Gibt es ihn noch, den Manager, der für Verlässlichkeit steht? Den Konzernlenker von globalem Format, bei dem die Balance zwischen dem, was er verspricht, und dem, was er liefert, noch einigermassen gewahrt scheint? Kein Ankündigungsminister mit variabler Agenda, wolkigen Visionen und dem Zeithorizont einer Eintagsfliege. Sondern einer, der unmissverständlich sagt, wohin die Reise geht, der an einmal gesteckten Zielen festhält und sich daher auch längerfristig beim Wort nehmen lässt. Armin Meyer, dem starken Mann von Ciba, eilt der Ruf voraus, zu dieser raren Spezies zu gehören. Nur schon die gedrungene Postur des VR-Präsidenten und CEO beim Basler Spezialitätenchemiekonzern scheint eine überdurchschnittliche Bodenhaftung zu signalisieren: solide und währschaft bis unters Hemd. Während der Swiss Market Index (SMI) im vergangenen Jahr um 28 Prozent einbrach, verloren die Ciba-Aktien moderate 7 Prozent und erwiesen sich damit als Fels in der Brandung. Nur gerade zwei inländische Grossunternehmen – SGS und Givaudan – schlugen sich an der Börse im Vergleichszeitraum besser. Im Kanon der Wehklagen über den grassierenden Machtmissbrauch in den Teppichetagen bildet die von Armin Meyer dirigierte Gesellschaft für Chemische Industrie Basel, kurz Ciba genannt, einen bemerkenswerten Spezialfall. In einer Phase, in der landauf, landab ein dramatischer Vertrauensverlust in die Integrität und die Problemlösungsfähigkeit der Wirtschaftselite zu verzeichnen war, ist im Fall von Ciba Speciality Chemicals – wie sich das Unternehmen seit der Abspaltung von Novartis im Jahr 1997 nennt – erstaunlicherweise just das Gegenteil eingetreten. Das lädierte Vertrauen in den strategischen Kurs und die Zukunftsfähigkeit des Chemikalien- und Farbstoffmultis ist vollumfänglich zurückgekehrt, seit Armin Meyer vor etwas mehr als zwei Jahren das Ruder in die Hand genommen hat. Noch selten liess sich ein derart enger Zusammenhang zwischen dem Führungsstil eines neuen Spitzenmanagers und dem Standing eines ganzen Konzerns beobachten. Seit der Amtsübernahme durch den heute 53-jährigen ETH-Ingenieur sei «ein gewaltiger Schub» durch die gesamte Firma gegangen, diagnostiziert die Managementberaterin Getrud Höhler, die seit der Verselbstständigung von Ciba SC im Verwaltungsrat sitzt: «Meyers Person strahlt aus wie ein Leuchtfeuer.» Peter Littmann, ehemaliger Lenker des Hugo-Boss-Imperiums und ebenfalls seit Frühjahr 1997 im Aufsichtsgremium des traditionsreichen Multis vertreten, kann dieser Einschätzung nur beipflichten: In erstaunlich kurzer Zeit sei es dem neuen CEO gelungen, «die Ciba-Kultur jünger, moderner und dynamischer» zu gestalten, sagt Littmann. Matchentscheidend: die Authentizität Mit seiner gewinnenden Art vermochte Armin Meyer sämtliche Stakeholder für seine Mission zu gewinnen. Dass ihm dies so rasch und überzeugend gelang, lässt sich zum einen auf die guten Betriebsresultate der letzten Quartale zurückführen. Trotz rezessiven Tendenzen in den wichtigsten Absatzmärkten konnten die weltweiten Verkäufe und der Gewinn kontinuierlich gesteigert werden. Abgesehen vom Geschäftserfolg, den letztlich jeder Manager braucht, hat Meyer seine hohe Akzeptanz der ihm eigenen Mischung aus Pragmatismus und Showtalent zu verdanken. Bei aller Solidität, die er ausstrahlt, besitzt der humorvolle Mittfünfziger auch eine mitreissende, beinahe missionarische Seite. Die Tatsache jedenfalls, dass Aktionäre, Kunden und