André Wyss hat ihn geschafft, den Sprung an die Spitze. Als er im April nach mehr als 30 Jahren seinen Abschied bei Novartis nahm, sagte er, dass ihn eine Aufgabe als Konzernchef reizen würde. Am 1. Oktober übernimmt er nun den Chefposten bei Implenia, dem grössten Baukonzern der Schweiz.
 
Es ist ein Richtungswechsel für André Wyss – er ist ein Novartis-Urgestein und damit ein Intimus der Pharmabranche, nicht der Bauindustrie. Er war einer der letzten «Vasella-Boys», der Manager, die unter Novartis-Übervater Daniel Vasella gross geworden waren. Bei seinem Abschied sagte Wyss der Basler Zeitung: «Der Entscheid ist mir nicht leichtgefallen. Er ist über mehrere Jahre gereift, da ich meine gesamte berufliche Laufbahn bei Novartis verbracht habe.»

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Konzernkarriere bei Novartis

Tatsächlich absolvierte Wyss eine Konzernkarriere nach der alten Schule: Mit 16 Jahren begann er als Lernender in der Chemikalienabteilung der damaligen Sandoz, ergänzte später ein Wirtschaftsstudium. Er erklomm Hierarchiestufe um Hierarchiestufe bis nach ganz oben in die Konzernleitung. Er sagte: «Ich bin sehr dankbar für all die Möglichkeiten, die Novartis mir im Laufe meiner langjährigen Karriere geboten hat.» Auf seiner letzten Station hatte André Wyss die Verantwortung für 40‘000 Mitarbeiter, ein Drittel aller Novartis-Angestellten.
 
Bis April 2018 ist Wyss Länderchef Schweiz gewesen und leitete die «Novartis Business Operations». Dieser Bereich bündelte unter seiner Ägide die Produktion von Novartis und alle Dienstleistungen des Unternehmens jenseits der Pharma-Inhalte, darunter IT, Immobilien und Personal. Er bezeichnete als eine seiner Aufgaben, die Interessen der Schweiz in der Konzernspitze von Novartis zu vertreten. Mit Wyss verlässt der letzte Topmanager Novartis, der Basler Wurzeln hatte.

Schatten aus der Zeit als Länderchef in Griechenland

Zu seinen Stationen bei Novartis zählen auch der Vorsitz über die Ländergesellschaften in den USA und in Griechenland. Als mehrfacher Länderchef ist Wyss versiert im Umgang mit politischen Instanzen, was bei der Verhandlung von Bauaufträgen von grossem Nutzen sein kann.

Gleichzeitig bringt Wyss diesbezüglich Ballast mit: In seine Zeit als Länderchef in Griechenland fallen die Korruptionsvorwürfe gegenüber Novartis. Spekulationen, nach denen sein Abschied vom Unternehmen mit diesen Vorgängen zu tun gehabt hätte, dementierte der Pharma-Riese zwar. Allerdings ist diese Akte noch nicht geschlossen – entsprechend besteht das Risiko, dass die Aufklärung der Vorwürfe noch Schatten wirft.

Anton Affentranger

In Argentinien als Sohn eines Schweizers und einer Spanierin geboren, verbrachte Anton Affentranger seine Kindheit in Peru und Chile und machte in einem Schweizer Internat die Matur. In Genf studierte er Volkswirtschaft, bevor er bei der früheren Bankgesellschaft die Karriereleiter erklomm und zum jüngsten Generaldirektor ernannt wurde. Darauf wechselte er als erster externer Teilhaber zur Privatbank Lombard Odier. Drei Jahre später wurde er Roche-Finanzchef, ein Posten, den er aber nach wenigen Monaten wegen Inkompatibilität mit Konzernchef Franz Humer wieder verliess. Dann gründete er die Beratungs- und Beteiligungsgesellschaft Affentranger Associates, mit der er sich als Investor der Softwarefirma Dartfish und als Sanierer des Maschinenbauers Mikron profilierte. Von 2006 bis 2011 war er Präsident des Verwaltungsrats von Implenia, im Oktober 2011 übernahm der das Amt des Konzernchefs.