Er ist erst 44 und schon ganz oben in der Liga der Schweizer Topverwaltungsräte: Andreas Schmid, VR-Präsident von Barry Callebeaut und Unique Zurich Airport, Verwaltungsratsmitglied bei Adecco und neu designierter VR-Präsident bei der Kuoni Reisen Holding. Seine CEO-Funktion bei Barry Callebeaut, Herstellerin von Schokoladeprodukten mit 2,5 Milliarden Franken Jahresumsatz, wird er demnächst abgeben. Schmid ist kein Blender, der ins Scheinwerferlicht drängt. Der Workaholic – in seiner Position mache man keine Ferien, heisst es aus seinem Umfeld – zieht seine Fäden ohne Tamtam. Er gilt als zielstrebig, konsequent und schnell. Kritisiert wird sein gelegentlich zackiger Kasernenton und mangelnde Wendigkeit, etwa im Poker um die Flugbewegungen in Zürich. «Duckmäuserei und Entscheide zu zerreden, liegt mir nicht», sagt der Offizier im Generalstab mit gut 1200 Diensttagen. Dass sich Schmid nun auf die Kommandobrücke des schlingernden Kuoni-Konzerns hat hieven lassen, erstaunt vor allem die Verantwortlichen bei Unique Zurich Airport. Dort steckt man nämlich nach dem Swissair-Debakel und dem endlosen Fluglärmstreit selbst tief im Schlamassel. Und mit der Edelweiss-Airline von Kuoni könnte es zudem zu Interessenkonflikten kommen. Doch Schmid drängt ins Krisenmanagement: «Ich liebe es, schwierige Aufgaben zu lösen.» Davon hatte und hat er einige zu lösen: Als Barry-Callebaut-Chef konnte er 2001 zwar beim Betriebsgewinn deutlich über dem Branchendurchschnitt zulegen, doch dümpelt die Aktie noch immer unter dem Ausgabepreis. Arg gebeutelt wurden im letzten Annus horribilis auch die Shareholder von Flughafen und Kuoni. Schmid bleibt cool: «Wenn die unternehmerische Leistung stimmt, wird mittel- und langfristig auch der Aktienkurs stimmen.

Sein Frauenhaus und seine Freunde
Lässt sich der Mitvierziger etwas Privates entlocken, dann beschwört er die «Qualität seiner Familie». Sein Zuhause in Küsnacht ist ein Frauenhaus: Schmid hat mit seiner Frau Françoise Perlia – sie lernten sich beim Jusstudium kennen – drei Töchter zwischen 9 und 13 Jahren. Zum inneren Zirkel gehören der Diethelm-Keller-Chef Andreas W. Keller, PKZ-Besitzer Olivier Burger, Wirtschaftsanwalt Didier Sangiorgio und Baulöwe Walo Bertschinger. Als seine Hobbys bezeichnet das Rotary-Mitglied die Politik, Literatur, Skifahren, Reiten und Architektur. Die Vorliebe für die Baukunst erklärt die Minderheitsbeteiligung des Architektensohns am «Kronenhof» in Pontresina. Das verlotterte Haus wurde stilvoll erneuert, auch dank den Investitionen der Schmid-Spezis Hans C. Bodmer, dem ehemaligen Zürcher Privatbankier, und Alfred Wiederkehr, Wirtschaftsanwalt und Crossair-Mitbegründer.

Seine Hausmacht
Nach seinem Jus- und Ökonomiestudium arbeitete Schmid in der Kreditabteilung der damaligen Bankgesellschaft und verdiente sich dann seine ersten Managersporen in Südafrika. 1992 holte ihn Klaus J. Jacobs als Generalsekretär in sein Imperium. Operative Erfahrung sammelte er in der Folge bei einem Abstecher in die Konsumgütersparte bei Mövenpick, kehrte aber 1998 zu Jacobs zurück und stieg rasch zum Schoggi-Boss auf. Das VR-Präsidium bei Barry Callebaut sieht er als seinen Hauptjob. Schmid sitzt in mehreren Jacobs-Firmen (unter anderem Adecco) im Verwaltungsrat und beerbte dort unter anderen den Ex-Coop-Chef Rolf Leuenberger. VR-Gremien bilden ideale Spielwiesen fürs Networking. Seine VR-Kollegen sind unter anderen der Lindt-&-Sprüngli-Boss Ernst Tanner, der Ex-Jelmoli-Chef Gaudenz Staehelin, Beisheim-Intimus Erwin Conradi und Conrad Meyer, VR-Präsident der NZZ und Universitätsprofessor. Schmid hat schon bei Meyer studiert und ist mit ihm heute befreundet.

Die Schmid-Macher
In jungen Jahren war Holcim-Eminenz Anton Schrafl sein Mentor, ehe er bei Klaus J. Jacobs, ehemals Kaffeebaron und heute Spiritus Rector hinter Adecco und Barry Callebeaut, das grosse Los zog. Zugleich profitierte FDP-Mitglied Schmid beim Unique Zurich Airport von seinen guten Kontakten zum Parteifreund und Amtsvorgänger bei der Flughafen-Immobilien-Gesellschaft, Ulrich Bremi. Vizepräsident im Verwaltungsrat ist Regierungsrat Ruedi Jeker, Beirätin die Ständerätin Vreni Spoerry, beide vom Zürcher Freisinn. Verlassen kann sich Schmid auch auf den FDP-Nationalrat und Crossair-Piloten Paul Kurrus, der in Bern eifrig für den Flugverkehr weibelt. Zu Kuoni gelotst wurde Schmid von Hans G. Syz, Präsident der Kuoni-Stiftung und Zürcher Privatbankier, wohl unter Mithilfe von Headhunter Björn Johannson. Dieser preist Schmid denn auch als «sehr gute Wahl mit überzeugender internationaler Erfahrung». Rat in Public-Relations-Fragen holt sich Schmid bei Aloys Hirzel.

Seine Gegenspieler
Schmid scheut die Konfrontation nicht. So kämpft er an vorderster Front gegen die Beschränkungen für den Flughafen Zürich und legte sich da mit Verkehrsminister Moritz Leuenberger und dessen deutschem Amtskollegen Kurt Bodewig an. Ihr Fett weg kriegen aber auch die Politiker im Unique-Verwaltungsrat. Schmid könne da sehr direkt werden und schont auch Parteifreund Ruedi Jeker nicht, sagen Insider. Die Klingen kreuzt er zudem mit Peter Staub, Präsident des Schutzverbandes um den Flughafen Zürich. Gelohnt hat sich die forsche Taktik bislang nicht, wie die Einschränkungen durch den Staatsvertrag mit Deutschland für den Flughafen belegen. Als Sparten-Chef bei Mövenpick wetzte Schmid sich an einigen Kaderleuten. Nun darf man gespannt sein, wie er mit Kuoni-Chef Hans Lerch kutschieren wird, auch er ein Alphatier.
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