Mitarbeiter heute wieder an das Unternehmen und dessen Führung glauben, lässt sich im Falle von Ciba Spezialitätenchemie weder mit dem Einsatz moderner Marketinginstrumente noch mit genialen strategischen Würfen begründen. Matchentscheidend sind die Kraft und die Authentizität von Meyers Person. Als Meyer im Januar 2000 in Basel die operative Leitung übernahm, realisierte er rasch, dass die Organisationsstruktur des Konzerns einer drastischen Straffung bedurfte, wollte er mit der Zeit raubenden Debattier- und Konsensfindungskultur der früheren Ciba-Geigy brechen. Die Konzernbereiche Additive, Farben und Haushaltsprodukte (inklusive Textil- und Papierchemikalien) folgten jeder für sich einer weitgehend autonomen Strategie. Anstatt Kräfte zu bündeln und Kosten zu teilen, funktionierten die drei Divisionen wie kleine, autarke Fürstentümer. Ohne zu zögern, schaffte Meyer die Divisionsebene mitsamt ihrer acht nachgeordneten Geschäftsbereiche ab und ordnete das Geschäft mit Blick auf die Kunden und Produkte neu in fünf überschaubare Segmente: Plastikadditive, Oberflächeneffekte, Wasser- und Papierbehandlung, Textilgeschäft sowie Heim- und Körperpflege. «Ich bin der geborene Fronttyp» Wo immer Handlungsbedarf besteht, reagiert Meyer sofort und ohne Sentimentalitäten: «Das Einzige, was wir nicht kaufen können, ist verlorene Zeit», begründet er seine schon beinahe sprichwörtliche Ungeduld. Bis der eingeleitete Kulturwandel von der Spitze eines Grossunternehmens an dessen Basis diffundiere, dauere es pro Managementebene im Schnitt ein Jahr, legt Meyer eine seiner bewährten Faustregeln dar. Von ursprünglich fünf Hierarchiestufen, die er bei seinem Amtsantritt in Basel vorfand, hat er durch Amputation der Divisionen inzwischen eine eliminiert. Bleiben noch vier Entscheidungsebenen oder rund vier Jahre, bis Meyers Führungsphilosophie den Multi vollständig durchdrungen haben wird. Ausgerechnet in Basel, wo rund 3000 Ciba-Mitarbeiter beschäftigt sind, sei der Informationsstand derzeit am schlechtesten. «Je weiter weg von der Konzernzentrale, desto besser werden meine Botschaften verarbeitet und implementiert», beschreibt er das kommunikative Paradoxon. «Die Verantwortlichen hier am Hauptsitz mit den meisten Führungsebenen haben offenbar das Gefühl, die lokale Belegschaft kenne die Ziele und Strategien ohnehin.» Der Ciba-Erneuerer ist ein exzellenter Kommunikator und bezeichnet sich selbst als «Wanderprediger» – das pure Gegenteil von einem wortkargen Stubenhocker also. An seinem Schreibtisch sitzt er nicht öfter als unbedingt notwendig. «Ich bin der geborene Fronttyp», verrät der Vielflieger beim Gesprächstermin in seinem Chefbüro an der Klybeckstrasse in Basel. Beinahe alle grösseren Ciba-Werke – rund um den Globus produziert der Konzern an über 40 Standorten – hat Meyer in den letzten vierundzwanzig Monaten persönlich besucht. Annähernd die Hälfte von insgesamt über 19 000 Konzernmitarbeitern hat er dabei individuell oder anlässlich von Betriebsversammlungen getroffen und vom Inhalt seiner Mission unterrichtet. Der reisefreudige CEO lässt es sich auch nicht nehmen, an sämtlichen Managementseminaren, bis hinunter auf die unterste Führungsebene, präsent zu sein. «Hier erfahre ich Dinge, die mir sonst nie zu Ohren kämen», begründet er seine Kontaktpflege an der Basis. Überall, wo Meyer hinkommt, verkündet er mit geringfügigen Variationen dieselbe einprägsame Botschaft: Ciba SC soll