht verkaufen an andere Investoren», sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Kevin Voss am Rande der Protestaktion, zu der Verdi und Betriebsräte aufgerufen hatten.
Verdi befürchtet für den Fall, dass die Unicredit die Commerzbank schluckt, einen «Kahlschlag bei den Arbeitsplätzen in Deutschland» - sowohl bei der Commerzbank als auch bei der Unicredit-Tochter Hypovereinsbank.
Orlopp: Eigenständige Commerzbank hat sehr gute Perspektiven
Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp betont in ihrer Rede an die Aktionäre: «Es ist unser grosses Ziel, die Commerzbank als feste Grösse unter den erfolgreichen europäischen Banken zu etablieren.» Natürlich sei der Vorstand «jederzeit bereit, uns auch alternative Optionen ergebnisoffen anzuschauen», sagt Orlopp. Priorität habe aber die zügige Umsetzung der eigenen Strategie. Die Commerzbank will ihre Eigenständigkeit durch den Abbau Tausender teurer Jobs und steigende Überschüssen retten.
Erst vor wenigen Tagen hatte Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) bekräftigt, dass die Commerzbank aus Sicht der Bundesregierung als systemrelevante Bank eigenständig bleiben sollte. Der Bund hält noch etwas mehr als zwölf Prozent der Commerzbank-Anteile.
Unicredit-Chef unzufrieden mit Entwicklung der Commerzbank
Die Unicredit hatte im September den Teilausstieg des Bundes genutzt und ist nun zweitgrösster Aktionär der Commerzbank mit Zugriff auf insgesamt gut 28 Prozent. Ein Übernahmeangebot lässt jedoch auf sich warten.
Orcel bekräftigte im Vorfeld der Hauptversammlung, die Unicredit könne «bis 2027 warten». Sein Haus werde drei Dinge bewerten: den Meinungsaustausch mit der neuen deutschen Regierung sowie die Frage, «ob das Management der Commerzbank konstruktive und bilaterale Beziehungen unterhalten» wolle. «Vor allem aber werden wir ihre Ergebnisse bewerten», sagte der Unicredit-Chef.