Eine neue Variante des Coronavirus - genannt B.1.1.529 - wurde in Südafrika identifiziert; die dortigen Behörden bezeichnen sie als besorgniserregend («variant of concern»). Die Befürchtung, dass ein neuer Stamm zu Ausbrüchen führen könnte, die die Gesundheitssysteme weltweit belasten, sich möglicherweise Impfstoffen entziehen und die Wiedereröffnung der Wirtschaft und von Ländergrenzen untergraben könnten, führte am Freitag zu einer Welle der Risikoaversion an den globalen Märkten.

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Folgendes wissen wir bisher:

1. Was ist das Besondere an dieser Variante? 

Wissenschaftler sagen, dass B.1.1.529 eine hohe Anzahl von Mutationen in seinem Spike-Protein aufweist, das eine Schlüsselrolle beim Eindringen des Virus in die Körperzellen spielt. Dieses Protein ist auch das Ziel von Impfstoffen. Die Forscher versuchen noch herauszufinden, ob es übertragbarer oder tödlicher ist als frühere Viren. 

2. Woher kommt die Variante? 

Darüber gibt es bisher nur Spekulationen. Ein Wissenschaftler des UCL Genetics Institute in London sagt, dass es sich wahrscheinlich während einer chronischen Infektion einer immungeschwächten Person entwickelt hat, möglicherweise einem unbehandelten HIV/Aids-Patienten. In Südafrika leben mit 8,2 Millionen Menschen die meisten HIV-Infizierten der Welt. Die Beta-Variante, eine im vergangenen Jahr in Südafrika entdeckte Mutation, könnte ebenfalls von einer HIV-infizierten Person stammen. 

3. Wie weit ist sie verbreitet?

Erste PCR-Testergebnisse zeigen, dass 90 Prozent der 1.100 neuen Fälle, die am Mittwoch in der südafrikanischen Provinz Johannesburg gemeldet wurden, durch die neue Variante verursacht wurden, so Tulio de Oliveira, ein Professor für Bioinformatik, der an zwei südafrikanischen Universitäten Einrichtungen für Gensequenzierung leitet. Im benachbarten Botswana verzeichneten die Behörden am Montag vier Fälle bei Menschen, die vollständig geimpft waren. In Hongkong wurde bei einem Reisenden aus Südafrika die Variante nachgewiesen, und ein weiterer Fall wurde bei einer Person festgestellt, die in einem Hotelzimmer gegenüber unter Quarantäne stand.

4. Wie war die Reaktion an den Märkten?

Die Nachricht von der neuen Variante hat die Märkte am Freitag aufgewühlt, wobei Aktien aus dem Reisebereich in Asien zu den grössten Verlierern gehörten, da die Anleger negative Auswirkungen auf den Reiseverkehr erwarten. Grossbritannien verhängte ein vorübergehendes Flugverbot für sechs afrikanische Länder, und Australien erklärte, es schliesse eine Verschärfung der Grenzbestimmungen für Reisende aus dem südlichen Afrika nicht aus, sollte die Situation eskalieren. Der Yen, der als sicherer Hafen gilt, legte gegenüber dem Dollar um 0,4 Prozent zu, während der südafrikanische Rand auf ein Jahrestief fiel.

5. Wie besorgt müssen wir sein?

Es ist zu früh, das zu sagen. Die Weltgesundheitsorganisation erklärte, dass weniger als 100 vollständige Genomsequenzen der neuen Variante zur Verfügung stehen, was bedeuten könnte, dass es länger dauert, sie zu untersuchen und zu prüfen, wie gut die derzeitigen Impfstoffe gegen sie wirken.

6. Worauf sollten wir als nächstes achten?

Die WHO hat für Freitag eine Sitzung anberaumt, um über B.1.1.529 zu diskutieren und zu entscheiden, ob es offiziell als eine «variant of interest» oder «of concern» eingestuft wird. Sollte dies der Fall sein, wird sie nach dem WHO-Schema einen Namen mit griechischen Buchstaben erhalten, wahrscheinlich den Buchstaben «Ny» des griechischen Alphabets. Die Regierungen werden als Reaktion auf die Nachricht von der Variante wahrscheinlich auch Massnahmen für Grenz- und Reisekontrollen ergreifen.

(Bloomberg)

Dieser Artikel erschien zuerst bei cash.ch mit dem Titel: «Sechs Erkenntnisse zur neuen Virusvariante, welche die Märkte erschüttert»

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