Zugegeben, es gibt idyllischere Orte in Paris als das Centre Pompidou. Der Bau, der sein Innenleben wie ein Glas und Metall gewordenes Plädoyer für Transparenz und soziale Teilhabe vor sich herträgt, statt es hinter Mauern zu kaschieren, provoziert auch mehr als vierzig Jahre nach seiner Einweihung. Keine leichte Kost, diese sichtbar geführten Rohre, diese Rolltreppen, die die Besucherin in Glasröhren unter der gleissenden Sonne himmelwärts transportieren. Das gilt besonders jetzt, da der Bau unter dem Eindruck der bevorstehenden Schliessung den Charme der 1970er-Jahre erst ganz zu entfalten scheint.
Auf der Place Georges Pompidou vor dem Kunst- und Kulturzentrum, wie sich die Institution in Abgrenzung zu den etablierten Museen nannte, wird bereits gehämmert, gebohrt und geschuftet, die Vorbereitungen für die grosse Erneuerung laufen auf Hochtouren. Die Generalüberholung des Baus, wegen klammer Kassen während Jahren auf die lange Bank geschoben, lässt sich nicht mehr länger vertagen. Umzugsstimmung hängt in der Luft, ein Grossteil der ständigen Sammlung mit Werken von Matisse, Kandinsky, Chagall und Giacometti ist bereits ausgelagert. Fast ein Jahr hat es gedauert, die zweitausend Werke aus dem Bau zu räumen; mit nur gerade zwei Andockstationen für Lastwagen im Untergrund des Centre war das nicht schneller zu schaffen.