sich als einer der weltweit führenden Komplettanbieter für die Kunststoff- und Beschichtungsindustrie etablieren und sich dabei einer nachhaltig hohen Profitabilität und eines überdurchschnittlichen Cashflows erfreuen. Ganz nach dem Motto «Konsistenz bildet Vertrauen» schwört er die versammelte Belegschaft bis hinab zur Telefonistin auf dieses Ziel und die wichtigsten dazu erforderlichen Massnahmen ein. Die Kunst der schnörkellosen Rede beherrscht Armin Meyer aus dem Effeff. Komplexe Zusammenhänge versteht der stämmige Generalstabsoberst a.D. so zu komprimieren, dass ihm zuweilen unterstellt wird, er fertige seine Zuhörer – anstatt in einen echten Dialog mit ihnen zu treten – mit schnittigen Drei-Worte-Kommandos ab: «Frage den CEO!» und «Tu es sofort!» lauten zwei seiner eingedickten Managementimperative. Aufgewachsen ist der Mann mit dem reduktionistischen Flair in Zürich Oerlikon. Sein Vater war Wachtmeister bei der Zürcher Stadtpolizei, zuständig für unfalltechnische Abklärungen. Eine Viertelstunde vor Armin Meyer kam im Sommer 1949 Conrad Meyer zur Welt. Obschon jener bei Geburt einige Gramm mehr auf die Waage brachte als sein eineiiger Zwillingsbruder, schwang Armin beim Kräftemessen bald obenaus. Als Halbwüchsiger pirschte er am liebsten durch Feld und Wald und war vom Modellflugzeugbau fasziniert, während Conrad eher der ruhigere der beiden war und sich öfter in ein spannendes Buch vertiefte. Doch damit haben sich die Unterschiede auch schon beinahe erschöpft. «Schon als Buben verstanden wir uns bestens und nutzten es zuweilen aus, dass man uns kaum unterscheiden konnte», erinnert sich Conrad Meyer, heute Leiter des Instituts für Rechnungswesen und Controlling an der Universität Zürich. Abgesehen davon, dass er mittlerweile etwas ärmer an Kopfhaaren ist, gleicht der kleingewachsene Ökonomieprofessor, der unter anderem das VR-Präsidium der «Neuen Zürcher Zeitung» besetzt, seinem Zwillingsbruder nach wie vor wie ein Abziehbild. Ihren Lehrern geriet die Verwechslungsgefahr bald zu einem Problem, sodass man die Buben ab dem vierten Schuljahr vorsorglich in verschiedene Klassen steckte. Nach der Matur hauste das unzertrennliche Gespann während Jahren in der gleichen Studentenbude, bis Armin Anfang der Siebzigerjahre seine spätere Frau, eine kaufmännische Angestellte aus dem Aargau, kennen lernte. Noch heute telefonieren die Brüder jeden Morgen miteinander, und am Wochenende schwingen sie sich zwecks sportlicher Ertüchtigung gemeinsam aufs Rad. Nach Abschluss seines Ingenieurstudiums an der ETH Zürich trat Armin 1974 bei der Maschinenbaufirma Brown Boveri in Baden ein, wo er seine Doktorarbeit vollenden und gleichzeitig erste Berufserfahrungen sammeln konnte. Anfang der Achtzigerjahre stieg er in der Entwicklungsabteilung von BBC zum Ressortchef auf, erfüllte – parallel dazu – an der ETH einen Lehrauftrag in elektrischer Antriebstechnik und absolvierte 1983 eine Managementausbildung an der Princeton University in den USA. Als es 1988 zur Fusion mit dem schwedischen Maschinenbaukonzern Asea kam, war er in Baden gerade für die Produktion von Generatoren für Gas- und Dampfkraftwerke zuständig. Anlässlich der Sondierungsgespräche, die der designierte Konzernchef, Percy Barnevik, damals im BBC-Kader durchführte, fiel ihm der junge Abteilungsleiter mit dem soliden naturwissenschaftlichen Background sofort auf. Seither galt Meyer als potenzieller Nachwuchskandidat für eine