Moritz Suter hat am Montag alle Aktien der BaZ Holding AG an Rahel Blocher abgetreten. Im letzten halben Jahr seien «zwischen dem Darlehensgeber und mir zunehmend grundsätzlich unterschiedliche Meinungen aufgetreten» in Bezug auf die Unternehmensführung, schrieb Suter den Angestellten der «Basler Zeitung» («BaZ») in einem Mail, das der Nachrichtenagentur sda vorliegt.

Seine «Unabhängigkeit und Eigenständigkeit als verantwortlicher und geschäftsführender Verwaltungspräsident» seien «in Frage gestellt worden», so Suter weiter. Er habe diese Funktion so immer weniger wahrnehmen können.

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Suter hat deshalb seine Aktien an die Tochter von Christoph Blocher, Rahel Blocher, verkauft. Dies sei als eine von zwei Optionen vorgesehen gewesen in einer Vereinbarung vom November 2010, als Suter die Basler Zeitung Holding von Tito Tettamanti und Martin Wagner übernommen hatte.

Als «BaZ»-Verleger und von allen Funktionen zurückgetreten

Suter hatte nach eigenen Angaben als Alternative vorgeschlagen, mit eigenen Investoren das Darlehen an das Unternehmen auszulösen. Er habe dabei auch «substanziell» neues Kapital zuführen und die Aktienmehrheit streuen wollen, an die 78'000 Abonnierten und die Öffentlichkeit - das Konzept hätte «grosse Erfolgschancen gehabt».

Sein Vorschlag sei jedoch nach wochenlangen intensiven Verhandlungen abgelehnt worden, schreibt Suter im internen Mail weiter. Er habe die Aktien an Rahel Blocher verkaufen müssen. Darum sei er nun per sofort als «BaZ»-Verleger und von allen Funktionen des Konzerns zurückgetreten.

Noch am Montagnachmittag hatte die Basler Regierung nach diversen Medienberichten «rasch Transparenz» über die Eigentumsverhältnisse bei der BaZ verlangt. Medien seien für die Meinungsbildung in der Demokratie wichtig, schrieb sie. Das Wissen um die Eigentümer erlaube der Leserschaft Informationen im Blatt einzuordnen, sagte ein Sprecher.

Am Montagabend äusserte sich Regierunsgrat Christoph Brutschin auf Anfrage befriedigt über die Klärung der Eigentumsverhältnisse. Er mahnte jedoch auch «unternehmerische Verantwortung» an für die mehreren hundert Arbeitsplätze in den Druckereien des Konzerns. Neue Aufträge hereinzuholen sei möglich; Blocher habe ja viele Kontakte.

Blocher: «Ich habe Einfluss bei der Basler Zeitung»

In den letzten Tagen waren weder Moritz Suter als BaZ-Verleger noch Christoph Blocher als kolportierter Geldgeber und Einflussnehmer bereit gewesen, auf Anfrage Stellung zu den diversen Medienberichten zu nehmen.

Blocher selber ist auf seiner Homepage www.Blocher-TV.ch im O-Ton zu vernehmen, wo er sagt, finanziell sei er nicht beteiligt, aber: «Ich habe Einfluss bei der Basler Zeitung, das ist ja klar.» Dass er mit BaZ-Chefredaktor Markus Somm persönlich befreundet ist, ist bestens bekannt.

Der «Tages-Anzeiger» hatte am Donnerstag von Geheimverträgen berichtet, mit denen Blocher die BaZ finanziere: Als Strohmann für ein 70-Millionen-Darlehen fungiere Ex-UBS-Chef Marcel Ospel, und Blocher könne alle Aktien von Suter zurückholen. Am Samstag schrieb der «Tages-Anzeiger» dann, Vertragspartnerin sei nicht Christoph Blocher, sondern seine Tochter Rahel.

Mehrfacher Handwechsel

Das Unternehmen steckt in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Im Mai hatte sie einen Konzernverlust von 2,2 Millionen Franke für das vergangene Geschäftsjahr ausgewiesen; 20,9 Millionen waren es im Vorjahr gewesen. Stellen waren abgebaut worden. Die teuer erneuerte Druckerei war nicht voll ausgelastet; Abschreiber belasteten die Rechnung.

Nach Jahrzehnten im Besitz der Basler Verlegerfamilie Hagemann war das Unternehmen im Februar 2010 vom Tessiner Financier Tito Tettamanti und vom Anwalt Martin Wagner übernommen worden. Nach einem Wirbel um ein Beratungsmandat von Christoph Blochers Robinvest ging es im November 2010 an den Crossair-Gründer Moritz Suter über. Damals wurde Suter als Alleinaktionär bekannt gegeben.

Die Diskussionen um die Besitzverhältnisse hielten indes an. Moritz Suter notierte in seinem ersten Geschäftsbericht: Die Mittel für die Holding stammten aus seinem privaten Vermögen; er habe ein Unternehmen mit Schulden von weit über 100 Millionen Franken gekauft.

(tno/sda)