Die Investoren in solche «Special Purpose Acquisition Companies» (SPAC) sollen nach dem am Mittwoch in Washington vorgestellten SEC-Regelungsentwurf künftig ähnlich stark geschützt werden wie bei einem normalen Börsengang (IPO). Für diese gelten in den USA besonders strenge Regeln - die im Vergleich dazu lockeren Vorschriften für SPACs hatten diese für viele Initiatoren erst attraktiv gemacht. «Unternehmen, die in der Öffentlichkeit Gelder einsammeln, sollten die Investoren zum Zeitpunkt ihrer Entscheidung vollständig und fair informieren», sagte SEC-Chef Gary Gensler.

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Dabei geht es unter anderem um die Geschäftsprognosen der Firmen, die später in den SPAC-Mantel schlüpfen sollen. Diese hatten sich häufig als übertrieben optimistisch herausgestellt. Vor normalen Börsengängen in den USA dürfen Unternehmen ihre Investoren dagegen praktisch gar nicht mit Prognosen locken. Zahlreiche Initiatoren hatten SPAC-Konstruktionen genutzt, um das Verbot zu umgehen.

Um SPACs hatte es seit 2020 vor allem in den USA eine regelrechte Euphoriewelle gegeben. Allein im vergangenen Jahr wurden nach Daten von Renaissance Capital 604 dieser leeren Firmenhüllen an die Börse gebracht, die 144 Milliarden Dollar einsammelten. Auch deutsche Start-ups gingen an die US-Börse, indem sie sich von SPACs mit Milliardenbewertungen übernehmen liessen: etwa das Flugtaxi-Startup Lilium. Doch die Begeisterung kühlte seit Mitte 2021 ab, nachdem sich viele der jungen Unternehmen als nicht börsenreif entpuppten. In zahlreichen Fällen lehnten die Investoren die Übernahmen ab und forderten ihr Geld zurück.

Mehr Transparenz fordert die SEC in dem Entwurf auch, was die Initiatoren (Sponsoren) der SPACs, deren finanzielle Vorteile und mögliche Interessenkonflikte betrifft. Die Sponsoren bekommen für ihre Arbeit meistens kostenlos Anteile am SPAC. Die Behörde fordert auch unabhängige Überprüfungen, ob die Übernahme des ins Visier genommenen Zielunternehmens («de-SPAC») für die Anleger wirklich vorteilhaft ist. Zur Verantwortung ziehen will sie auch Wirtschaftsprüfer, Anwälte und Investmentbanken - für die Zeit vor dem Börsengang und danach.

In Europa sind traditionelle Börsengänge weit weniger rigide reglementiert. Investmentbanker und Anwälte bezweifeln daher die Attraktivität von SPACs ausserhalb der USA. Trotzdem hatten im vergangenen Jahr eine Handvoll Unternehmen in Deutschland über diesen Umweg an die Börse gewagt, darunter das Kinder-Hörspiel-Startup Tonies und der Reisevermittler HomeToGo.
(reuters/kop)