Topposition im ABB-Konzern. Branchenexperten erkennen in ihm rückblickend denn auch den einzigen Schweizer, der das Rüstzeug gehabt hätte, es dort bis ganz an die Spitze zu schaffen. Mit 39 Jahren machte ihn Barnevik zum Direktor von ABB Drives, verlieh ihm später die Gesamtverantwortung über den Kraftwerkbau und verhalf ihm Mitte der Neunzigerjahre zum Sprung in die ABB-Konzernleitung. Von da an war Meyer einer der engsten Mitarbeiter des damals noch gefeierten Schweden, an den er direkt rapportierte. Von 1998 bis 2000 führte er mit dem Bereich Building Technologies die grösste ABB-Konzerndivision mit 55 000 Mitarbeitern. Doch spätestens als Barnevik-Nachfolger Göran Lindahl die Weichen in Richtung Automation stellte, musste sich Meyer eingestehen, dass es an der Schweden-Phalanx im Topmanagement auch für ihn kein Vorbeikommen geben würde. Gemessen am Niedergang, den der schwedisch-schweizerische Konzern in den letzten zwei Jahren erlebt hat, erscheint Meyers rechtzeitiger Wechsel an die Spitze eines branchenfremden Unternehmens als Glücksfall. Als er im Oktober 2000 seinen Rücktritt aus der ABB-Konzernleitung bekannt gab, war bereits absehbar, dass Göran Lindahl kurze Zeit später seinerseits das Handtuch werfen und durch seinen Landsmann Jörgen Centerman ersetzt werden würde. Die Schlechtwetterwolken am Horizont waren zu jenem Zeitpunkt für jeden Konzerninsider ersichtlich, auch wenn Meyer auf Anfrage strikte verneint, dass die aufziehende Sturmfront der Auslöser für seinen abrupten Standortwechsel gewesen sei. Leicht fiel es ihm mit Sicherheit nicht, nach 25-jähriger Betriebszugehörigkeit dem Technologiekonzern den Rücken zu kehren. Den Basler Siebenmilliardenkonzern führt Armin Meyer seither im Doppelmandat. Als Vizepräsident des Verwaltungsrats von Ciba SC, dem er seit dem Spin-off angehörte, hatte Meyer im Frühjahr 1999 die Aufgabe gefasst, einen neuen Konzernchef zu suchen. Doch die Suche nach einem geeigneten Kandidaten gestaltete sich ausnehmend harzig. Unter Vorsitz des glücklosen Vorgängers Rolf A. Meyer lehnte der Ciba-Verwaltungsrat die vorgeschlagenen Pababili allesamt ab. Stattdessen wurde der Leiter des Nominationskomitees, ABB-Veteran Armin Meyer, von seinen VR-Kollegen dazu ermuntert, sich doch seinerseits einen Jobwechsel zu überlegen. Als der Namensvetter schliesslich seinen Rückzug von sämtlichen Funktionen anbot, war der Weg für den Quereinsteiger aus Baden frei. «Voll engagiert und doch nie erschöpft» Angenommen, es gäbe ein Gesetz, das die Vereinigung der Oberaufsicht in Konzernleitung und Verwaltungsrat auf eine Person verbieten würde, wäre der Fall für den neuen Ciba-Gewaltigen klar: «Von den beiden Funktionen fasziniert mich das operative Tagesgeschäft mehr», sprudelt es aus ihm heraus. «Als Chairman nur für die Strategie verantwortlich zu sein, würde mich nicht erfüllen.» In seinem Alter, sagt er, müsse man den Puls einer Firma noch spüren. Wie alle einflussreichen Manager benötigt auch Meyer ein starkes Team um sich, das ihn im Zweifelsfall auch einmal zu kritisieren wagt. In der Person des 65-jährigen Rieter-Chefs Kurt Feller, der bei Ciba das Amt des VR-Vizepräsidenten versieht und sich als eine Art «Lead Director» versteht, weiss Meyer einen erfahrenen Aufpasser an seiner Seite. Anlässlich von Sitzungen, die unter Ausschluss des Chefstrategen stattfinden, wird seine Performance von den übrigen VR-Mitgliedern in regelmässigen Abständen