In über 40 Jahren Entwicklungszeit haben sich «schlaue Uhren» von Armbändern mit Taschenrechnern zu digitalen Lebensbegleitern mit Dutzenden Funktionen entwickelt. Heute haben die Käufer die Wahl zwischen Computern am Armgelenk oder gewohnten Uhren, die neben Zeit auch Lebensdaten messen.

Im vergangenen Jahr wurden laut einer Studie von Smartwatchgroup 6,8 Millionen Smartwatches verkauft. Dominiert wird der Markt von Samsung mit einem Anteil von 23 Prozent. Motorola bringt es auf 10 Prozent und die restlichen Anbieter wie Sony, Pebble, LG und Garmin haben nur Marktanteile im einstelligen Prozentbereich. Seit wenigen treten nun aber mit Apple und Swatch zwei neue, wichtige Anbieter in diesem Markt auf.

Die Uhren von Apple und Swatch zeigen, wie unterschiedlich die Vorstellungen einer klugen Uhr sind. Während Apple einen Minicomputer auf Handgelenkgrösse geschrumpft und mit Dutzenden Funktionen ausgestattet hat, erweitert Swatch die bekannte Digitaluhr um wenige Funktionen, die hauptsächlich Bewegungen und Aktivitäten messen.

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Apple gegen Swatch

Die Apple-Uhr kann zwar viel und sorgt deshalb im Alltag oft dafür, dass das Handy in der Tasche bleiben kann. Weil die Uhr aber breit informiert, kommuniziert und mit Apps unterhält, muss man sich mit komplexerer Bedienung und vor allem hohem Stromverbrauch abfinden. Wer abends das Laden vergisst, hat einen smart- und zeitlosen Tag vor sich.

Swatch verspricht dagegen, das man erst nach einem Jahr die Batterie wechseln muss. Ihre smarten Funktionen sind nur für bestimmte Sportarten angepasste Messfunktionen, deren Daten sich aufs Handy transferieren lassen. Grösste Gemeinsamkeit der Uhren von Apple und Swatch ist, dass deren Besitzer bald durch «Uhrenauflegen» an der Kasse berührungslos bezahlen können sollen.

Image oder Nutzen

Wer die Uhrenmesse in Basel besucht, die am 19. März beginnt, sieht, dass Uhren nicht nur Zeitmesser, sondern auch Modeartikel, Stilikonen und Prestigeobjekte sind. Dieses Problem lösen Apple und Swatch mit unterschiedlichen Lösungen. Während die Apple Watch auch im 15'000-fränkigen Goldgehäuse zu haben ist, outen die Swatch-Träger ihren Lieblingssport.

Denn die Schweizer werden Modelle für Beach-Volleyballer, Free-Rider, Surfer, Olympiafans und Hobbyköche lancieren. Der Blick aufs Handgelenk zeigt also nicht nur, was man hat, sondern auch was man tut.

Wer allerdings ein James-Bond-Image pflegt, muss zu Herstellern wie Samsung oder LG greifen. Diese bieten Uhren, mit denen sich direkt telefonieren oder im Internet surfen lässt. Dank GPS-Empfängern zeichnen sie nicht nur Bewegungen, sondern auch Laufrouten auf. Akku-Sorgen und ein schweres Handgelenk sind allerdings der Preis für solche Zusatzfunktionen.

Wahl eines Ökosystems

Die Wahl einer passenden Smartwatch wird auch erschwert, weil man sich dabei auch gleich für ein Ökosystem entscheiden muss. So kooperieren Apples Uhren nur mit Apples Smartphones. Auch Hersteller wie Samsung verknüpfen ihren Smartphones und Uhren sehr eng.

Wer gar seine Smartwatch für sportliche Leistungsvergleiche mit Kollegen nutzen will, ist darauf angewiesen, dass deren Uhr die gleiche Sportplattform und einen gemeinsamen Datensammler im Internet unterstützt.

Bei der Qual der Wahl zwischen klassischem mechanischem Chronographen, einfacher Smartwatch oder digitalem fettem Armschmuck dürften sich aber viele Käufer einfach auf ihren zweiten Arm besinnen. Denn wer links den Zeitmesser seiner Wahl und rechts ein günstiges Fitnessarmband trägt, hat wohl die grösste Wahlfreiheit bei der digitalen Erweiterung seines Körpers.

Smartwatches haben japanische Wurzeln

Die Wurzeln der Smartwatch-Technik liegen übrigens weder in den USA noch in der Schweiz. Die ersten klugen Uhren wurden hauptsächlich in Japan entwickelt. Hersteller wie Seiko und Casio verkaufen seit den späten 1970er-Jahren Uhren, die Telefonnummern speichern und Sprachmitteilungen aufzeichnen können. Legendär sind die japanischen Uhren aus den 80ern, mit denen man spielen oder gar fernsehen konnte.

Swatch unternahm dann in den 90er-Jahren seine ersten smarten Schritte mit einer Pager-Uhr, auf die man eine Art SMS schicken konnte.

Zu den Urvätern der Smart-Watch gehörte übrigens auch Microsoft. Bereits 2003 stellten sie mit der Spot eine Uhr vor, die Informationen aus dem Internet abfragen konnte. Im Jahr 2000 versuchte sich auch IBM in Zusammenarbeit mit Citizen mit einer Smartwatch mit Linux-Betriebssystem.

(sda/ccr)