Der britisch-niederländische Ölkonzern Royal Dutch Shell will seine duale Aktien-Struktur vereinheitlichen und seinen Sitz aus steuerlichen Gründen nach Grossbritannien verlegen. Der Öl-Riese will damit seine Investoren an Bord halten und auch einen Konflikt mit dem aktivistischen Anteilseigner Third Point entschärfen.

Fertig mit «Royal Dutch»

Eine einfachere Aktien-Struktur erleichtere Shell den Rückkauf eigener Anteilsscheine und mache das Unternehmen agiler, teilte der Konzern am Montag mit. Die Anteilseigner sollen darüber am 10. Dezember abstimmen – mindestens 75 Prozent müssen die Pläne dabei billigen. Aber auch der Name des Konzerns soll sich dann ändern: Das traditionsreiche «Royal Dutch» fällt erstmals seit 1907 weg, der Öl-Multi firmiert künftig nur noch unter dem Namen «Shell Plc».

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Seinen steuerlichen Hauptsitz will Shell aus den Niederlanden nach Grossbritannien verlegen. Hintergrund ist auch ein lang anhaltender Streit mit der niederländischen Regierung um die Quellensteuer auf Dividenden von 15 Prozent, die dem Shell-Management ein Dorn im Auge ist. In Grossbritannien gibt es diese Steuer nicht.

Mit der dualen Aktien-Struktur wollte der Konzern die niederländische Regelung bereits weitgehend umgehen. Nun verlegt er den Steuersitz nach London und will die unterschiedliche steuerliche Behandlung der A- und B-Aktien beenden. Nach dem Austritt Grossbritanniens aus der EU waren immer wieder Sorgen laut geworden, die Regierung in London wolle mit einem Steuerwettlauf Unternehmen anwerben.

Freude in Grossbritannien, Verdruss in den Niederlanden

Der niederländische Wirtschaftsminister Stef Blok nannte die Entscheidung Shells eine «unangenehme Überraschung», die Regierung in London begrüsste die Pläne. An der Börse in London legten die Shell-Aktien zu.

Shell steht wie auch andere grosse Ölkonzerne unter zunehmenden Druck von Regierungen und Investoren, seine Aktivitäten zu dekarbonisieren. Der niederländische Pensionsfonds ABP hatte etwa im vergangenen Monat angekündigt, den Konzern und andere Unternehmen der Branche aus dem Portfolio zu werfen.

Shell hat sich aber bereits von Geschäften mit fossilen Brennstoffen getrennt und gleichzeitig seinen Anteil an erneuerbaren Energien ausgebaut. Shell hatte erklärt, bis 2050 klimaneutral werden zu wollen, steht aber unter Druck, schneller mehr zu tun. Der Investor Third Point will zudem eine Aufspaltung des Konzerns durchsetzen, dessen Management solchen Forderungen aber bereits eine Absage erteilt hat.

Reuters/sas