beurteilt. Die Höhe des Gehalts – inklusive Bonus, Aktien und Optionen – legt ein dreiköpfiger, eigens gebildeter Salärausschuss fest. «Meyer setzt sich zweihundertprozentig für die Firma ein und wirkt trotzdem nie erschöpft», lobt ihn Getrud Höhler, die in besagtem Ausschuss mitwirkt. Bei allem Ehrgeiz ist der Ciba-Dompteur kein Workaholic mit selbstzerstörerischen Zügen. Zwar geniesst Meyer den Ruf eines Frühaufstehers, der – wenn er nicht gerade im Ausland weilt – regelmässig vor acht Uhr morgens im Büro aufkreuzt, und dies obwohl er mit seiner Familie an der Goldküste am rechten Zürichseeufer wohnt. Stauprobleme am Baregg kennt der Liebhaber hubraumstarker Fahruntersätze nicht: «Ich bewege mich immer gegen den Verkehr», schmunzelt er. Nebst diversen Autos, darunter ein auffälliges, hellrot gespritztes Sportmodell, nennt der diplomierte ETH-Ingenieur auch eine Harley Electra Glide sein Eigen. Wenn er sich mit seinem Fuhrpark beschäftigen kann, wirkt Meyer besonders authentisch. In solchen Momenten erscheint er wie ein grosser, verspielter Junge: «Beim Anblick schwerer Motorräder bekommt er glänzende Augen», bestätigt Zeitungsverleger Gerhart Isler, seinerseits ein Töff-Aficionado, der bisweilen mit Meyer zusammen ausfährt. Seine Batterien lädt der Ciba-Chef am effizientesten im Kreis seiner Familie wieder auf. Meyer ist verheiratet und hat einen zwanzigjährigen Sohn und eine achtzehnjährige Tochter. Bekannte attestieren ihm einen bemerkenswert kollegialen und freundschaftlichen Umgang mit seinen Kindern. Trotz hoher Arbeitsbelastung gibt es immer wieder Lücken im Terminplan, in denen er exklusiv für diese da ist. Mindestens einmal pro Jahr begibt sich die Familie auf eine ausgedehnte Fernreise. In Brasilien charterte Meyer beim letzten Mal ein Hausboot und schipperte mit seinen Liebsten den Amazonas hinab. «Wir haben zusammen schon die ganze Welt bereist», strahlt er. Wieder zu Hause, legt der Familienmensch auch dort lieber Hand an, als auf der faulen Haut zu liegen. «Er ist der Typ Hausmann, der die Weihnachtsbeleuchtung im Garten noch selber montiert», bestätigt ein Nachbar das Bild des nimmermüden Tüftlers. Bei aller Anerkennung, die ihm während seiner Karriere zuteil wurde, hat der Ciba-Boss seine Bodenhaftung nie ganz verloren. Zwar ist er nicht frei von Eitelkeiten, sieht sich selbst als industrielles Vorzeigemodell und ist ständig bemüht, alles besser zu machen. Obschon Meyer den grossen Auftritt liebt, ist er im Vergleich zu vielen seiner Kollegen erfrischend natürlich geblieben. Zum Klub der Schickimickis und chronischen Selbstbeweihräucherer, die ihren Kopf bei jedem Szeneanlass vor die Kamera halten müssen, zählt er jedenfalls nicht. Auch was die Übernahme von prestigereichen Verwaltungsratsmandaten betrifft, hat sich Armin Meyer bis anhin zurückgehalten. Einzig dem Aufsichtsorgan von Zurich Financial Services (ZFS) gehört er seit anderthalb Jahren an. Bei der strategischen Neuausrichtung des gebeutelten Versicherungsriesen mitzuwirken, schätzt Meyer als «interessante, zusätzliche Erfahrung». «Ich hoffe, dass er so bescheiden bleibt und keine weiteren VR-Mandate annimmt», sagt sein Freund, der Zeitungsverleger Gerhart Isler. Dezent-deutliche Distanz zu Barnevik «Barnevik war ein Idol für mich», bekennt Meyer im Rückblick ohne irgendwelche Scham. «Ich war bei ABB einer derjenigen, die am längsten mit ihm gearbeitet haben, und konnte viel von ihm lernen.» Was