Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk kann die Nachfrage nach seiner Abnehmspritze Wegovy wenige Wochen nach dem Marktstart in Deutschland nicht befriedigen. Der Bedarf übersteige die verfügbaren Mengen deutlich, erklärte die Apothekergenossenschaft Noweda gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Der Grosshändler hat einen Marktanteil von fast einem Viertel im Arzneimittelgeschäft. «Die begrenzte Verfügbarkeit von Wegovy ist leider kein regionales, sondern ein bundesweites Problem», ergänzte Noweda-Sprecher Joachim Reinken. Die Pharmahändler Phoenix und Sanacorp berichteten ebenfalls von Knappheit. Für manche Dosierungen überstiegen die Bestellungen die Liefermengen des Herstellers um ein Vielfaches, erklärte Sanacorp. Zahlen zum Bestellvolumen nannten die Grosshändler nicht.

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Nur für Patienten mit dringendem Bedarf

Der in München praktizierende Chirurg und Adipositas-Spezialist Thomas Horbach klapperte viele Apotheken im Umkreis nach dem Mittel ab - ohne Erfolg. Nach Angaben der Helios St. Elisabeth Klinik in Oberhausen erhielten ihre Patienten zwar bislang Wegovy, hätten aber zuvor bei etlichen Apotheken anklopfen müssen. Novo Nordisk hatte zur Markteinführung in Deutschland im Juli die Ärzte bereits angehalten, Verordnungen für das verschreibungspflichtige Medikament auf Patienten mit dringendem Bedarf zu beschränken, da Lieferprobleme nicht auszuschliessen seien.

In den USA, wo das Medikament als erstes auf den Markt kam, beschränkt Novo seit kurzem die Auslieferung von Startdosierungen für Neukunden, denn auch dort kann die Produktion nicht schnell genug hochgefahren werden. Wer damit anfängt, muss Wegovy im Wochenrhythmus mit schrittweise steigender Dosis regelmässig spritzen, damit der Hunger nicht zurückkehrt. Die hohe Nachfrage in den USA will Novo Nordisk einem Insider zufolge mit Hilfe des Auftragsherstellers Thermo Fisher bedienen.

Teilweise mehr als 300 Euro im Monat

Trotz der von den gesetzlich versicherten Patienten selbst zu tragenden Kosten von 170 bis mehr als 300 Euro im Monat wird hierzulande eine enorme Nachfrage auch von Menschen erwartet, die gesundheitlich weniger problematische Fettpolster medikamentös bekämpfen wollen. Die Markteinführung in Deutschland sei kontrolliert und begrenzt, erklärte eine Sprecherin von Novo Nordisk.

Wegovy werde kontinuierlich an Grosshändler geliefert, auf die weitere Verteilung an Apotheken habe der Pharmakonzern keinen Einfluss. «Wir sind uns der allgemein hohen Nachfrage bewusst und ermutigen Ärzte und Apotheker, Wegovy nur an Patienten mit Adipositas im Rahmen der zugelassenen Indikation zu verschreiben», ergänzte die Sprecherin.

Wegovy zugelassen ab BMI 30

In der Europäischen Union ist Wegovy zugelassen für Erwachsene mit Adipositas und einem Body-Mass-Index ab 30 oder mit Übergewicht und einem BMI ab 27, bei denen mindestens eine gewichtsbedingte Begleiterkrankung vorliegt. Freigegeben ist zudem der Einsatz bei adipösen Jugendlichen ab zwölf Jahren mit einem Körpergewicht von mindestens 60 Kilogramm. Erhältlich ist es ausser in Deutschland bislang erst in Dänemark und Norwegen. 

(reuters/gku)