Auch diesen Winter werden wohl mehr Nordamerikaner auf Schweizer Skipisten zu sehen sein. «Das Geschäft mit US-Skitouristen dürfte sich vorteilhaft entwickeln», glaubt Martin Nydegger, Geschäftsführer von Schweiz Tourismus. Und Berno Stoffel, Direktor des Verbands Seilbahnen Schweiz, geht in diesem Winter von einer leicht zunehmenden Zahl an US-Gästen aus.

Kaum Sorgen bereiten den Touristikern die in den USA wachsenden konjunkturellen Unsicherheiten oder der schwache US-Dollar. «Ein starker Franken ist für den Schweizer Tourismus nichts Neues», sagt Nydegger der Nachrichtenagentur AWP. Die zumeist gutbetuchte Zielgruppe für Schweiz-Ferien sei ziemlich krisenfest und das Reisen bleibe wichtig für sie.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Mehr US-Gäste im Winter

Das Geschäft mit US-Touristen boomt seit der Covid-Pandemie - auch im Winter. Wurden im Vor-Pandemie-Winter 2018/19 gut 760'000 US-Übernachtungen gezählt, waren es 2023/24 bereits über eine Million. In der letzten Saison kletterten die US-Logiernächte um weitere 12 Prozent auf 1,12 Millionen, wobei gut ein Drittel davon laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) in Bergdestinationen gezählt wurde.

Wie viele US-Amerikaner in der Schweiz die Skier anschnallen, lässt sich nur abschätzen. Laut dem letztmals von Schweiz Tourismus im Jahr 2023 durchgeführten «Tourismus Monitor Schweiz» standen von den befragten US-Gästen knapp 12 Prozent auf den Skiern und nur für 9 Prozent waren aktive Winterferien im Fokus ihrer Reise.

«Bislang reiste ein kleiner Teil der US-Gäste für Pistensport in die Schweiz. Viel wichtiger waren Aufenthalte in Städten und Reisen auf Ausflugsziele in den Bergen», erklärt Nydegger. Allerdings gewinne Skifahren in der Schweiz bei US-Touristen an Beliebtheit. «Die amerikanischen Gäste weisen in ausgewählten Ski-Destinationen eine sehr starke Entwicklung auf», ergänzt Stoffel.

Schweiz preislich attraktiv

Beliebt sind bei US-Amerikanern laut Stoffel die Feiertage über Weihnachten-Neujahr oder die Zeit während des WEF im Januar in Davos sowie Destinationen wie Zermatt, St. Moritz oder die Jungfrau-Region. Und trotz der grossen Distanzen seien Skiferien in der Schweiz für Nordamerikaner preislich interessant.

Skibillete, Übernachtungen und Essen sind in den Top-Resorts der USA teuer. In Aspen oder Beaver Creek kosten Tagespässe rasch einmal 200 Dollar und mehr. Zudem ist die Anreise von New York aus in die US-Skigebiete nur wenig kürzer als an die an den ÖV gut angebundenen Schweizer Destinationen. Ein grosser Teil reist laut Schweiz Tourismus dank direkter Flugverbindungen der Swiss sogar aus Kalifornien an.

«Gut kommt bei US-Amerikanern die authentische Bergdorf-Atmosphäre in der Schweiz an», sagt Nydegger weiter. Zudem sorgt laut Stoffel die Pistenqualität, die Ski-Infrastruktur, das kulinarische Angebot oder auch das Skifahren oberhalb der Waldgrenze unter US-Skifahrern für Begeisterung.

Faktor Skipässe

Mit diesen Attributen habe die Schweiz die europäische Konkurrenz zumindest im Wintergeschäft abgehängt, ist Stoffel überzeugt. Ein weiterer Pluspunkt sei die Aufnahme von Skigebieten in US-Skipässe. Während Crans-Montana und Andermatt-Sedrun dem Verbund von Vail Resorts angehören, können Inhaber des weltweit an rund 60 Skistationen gültigen Ikon-Passes tageweise in Zermatt und St. Moritz Skifahren.

«Nach der Übernahme von Crans-Montana und Andermatt-Sedrun verzeichnen wir ein starkes Interesse und steigende Besucherzahlen nordamerikanischer Gäste, die in die Schweiz reisen», erklärt ein Sprecher von Vail Resorts auf Anfrage. Mit dem Epic Pass von Vail Resorts haben die Inhaber vollen Zugang zu weltweit 42 Resorts und profitieren in weiteren Gebieten von Vorteilen.

Was die Zugehörigkeit zu Vail Resorts auslösen kann, zeigt sich etwa im Fall Andermatt-Sedrun. Dort sind die Logiernächte mit US-Gästen laut Tourismusdirektor Thomas Christen von 1600 im Vor-Corona-Winter bis im letzten Winter auf knapp 10'000 geklettert. «Von den US-Gästen dürften gegen 80 Prozent zu den Skifahrenden gehören», schätzt Christen.

Mehr Gäste aus Kanada

Doch nicht nur als Teil eines Skiverbunds kann ein Skigebiet aus dem wachsenden Interesse der Nordamerikaner Profit schlagen. Etwa auch in der Jungfrau-Region mit den Aushängeschildern Grindelwald und Wengen zieht das Geschäft mit US-Touristen im Winter an. Seit dem Winter 2019/20 hätten sich die Übernachtungen von US-Gästen verdoppelt, erklärt Isabelle Rapisarda, die für das Nordamerika-Geschäft in der Region zuständig ist.

«Das Interesse der US-Kunden ist nach wie vor hoch», so Rapisarda weiter. «Vor allem aber sehen wir einen Anstieg des Interesses aus dem Nachbarland Kanada. Aufgrund der momentanen politischen Verhältnisse der beiden Länder, vermeiden kanadische Gäste Skiferien in den USA und sehen Europa und somit auch die Schweiz als attraktive Alternative dazu.»