Nach einer Serie von Zinserhöhungen sind Führungsmitglieder der Bank von England uneins über den weiteren Kurs. Dies wurde am Donnerstag bei einer Anhörung vor dem Finanzausschuss des Parlaments in London deutlich. Jonathan Haskel, der im Geldpolitik-Ausschuss der BoE Sitz und Stimme hat, zeigte sich mit Blick auf die hartnäckig hohe Inflation zu «kraftvollem Handeln» bereit.

Dies ist eine früher oft gewählte Formulierung der BoE, die die Zentralbank mit Blick auf den künftigen Zinskurs aber mittlerweile gestrichen hat. Haskels Kollegin Silvana Tenreyro signalisierte unterdessen vor dem Ausschuss, dass sie das Zinsniveau für schon zu hoch hält und auf künftigen Sitzungen Senkungen befürworten könnte.

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BoE erhöhte letzte Woche Leitzins zum zehnten Mal in Serie

Die Bank von England hatte den Leitzins vorige Woche um einen halben Punkt auf 4,0 Prozent angehoben. Die Entscheidung war jedoch intern umstritten und fiel mit 7 zu 2 Stimmen, wobei Tenreyro für ein gleichbleibendes Zinsniveau votiert hatte. Es war bereits die zehnte Erhöhung in Serie. An den Finanzmärkten wird damit gerechnet, dass die BoE nur noch einen kleinen Zinsschritt um einen Viertel Prozentpunkt folgen lassen wird. Der Zinsgipfel könnte mit einer Erhöhung im März oder spätestens im Mai erreicht sein.

Die Notenbank geht davon aus, dass die Inflation wahrscheinlich ihren Höhepunkt erreicht hat. Notenbankchef Andrew Bailey bekräftigte diese Einschätzung vor dem Ausschuss. Zugleich verwies er auf die Unsicherheit, die mit einer Prognose der Lohn- und Preissetzung in Grossbritannien verbunden sei. «Wir haben die grösste Aufwärtsabweichung in unseren Inflationsprognosen, die wir je hatten», sagte Bailey. Der hohe Preisdruck hat im Dezember bereits nachgelassen. Die Teuerungsrate fiel von 10,7 auf 10,5 Prozent. Im Oktober hatte sie mit 11,1 Prozent den höchsten Stand seit 41 Jahren erreicht.

Die Wirtschaft auf der Insel ist angeschlagen: Für 2023 erwartet die Notenbank ein Minus beim Bruttoinlandsprodukt von 0,5 Prozent. Zum Abschwung auf der Insel tragen neben den hohen Lebenshaltungskosten auch steigende Zinsen bei, die Kredit- und Hypothekenkosten hochtreiben.

(reuters/mth)