Konkret schlug die Behörde vor, für ein Jahr Ausnahmen für sogenannte Fruchtfolgeregeln und Stilllegungen von Ackerflächen zu gewähren.

Mit der Reform der EU-Agrarpolitik, die ab 2023 greifen soll, wurden Umweltstandards für die Landwirtschaft ausgebaut. Darin sind auch Vorgaben enthalten, dass Landwirte nicht die gleichen Ackerpflanzen hintereinander anbauen sollen, um die Böden zu schonen. Zudem sollten eigentlich vier Prozent der Ackerfläche nicht mehr bewirtschaftet werden, um dort etwa mit Brachflächen, Blühstreifen oder Hecken dem Artensterben etwas entgegenzusetzen.

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Seit Beginn des Ukraine-Krieges gibt es Forderungen, den Umweltschutz zu lockern, um mehr Getreide zu produzieren. Die nun getroffene Entscheidung wird unter anderem von CDU-Politikern begrüsst: "Die Europäische Kommission hat heute eine richtige und dringend notwendige Entscheidung getroffen", erklärten die Europaabgeordneten Peter Jahr und Norbert Lins.

Millionen Tonnen Weizen blockiert

Die Ukraine ist einer der wichtigsten von Weizenexporteure. Wegen des russischen Kriegs können Millionen Tonnen nicht ausgeführt werden. Der deutsche Agrarminister Cem Özdemir unterstützt Ausnahmen für die Fruchtfolge, sieht eine Aussetzung der Flächenstilllegung aber kritisch. Ähnlich äusserte sich die Umweltschutzorganisation WWF.

Der Vorsitzende der Agrarministerkonferenz, Sachsen-Anhalts Ressortchef Sven Schulze, wertete den Vorschlag der EU als "richtiges Zeichen in letzter Sekunde". Der CDU-Politiker rief Özdemir auf, den Brüsseler Vorschlag 1:1 umzusetzen. Dieser teilte am Abend mit: "Wir werden pragmatische Entscheidungen treffen und sie vorher genau auf Nutzen und Kosten abklopfen."

Berechnungen des deutschen Agrarministeriums zeigten, dass durch den Anbau von Weizen auf Weizen deutlich mehr Getreide geerntet werden könne, sagte der Grünen-Politiker vor wenigen Tagen in Brüssel. Dies bringe in Deutschland voraussichtlich 3,4 Millionen Tonnen mehr ein. Eine Aussetzung der Vier-Prozent-Regel würde in der gesamten EU hingegen nur 3,6 Millionen bis 5,3 Millionen Tonnen mehr Weizen einbringen.