Haben Sie schon mal von Tahnee Welch gehört? Vermutlich nicht. Von Stéphanie von Monaco haben Sie dagegen mit Sicherheit schon gehört. Was beide verbindet: Es sind zwei schöne Frauen – aber mit ihren Müttern Raquel Welch und Grace Kelly hat es die Natur noch ein bisschen besser gemeint. Schönheit ist offensichtlich schwer zu vererben, auch bei den Töchtern aktueller Hollywood-Hotties wie Kate Beckinsale oder Gillian Anderson trifft das zu – und falls Maggie Q oder Olivia Munn einst Kinder haben sollten, prophezeie ich: Die Theorie wird Bestand haben.

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Diese Vererbungsregel gilt auch für Autos. Und das bringt uns zu einem Fahrbericht, der genau hier vor gut einem Jahr erschien: über den Mercedes S-Klasse Coupé. Keine Sorge, das wird keine «Wie ich in diesen Spalten schon mehrfach ausgeführt habe»-Kolumne. Wichtig ist hier nur: Das S-Coupé ist eine so strahlende Schönheit, dass wir es hymnisch gelobt haben.

Kleine Defizite

Steht man nun vor dem kompakten C 300 Coupé, fallen im Vergleich mit der Mutter eben die kleinen Defizite auf. Die Front schüchterner, die Seitenlinie etwas schwächlicher, und das abfallende, schmalere Heck wirkt irgendwie unfertig und weich – statt prächtig und mächtig. Man könnte auch sagen: Der Hintern ist nicht so toll wie beim Original. Übrigens, Mercedes-Chefdesigner Gorden Wagener vergleicht selbst gern die Rundungen seiner Entwürfe mit den Kurven schöner Frauen, also sei das auch hier erlaubt.

Wagener muss nun darauf achten, dass seine Strategie der «sinnlichen Klarheit», die Mercedes den Erfolg gebracht hat, nicht zu Uniformitäten führt. Schlichtes Klonen und folgende Schrumpf- oder Blähprozesse (je nach Fahrzeugklasse) genügen auf Dauer nicht. Die Baureihen brauchen eigene Charaktere, sonst sieht sich das Publikum bald satt. Wagener ist schlau, er wird diese Falle umgehen.

Teure «high maintenance»

Unterm Blech macht der C 300 alles richtig. Sitze und Interieur sind fein gearbeitet, Antrieb und Fahrwerk sehen sich als Cruiser, packen aber im Sportmodus erstaunlich beherzt zu. Und natürlich ist auch das C-Coupé ein schönes Auto; würden wir die überirdisch schöne Mutter nicht kennen, gäbe es keine Diskussion um die Tochter.

Tahnee Welch ist ja selber Fotomodell und Stéphanie immerhin Prinzessin – die mit Franco Knie in einem Wohnwagen lebte. Das ist eben die andere Seite der Medaille: Die Raquels dieser Welt sind häufig «high maintenance» und entsprechend teuer; das S-Coupé kostet mindestens 120'000 Franken. Das C-Coupé startet bei der Hälfte. Also lieber den Zweitschönsten, aber nur halb so viel zahlen? Tja ...

Mercedes C 300 Coupé
Antrieb: 2-Liter-Vierzylinder-Benzinmotor
Verbrauch: 6,3 Liter
Leistung: 245 PS (180 kW), 0–100 km/h in 6,0 s, Vmax 250 km/h (abgeregelt)
Preis: ab 59 900 Franken

 

*Dirk Ruschmann fährt seit 25 Jahren Auto und arbeitet seit zehn Jahren für die BILANZ. Er schreibt über Unternehmen, Manager, Autos und andere bewegliche Teile.