Julius Bär kommt nicht zur Ruhe: Am Dienstagabend teilte die Bank mit, dass sie weitere 130 Millionen Franken Verlustvorsorge bilden musste. Grund sind drohende Verluste auf mehreren Immobilienkrediten aus dem Bereich Private Credit. Nach dem Debakel mit Krediten an das Signa-Imperium von René Benko, welche die Bank rund 600 Millionen gekostet haben, will die Bank aus dem Bereich Private Credit komplett aussteigen.

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Der neue Bank-Chef Stefan Bollinger lässt das Buch nun nach Risiken durchforsten, dabei tauchten die neuen Problemkredite auf. In einem Mediencall stellte er in Aussicht, dass die Bank nun keine weiteren Verluste aus diesem Buch erwartet. Dies hat noch einen Umfang von 200 Millionen Franken.

Entsprechend ist die Aktie der Privatbank am Mittwoch unter Druck. Kurz nach Handelsbeginn verlor das Papier um über 5 Prozent an Wert.

Signa-Kredite als Krisen-Beginn

Das Debakel mit den Signa-Krediten hatte die Bank in eine Krise gestürzt, der frühere CEO Philipp Rickenbacher und der Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher nahmen im Kontext der Signa-Affäre ihren Hut. Seit Anfang Jahr ist der Ex-Goldman-Sachs Banker Stefan Bollinger CEO, seit Mai hat Ex-HSBC-Chef Noel Quinn die Leitung des Verwaltungsrates übernommen.

Julius Bär gab Mittwoch weitere Personalveränderungen bekannt: Risikochef Oliver Bartholet gehe in Pension. Zu seinem Nachfolger wurde per 1. Juli Ivan Ivanic ernannt. Zudem sucht die Bank einen neuen Compliance Chef. 

Enttäuschende Ergebnisse

Bereits am Dienstag hatte die Agentur Bloomberg über neue Kreditverluste im Kontext mit einem Immobilienprojekt in Hannover gewarnt. Daraufhin hatte Julius Bär die Veröffentlichung der Vier-Monatszahlen vorgezogen und den neuen Kreditverlust publik gemacht. Diese enttäuschen: So wuchs das Neugeld nur mit einer annualisierten Jahresrate von 2,5 Prozent. Die verwalteten Vermögen beliefen sich auf 467 Milliarden Franken nach 497 Milliarden Ende Dezember 2024. Dabei hätten Währungseffekte mit 28 Milliarden Franken auf den Bestand gedrückt, hiess es weiter. Damit hat die Bank die Erwartungen von Analysten leicht verfehlt. Die Bruttomarge gab die Bank mit 0,87 Prozentpunkten an.

In deutlich besserer Form ist Konkurrent EFG, der ebenfalls 4-Monatszahlen veröffentlichte: Bei der EFG wuchsen die Neugelder mit einer Rate von 5,5 Prozent, die Marge wird mit 0,97 Prozentpunkten angegeben. 

Bollinger will Julius Bär nun wieder zu neuem Wachstum führen. Gleichzeitig muss er das hartnäckige Kostenproblem der Bank in den Griff bekommen. Als eine erste Amtshandlung hatte er der Bank ein Kostensparprogramm von 110 Millionen Franken verordnet.

Am 3. Juni will der neue Bär-Chef erklären, wie er neues Wachstum erreichen will. Auch bezifferte neue Ziele will er dann bei dem Strategie-Update benennen.

Neue Aktienrückkäufe, auf die der Markt seit einem Jahr wartet, wird er nicht ankündigen können. Denn noch ist das Enforcementverfahren der Finma in der Causa Benko nicht abgeschlossen. Es gilt als ausgeschlossen, dass die Bank neue Aktienrückkäufe während eines laufenden Enforcementverfahrens ankündigen kann. Wie lange das Verfahren noch dauert, dazu konnte Bollinger auch am Mittwoch nichts sagen, die Bank arbeite in der Sache eng mit der Aufsicht zusammen, erklärte er. 

(ali)