Nach rund sieben Jahren Börsen-Abstinenz hat sich der Chip-Designer ARM mit einem Kursfeuerwerk an der Wall Street zurückgemeldet. Die Aktien des Unternehmens erschienen am Donnerstag bei 56,10 Dollar erstmals auf den Kurszetteln der US-Technologiebörse Nasdaq, 10 Prozent über dem Ausgabepreis. Bei Börsenschluss notierte die Aktie bei 63,59 Dollar, was einem Zuwachs von rund 25 Prozent entspricht. 

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Den Markt für Börsengänge könnte das Kursfeuerwerk bis ins Jahr 2024 hinein beleben, sagte Analyst Owen Lau vom Research-Haus Oppenheimer. Das starke Debüt sei aber keine Überraschung, erläuterte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. Schliesslich profitiere ARM vom Hype um Künstliche Intelligenz (KI). Diese neue Technologie verlangt nach leistungsstarken und energieeffizienten Spezial-Prozessoren.

Mit Blick auf die weiteren Aussichten sagte Analyst Konstantin Oldenburger vom Online-Broker CMC Markets, dass die Risiken für Investoren überschaubar seien. Schliesslich habe ARM bis zur Komplett-Übernahme durch den Technologie-Investor Softbank 2016 fast zwei Jahrzehnte Erfahrung an der Börse gesammelt. Er warnte dennoch vor überzogenen Erwartungen. «Die grössten Börsenanwärter der vergangenen fünf Jahre legten oftmals eine Rally in den ersten Handelstagen hin, notieren heute aber deutlich unterhalb ihrer Ausgabekurse.»

Dem Datenanbieter LSEG zufolge notierten die Aktien der zehn grössten US-Börsendebütanten der vergangenen vier Jahre zuletzt im Schnitt knapp 50 Prozent unter dem Schlusskurs des jeweils ersten Handelstages.

Auf höheren Ausgabepreis als 51 Dollar verzichtet

ARM hatte 95,5 Millionen Papiere zu je 51 Dollar zugeteilt und lag damit am oberen Ende der Angebotsspanne von 47 bis 51 Dollar. Mit einem Emissionsvolumen von 4,87 Milliarden Dollar ist es der bislang grösste Börsengang des Jahres. Zum Ausgabepreis wurde ARM mit 54,5 Milliarden Dollar bewertet.

Insidern zufolge war die Emission zwölffach überzeichnet und hätte einen höheren Zuteilungspreis gerechtfertigt. Experten der begleitenden Banken hätten Softbank-Chef Masayoshi Son aber davon abgeraten, um die Chancen auf kräftige Zeichnungsgewinne zu erhöhen. Softbank habe sich ausserdem dagegen entschieden, einen grösseren als den bislang angebotenen 9,4-prozentigen Anteil an dem Chip-Designer zu verkaufen.

ARM sagt kräftiges Wachstum voraus

Die Wachstumsaussichten beurteilt ARM optimistisch, vor allem bei Prozessoren für Rechenzentren. Bislang entfalle nur zehn Prozent auf diesen Geschäftsbereich, erläuterte die Firma bei einer Investoren-Veranstaltung in der vergangenen Woche. Dank des KI-Booms stellte die Firma hier ein Plus von jährlich 17 Prozent bis 2025 in Aussicht. Bei Chips für die Automobil-Branche, die bislang 41 Prozent zum Gesamtumsatz beitragen, prognostizierte ARM ein Plus von 16 Prozent.

Das Geschäft mit Smartphone-Prozessoren werde dagegen um unterdurchschnittliche sechs Prozent zulegen. Allerdings könne ARM hier die Lizenzgebühren erhöhen, sagte Finanzchef Jason Child. Für die modernste Generation würden fünf Prozent statt drei Prozent wie bei älteren Modellen fällig. Dem Chip-Designer zufolge summierten sich die Lizenzeinnahmen für seine Entwürfe im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 1,68 Milliarden Dollar. Etwa ein Viertel davon komme aus China.

Wegen der politischen Spannungen zwischen der Volksrepublik und dem Westen beobachten Investoren die Entwicklung dieses Geschäfts besonders aufmerksam. Das scheine den Enthusiasmus der Investoren bislang allerdings nicht zu schmälern, sagte Analystin Susannah Streeter vom Brokerhaus Hargreaves Landsdown.

Prozessor-Architektur von ARM weltweit gefragt

Auf den Entwürfen des Unternehmens basieren praktisch sämtliche Smartphone-Chips. Aber auch bei Prozessoren für Rechenzentren kommen sie immer häufiger zum Einsatz. Daher haben zahlreiche Technologiekonzerne ARM-Papiere gezeichnet. Damit wollen sie die weitere Zusammenarbeit sicherstellen.

Gegründet wurde ARM vor 33 Jahren als Joint Venture von Acorn Computers, Apple und VLSI Technology. Das Unternehmen, das im britischen Cambridge seinen Sitz hat, war bereits von 1998 bis 2016 an der Börse notiert – damals in London und an der Nasdaq – bevor Softbank es für 32 Milliarden Dollar übernahm. Im vergangenen Jahr scheiterte der geplante, 40 Milliarden Dollar schwere Verkauf von ARM an den Chip-Konzern Nvidia.

(reuters/mth)