in den letzten zwei Jahren publik geworden sei – etwa die exorbitanten und inzwischen teilweise rückgängig gemachten Pensionsvergütungen –, habe auch für ihn «irgendwie nicht mehr ins Bild gepasst», schränkt Meyer ein: «Das tat schon weh.» Ähnlich wie sein in Ungnade gefallenes Vorbild versteht es auch dessen Schüler, seine Untergebenen kraft seiner Person zu begeistern und zu Höchstleistungen anzuspornen. «Meyer setzt nicht nur klare Ziele. Er sorgt auch dafür, dass diese Ziele erreicht werden», bekräftigt Marketingprofessor Peter Littmann. Zu diesem Zweck bedient sich der Simplifikator an der Ciba-Spitze der von ihm erfolgreich erprobten 3-K-Ideologie: kommunizieren, kontrollieren, korrigieren. «Man spürt seine Vitalität und Entschlossenheit», schwärmt Verwaltungsrätin Getrud Höhler. «Da kommt keine Teestubenatmosphäre auf.» Armin Meyer sei «der richtige Mann am richtigen Platz», gibt sich die Managementberaterin aus Deutschland überzeugt: «Besser kann man diese Sache nicht machen.»
ARMIN MEYER - Stationen einer Karriere: ETH, BBC, ABB, Ciba 1974 Elektroingenieur-Diplom an der ETH Zürich 1976 Eintritt bei Brown Boveri als Studieningenieur 1981–93 ETH-Lehrauftrag für elektrische Antriebstechnik 1984–87 Abteilungschef Generatorenbau bei BBC 1988–91 Direktor der ABB Drives AG 1992–94 Direktor ABB Kraftwerke AG 1993 Ernennung zum ETH-Titularprofessor 1993–94 Konzernverantwortung für den Kraftwerkbau 1995–98 Leitung der ABB-Konzernsparte Stromerzeugung 1997–99 Mitglied des Verwaltungsrats von Ciba SC 1998–2000 Leitung der ABB-Konzernsparte Building Technologies 1999–2000 Vizepräsident des Verwaltungsrats von Ciba SC 11/2000 VR-Präsident von Ciba SC 1/2001 Chief Executive Officer von Ciba SC
FERRARI-ROT UND MASERATI-BLAU Ciba SC unterstützt Brands wie Ferrari, Virgin und Coca-Cola, ihre Markenintegrität zu bewahren – mit Corporate Color Management. Beim Anblick reinrassiger Automobile wird der starke Mann im Ciba-Cockpit schwach. Wenn Armin Meyer den roten Miniatur-Ferrari in seinem Büro zur Hand nimmt, beginnen seine Augen zu leuchten. Schumachers siegreicher Formel-1-Bolide, gespritzt mit Spezialpigmenten von Ciba, ist sein Lieblingsbeispiel für den Einsatz spartenübergreifender Technologie. Auf der Basis langjähriger Geschäftsbeziehungen der italienischen Konzerntochter mit dem Sportwagenhersteller Ferrari hat Ciba Spezialitätenchemie einen Vertrag über das weltweite Corporate Color Management (CCM) der Kultmarke abgeschlossen. Nicht nur für die siegreichen Formel-1-Modelle, auch für Schumis Overall, die Wasserflasche, die er nach dem Rennen in der Hand hält, sowie für eine wachsende Palette von Merchandising-Artikeln (Sweatshirts, Fahnen, Kopfbedeckungen, Kugelschreiber, Toilettenartikel und sogar Perücken) garantiert der Basler Konzern die Konsistenz der Corporate-Identity-Farben Feuerwehrrot und Gelb (Ferrari) sowie Blau (Maserati). Das CCM-Team von Ciba setzt sich aus Fachleuten der drei Geschäftseinheiten Oberflächeneffekte, Textileffekte und Plastikadditive zusammen. Da sich Farben unter verschiedenen Lichtbedingungen rasch verändern können, bürgen die CCM-Spezialisten dem Kunden, seinen Lieferanten und Lizenznehmern gegenüber dafür, dass jederzeit rund um den Globus sämtliche erforderlichen Korrektursubstanzen verfügbar sind. Ähnliche Verträge hat Ciba SC mit den Weltmarken Coca-Cola und Virgin abgeschlossen.
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