Die türkische Lira ist am Donnerstag auf neue Tiefstände zu US-Dollar und Euro gefallen. So stieg der Dollar auf einen Rekordstand von 23,40 Lira und der Euro auf 25,50 Lira. Am Vortag hatte die Lira zum Dollar bereits den stärksten Tageseinbruch seit einem Jahr verzeichnet. Am Donnerstag blieb ein erneuter Einbruch aus.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, dass die türkische Regierung wieder ihre Dollar-Verkäufe aufgenommen habe, um die Lira zu stützen. Sie verwies auf nicht genannte Quellen. Die Lira war zuvor 13 Handelstage in Folge gefallen. Eigentlich sollten die Dollar-Verkäufe eingestellt werden. Die Entscheidung hatte jedoch merklichen Druck auf die Lira ausgelöst.

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Finanzmärkte trauen Erdogan nicht mehr

Die türkische Lira ist seit der Wiederwahl von Präsident Recep Tayyip Erdogan stark unter Druck. Vor der Stichwahl um das Präsidentenamt Ende Mai, die Amtsinhaber Erdogan gewonnen hatte, hatten die Kurse noch um die 20 Lira je Dollar und 21,50 Lira je Euro gelegen. Auch die Ernennung von Mehmet Simsek zum Finanzminister stützte die Lira nicht. Er war bereits in der Vergangenheit Finanzminister und steht für eine marktorientierte Wirtschaftspolitik.

Die Finanzmärkte glauben aber offenbar nicht, dass Erdogan tatsächlich eine dauerhafte wirtschaftspolitische Wende hinlegt. So hatte Erdogan in der Vergangenheit die Notenbank immer wieder unter Druck gesetzt, die Zinsen trotz der sehr hohen Inflation niedrig zu halten. Dies hatte die Lira stark belastet. Zuletzt lag die Teuerung trotz eines Rückgangs noch bei 40 Prozent. In der Spitze wurden im vergangenen Jahr bis zu 85 Prozent markiert. Hinzu kamen Konflikte mit dem Westen, die zu weniger Investitionen in die Türkei führten.

Ökonomen sehen Zinserhöhung als einzige Lösung

Die Stützungsmassnahmen der Notenbank gelten als wenig aussichtsreich, da ihr dauerhaft die Mittel fehlen. Nur eine entschlossene Wende mit kräftigen Zinserhöhungen und ein nachhaltiger Politikwechsel könnten laut Ökonomen die Lira nachhaltig stabilisieren.

(awp/gku)