Er ist noch immer süchtig nach Erfolg und Anerkennung. Nachdem ihn früher seine Beamten in seinem Aktivismus gebremst haben, dreht der ehemalige Verteidigungsminister heute hochtouriger denn je: «Ich bin noch mehr unterwegs als vorher», sagt Adolf Ogi. Den Rücktritt per Ende 2000 hatte der Bundespräsident gut getimt. Er stand im Zenit seiner Karriere und konnte der harten Konfrontation mit Christoph Blocher um die Militärgesetzvorlagen elegant entgehen. Den Abgang von der Politbühne zelebrierte er wie kein Bundesrat zuvor. Die Medien stilisierten ihn zur Kultfigur empor, und das magistrale Wirken des Kanderstegers wurde gleich in vier Büchern für die Ewigkeit dokumentiert. Zeitgerecht offerierte ihm Uno-Generalsekretär Kofi Annan den Posten eines Sonderbeauftragten für Sport. Nur sein Traumziel, dem er alles unterordnete, hat er verpasst, weil die Männerfreundschaften versagt haben: den Einzug ins Allerheiligste des Sports, das Internationale Olympische Komitee (IOK). Die fünf Ringe haben dem früheren Sportminister nur einmal, beim totalen Schweizer Skitriumph 1972 in Sapporo, Glück gebracht. So blieb er mit seiner Berner Olympiakandidatur auf der Strecke. Bei seinem ersten Anlauf ins IOK schnitt ihm sein ewiger bundesrätlicher Gegenspieler Otto Stich den Weg ab. Als grösster Flop des Sportministers erwies sich die mit viel Tamtam lancierte Kandidatur für die Olympischen Winterspiele 2006. Der Agnelli-Clan zog die Strippen für Turin raffinierter als Adolf Ogis Leute für Sion. Nun will er sich stärker in der Wirtschaft engagieren: Das Mandat einer Bank hat er bereits erhalten, mit zwei weiteren internationalen Firmen ist er im Gespräch. Ehrenhalber engagiert er sich als Bergler für die Berghilfe und als Berner Oberländer für das Swiss Economic Forum in Thun.


Die Binnenseilschaften
Am besten kann er es mit den ehemaligen Bundesräten Kurt Furgler (CVP), René Felber (SP) und Flavio Cotti (CVP) sowie den Berner SVP-Regierungsräten Elisabeth Zölch und Urs Gasche. Zu Samuel Schmid, seinem Nachfolger im Bundesrat, hält er eine gewisse Distanz. Seine Ansprechpartner im ehemaligen Departement sind die Infoleute Claude Cherbex und Oswald Sigg sowie Botschafter Philippe Welti. Nach wie vor eng befreundet ist er mit Generalstabschef Hans-Ulrich Scherrer. Auch seine grössten Feinde bleiben ihm treu: die Parteifreunde und SVP-Nationalräte J. Alexander Baumann, Ulrich Schlüer und Christoph Mörgeli. Letztgenannter mokiert sich darüber, dass der Bundesrat «seinem früheren Kamerädli» ein «eigenartiges Uno-Sportsmandat» finanziert. Funkstille herrscht zwischen Adolf Ogi und SVP-Dominator Christoph Blocher. Glück für Dölf: Sein notorischer Kritiker Urs Paul Engeler («Weltwoche») publiziert die geplante Streitschrift (Adolf Ogi) nicht.

Die Sportsfreunde
Seine dicke Freundschaft mit Juan Antonio Samaranch nützte nichts: Dem abgetretenen Präsidenten war die Wahl seines Sohnes ins IOK wichtiger als jene Adolf Ogis. Für den Kandertaler lobbyierte der frühere französische Mehrfacholympiasieger Jean-Claude Killy, den der damalige Komiteepräsident bereits für die Olympia-Bewerbungskampagne Sion 2006 eingespannt hatte. Zwei weitere prominente Ogi-Fans: Casino-Austria-Chef Leo Wallner, Präsident des Österreichischen Olympischen Komitees, und der gescheiterte IOK-Präsidentschaftskandidat Pal Schmitt, der derzeitige ungarische Botschafter in der Schweiz. Seine Wahl hintertrieb massgeblich der Berner Marc Hodler, der sich damit für Ogis Kritik an seinen IOK-Enthüllungen rächte. Enttäuscht ist er auch von den weiteren Schweizer IOK-Mitgliedern Joseph S. Blatter, René Fasel und Gian-Franco Kasper, die sich im Gegensatz zu Denis Oswald wenig loyal verhielten. Treu ergeben sind ihm die Sportfunktionäre Marco Blatter (Swiss Olympic), René Burkhalter(Sporthilfe) und sein einstiger Berater Marc Furrer (Rudern). Die goldenen Tage von Sapporo verbinden den ehemaligen Skiverbandsboss mit Olympiasieger Bernhard Russi. Auch zur Sportmacht Österreich hat er einen guten Draht, so zur Skilegende Karl Schranz und zu Elmar Oberhauser, TV-Sportchef beim ORF. Immer für ein paar Anti-Ogi-Quotes gut ist Olympiasiegerin Marie-Theres Nadig.

Von Annan bis Ziegler
Uno-Generalsekretär Kofi Annan hat ihm den roten Teppich als «Mister World» («Brückenbauer») ausgerollt. Annan, den er wie weiland François Mitterrand ins Kandertal entführte, ernannte ihn zum Sonderbeauftragten für Sport. Uno-Funktionärskollege Jean Ziegler hält Ogi von jeher für den Grössten. Auch nach seinem Abgang als Bundesrat liess er seine Kontakte zu den Mächtigen nicht abbrechen, so zu den Staatspräsidenten Carlo Azeglio Ciampi (Italien), Thomas Klestil (Österreich), Alexander Kwasniewski (Polen) und Johannes Rau (Deutschland) sowie zum österreichischen Kanzler Wolfgang Schüssel und zu dessen Vorvorgänger Franz Vranitzky. Bleibende Freundschaften pflegt er mit den Exkollegen Rudolf Scharping, dem deutschen Verteidigungsminister, und Michael Portillo, dem britischen Ex-Verteidigungsminister, mit Javier Solana, dem EU-Repräsentanten für Aussen- und Sicherheitspolitik, und Nato-Generalsekretär George Robertson.

Die Big Shots
Den Zugang zum Big Business verschaffte dem einstigen Intersport-Generaldirektor Klaus Schwab. Dem Präsidenten des World Economic Forum (WEF) redete er damals die Pläne aus, das World Economic Forum von Davos nach Salzburg zu zügeln. Schwab nahm ihn in seine Foundation for Social Enterpreneurship auf. Karl Otto Pöhl, Expräsident der Deutschen Bundesbank und Réne Braginskys Mitstreiter im Kampf um Sulzer, holte ihn in den Verwaltungsrat der Privatbank Sal. Oppenheim, wo er FDP-Präsident Gerold Bührer trifft. Sein alter Walliser Freund Gregor Furrer hat ihm das Mandat beim deutschen Skihersteller Völkl zugeschanzt. Ogi-Bewunderer in den Teppichetagen der Wirtschaft sind Nicolas Hayek (Swatch), Hans-Dieter Cleven (Handelskonzern Metro) und der Berner Stadionbauer Bruno Marazzi, dessen Langnauer Büro er gelegentlich benutzt.
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